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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - April 2022
Grundlagen
Im ersten April-Drittel fiel Schnee bis in tiefe Lagen. Damit verbunden waren auch Spätfröste mit tiefen Temperaturen. Spätfröste traten auch am Ende des zweiten Monatsdrittels nochmals auf. Die Spätfröste dürften in frühen Obstkulturen (Steinfrüchte und Kernobst) zu Schäden geführt haben, welche zurzeit jedoch noch kaum eingeschätzt werden können. Trotz den Kältephasen bewegte sich die Durchschnittstemperatur in den meisten Regionen im Rahmen der langjährigen Norm. Ansonsten herrschte häufig das typische, wechselhafte Aprilwetter. In der Südschweiz fielen Ende April erstmals im laufenden Jahr kräftige Niederschläge.
Pflanzenbau
Die Ackerkulturen haben gemäss den Meldungen der Berichterstatter von Ende April den Winter im Allgemeinen gut überstanden (Tabelle 2.1). Die Saatbedingungen waren gut. Die Regenfälle Ende März und anfangs April haben die Wasserversorgung in der Nordschweiz verbessert. Entsprechend wurde die Wasserversorgung eher besser als in den beiden Vorjahren beurteilt. Der Stand der meisten Kulturen von Getreide, Raps und Eiweisserbsen wurde als genügend bis gut eingestuft. Aufgrund der schwachen Kartoffelernte 2021 wurden laufend grössere Mengen an Kartoffeln importiert (Tabelle 2.2). Im März wurde die Produktion von Frischgemüse auf 6258 Tonnen gesteigert, blieb damit aber immer noch um 7,9 % unter der Menge von März 2021 (Tabelle 2.5).
Milchwirtschaft
Trotz gestiegenen Milchpreisen lag die Milchmenge im Februar mit 263,8 Kilotonnen tiefer als im Vorjahr (Tabelle 3.1). Die 12-Monats-Menge lag nur minim über jener der Vorperiode. Im Februar wurde im Vergleich zum Vorjahr wenig Konsummilch und Butter produziert. Bei der Konsummilch ist die Produktion seit dem Abflauen der Corona-Krise rückläufig, die Butterproduktion ist abgesehen von einem Zwischenhoch 2021 schon länger rückläufig (Tabellen 3.2). Bei der Käseproduktion wiesen die Sorten Tête de Moine AOP und le Gruyère AOP im Februar und auch kumuliert die grössten Wachstumsraten auf (Tabelle 3.4). Deutlich sind die Zunahmen jedoch auch bei der Industrieware und beim Conveniencekäse.
Viehwirtschaft
Der Milchkuhbestand ging im März mit etwas reduzierter Geschwindigkeit zurück und betrug Ende Monat 542 187 Kühe (Tabelle 4.2). Gleichzeitig stieg der gesamte Rindviehbestand im Vorjahresvergleich weiter leicht an. Weiterhin waren v.a. die Bestände jüngerer Tiere höher als vor Jahresfrist (Tabelle 4.2). Die Bestandeszunahme bei den jüngeren Tieren dürfte zumindest teilweise durch den Rückgang der Kälbermast und die Zunahme der Weide- und Grossviehmast verursacht werden. Im März gingen die Schlachtungen ausser bei den Stieren (+4,5 %) und den Schweinen (+2,2 %) zurück. Es ist allerdings möglich, dass bei den Schweineschlachtungen aufgrund von Umstellungen bei der TVD ein leicht zu hoher Wert ausgewiesen wird (Tabelle 4.6). Eine leichte Zunahme ergibt sich jedoch auf jeden Fall. Auf die weiterhin angespannte Situation im Schweinesektor deutet auch das weiterhin hohe Schlachtgewicht von 91,4 kg pro Tier (Tabelle 4.5). Im Gegensatz dazu lagen die Schlachtgewichte der Rindviehkategorien eher tief. Entsprechend nahm die Rindfleischproduktion im März gegenüber dem Vorjahr ab (-4,9 %). Beim Schweinefleisch ergab sich eine Zunahme (+3,6 %). Beim Schaffleisch ergab sich ein deutlicher Rückgang, allerdings ist ein Vergleich mit dem Vorjahr kaum möglich, da Ostern 2022 am 17. April stattfand und im Vorjahr am 4. April (Tabelle 4.9). Die Geflügelfleischproduktion nahm im März gegenüber dem Vorjahr weiter zu (+1,9 %). Im ersten Quartal 2022 wurden 3,8 % mehr als 2021 produziert (Tabelle 4.11). Noch stärker stieg die Eierproduktion an, mit einer Zunahme von 7,2 % im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr (Tabelle 4.12). Gleichzeitig sank der Import von Schaleneiern, womit die zum Konsum verfügbare Menge im laufenden Jahr bisher leicht zurückging.
Aussenhandel
Im März lagen die Käseexporte mit 6635 Tonnen um 10,2 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 5.6). Kumuliert ergibt sich für das erste Quartal 2022 eine Abnahme um 5,6 %. Die Importe von Futtermitteln, Stroh und Dünger wurden massiv teurer (Tabelle 5.15). Der durchschnittliche Importpreis der Dünger ist im März um 57,5 % angestiegen gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Quartal stieg der Durchschnittspreis sogar um 67,7 %. Mengenmässig gingen die Importe im ersten Quartal um 19,2 % zurück, kosteten aber trotzdem 35,5 % mehr als im Vorjahr.
Preise
Die Preise für Grossvieh konnten im April nochmals zulegen, insbesondere Verarbeitungstiere waren weiterhin gesucht (Tabelle 6.3). Tiefer als im Vorjahr lagen im April die Preise für Tränkekälber (Tabelle 6.5). Die Preise für Schlachtschweine stiegen im April zwar leicht an, es bestand jedoch weiterhin ein zu grosses Angebot (Tabelle 6.6). Die Jagerpreise nahmen im April auf tiefem Niveau leicht ab. Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe blieben auf hohem Niveau konstant. Nur gerade die Preise für Weidelämmer lagen leicht unter dem Vorjahresniveau (Tabelle 6.7). Der Produzentenpreisindex übertraf im März den Vorjahreswert um 3,3 % (Tabelle 6.11). Den grössten negativen Einfluss hatten die Preise für Schlachtschweine. Ein hohes Preisniveau bei den Produzentenpreisen ist aktuell jedoch unbedingt erforderlich: Der Einkaufspreisindex landwirtschaftlicher Produktionsmittel lag im März um 8,9 % höher als im Vorjahr (Tabelle 6.15). Die Teuerung ist vor allem bei der Energie (+34,6 %), den Düngemitteln (+62,3 %) und den Futtermitteln (+8,8 %) massiv und erzeugt hohe Mehrkosten. Ein Ende der Teuerungswelle ist nicht absehbar. Die Corona-Krise hat zu Problemen bei den Lieferketten und in der Logistik geführt. Jetzt kam noch die Ukraine-Krise dazu. Auf dem Weltmarkt stiegen die Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe, Energie und Dünger massiv an und es besteht vorerst keine Aussicht auf Besserung (Tabelle 6.26).
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"