Hauptinhalt

Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Juli 2021

Grundlagen

Der Juli 2021 zählt zu den fünf niederschlagreichsten Monaten seit Messbeginn. Dabei waren die Böden schon Ende Juni weitgehend mit Wasser gesättigt. Die grossen Niederschlagsmengen fielen v.a. in der ersten Monatshälfte ab dem fünften Juli. Sie führten zu Überschwemmungen, Hangrutschen und Murgängen. Das Hochwasser erforderte auch die temporäre Einstellung der Schifffahrt auf dem Rhein. Mehrere Gewitter mit Hagelzügen führten am 7./8. Juli sowie am 12./13. Juli zu grossen Schäden. Regional kam es bei landwirtschaftlichen Kulturen wie Gemüse und Reben bis zum Totalverlust. Eine Phase mit etwas sonnigerem Wetter folgte vom 17. bis am 23. Juli, bevor erneut tiefdruckbestimmtes Wetter folgte. Zwischen dem 24. bis 28. Juli hagelte es erneut mit Korngrössen, welche nur alle 20 bis 50 Jahre erwartet werden. Insgesamt wurden im Juli schweizweit acht Hageltage gezählt. Dabei waren die Hagelschäden schon im Juni mit 6927 Schadenmeldungen weit überdurchschnittlich (Tabelle 1.5). Die mittlere Temperatur lag im Juli um 0,3 Grad unter der Norm 1981-2010, während die Temperatur auf der Alpensüdseite im Bereich der Norm lag.

 

Pflanzenbau

In Anbetracht der eher schwierigen Wetterbedingungen sind die Meldungen zur Heuernte erstaunlich positiv. Die Erntemenge und -qualität werden von der Mehrzahl der Berichterstatter als gut bis sehr gut eingestuft (Tabelle 2.2). Die Produktion von Frischgemüse nahm im Juni gegenüber dem Vorjahr um 7,5 % ab. Kumuliert beträgt der Rückstand 11,7 % (Tabelle 2.3). Mit dem extremen Juli-Wetter haben sich die Bedingungen im Gemüsebau inzwischen weiter verschlechtert. Nach dem Rekordjahr 2018/2019 hat die Erzeugung von Kernobst- und Spezialitäten-Branntwein im Brennjahr 2019/2020 deutlich abgenommen (Tabelle 2.7).

 

Milchwirtschaft

Für den Monat Juni wird im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Milchanlieferung um 2,0 % erwartet (Tabelle 3.1). Dabei sinkt inzwischen der Anteil der zu Konsummilch, Jogurt und Quark verwerteten Milch, während mehr Butter und Dauermilchwaren produziert werden (Tabelle 3.2). Beim Käse nahm die Produktion von Frischkäse im Mai um 5,6 % ab. Kumuliert beträgt der Rückgang 1,8 % (Tabelle 3.4). Dies könnte ein Effekt des wieder erstarkenden Einkaufstourismus sein. Bei den anderen Käsekategorien nimmt die Produktion weiter zu. Deutlich zugenommen gegenüber dem Vorjahr haben die Butterlager (Tabelle 3.6).

 

Viehwirtschaft

Der Rindviehbestand lag Ende Juni um 0,8 % höher als im Vorjahr (Tabelle 4.1). Der Milchkuhbestand nahm nur um 0,3 % ab. Die Bestände der weiblichen Tiere bis zu einem Alter von zwei Jahren lagen Ende Juni höher als in den beiden Vorjahren (Tabelle 4.2). Somit kann es nicht erstaunen, dass im Juni deutlich weniger Rindvieh geschlachtet wurde als im Vorjahr. Vor allem bei den Kühen war der Rückgang massiv (‑18,9 %). Dafür wurden mehr Schweine (+3,1 %), Schafe (+0,7 %) und Ziegen (+7,4 %) geschlachtet (Tabelle 4.5). Entsprechend nahm die Inlandproduktion von Rindfleisch (-13,5 %) und Kalbfleisch (-5,1 %) ab. Die Produktion von Schweinefleisch nahm um 3,3 % zu, jene von Schaffleisch nahm aufgrund tieferer Schlachtgewichte geringfügig (-0,4 %) ab (Tabelle 4.8). Die Schlachtgeflügelproduktion nahm um 5,8 % zu (Tabelle 4.10). Dabei stiegen auch die Importe weiter an. Auch die Inlandproduktion von Eiern ist weiter auf Wachstumskurs (Tabelle 4.11). Hier erfolgt die Steigerung der Inlandproduktion jedoch zu einem grossen Teil zu Lasten der Importe.

 

Aussenhandel

Die Käseexporte nahmen im Juni gegenüber dem Vorjahr um 3,4 % zu und stiegen auf 5959 Tonnen (Tabelle 5.6). Gleichzeitig nahmen die Importe um 3,1 % ab. Wahrscheinlich wird ausländischer Käse wieder vermehrt durch die Konsumenten direkt im Ausland gekauft. Allerdings liegen die Importe weiterhin höher als die Exporte. Am meisten profitiert von der Zunahme der Exporte haben «andere» Frisch- und Halbhartkäse. Relativ betrachtet war die Zunahme beim Vacherin Fribourgeois AOP mit einer Steigerung um 48,8 % am grössten. Die Importe und Exporte im Zollkapitel 7 (Kaffee, Tee, Gewürze) nahmen im laufenden Jahr weiter deutlich zu (Tabelle 5.9). Deutlich angestiegen ist der Wert der Gemüseimporte, ohne dass eine entsprechende Zunahme der Menge erfolgt wäre.  Im Juni wurden deutlich mehr Futtermittel importiert als im Vorjahr, wobei sich kumuliert jedoch keine Zunahme ergab (Tabelle 5.15). Im ersten Semester 2021 sind mengenmässig v.a. die Importe von Pflanzenschutzmitteln angestiegen (+23.6 %). Wertmässig haben insbesondere auch die Importe von Maschinen zugenommen. Die importierten Produktionsmittel sind mit Ausnahme der Pflanzenschutzmittel teurer geworden.

 

Preise

Die Preise für Grossvieh stiegen auch im Juli weiter an und lagen deutlich über dem Niveau der beiden Vorjahre (Tabelle 6.3). Bei den Schlachtkälbern sieht die Lage ähnlich günstig aus (Tabelle 6.4). Auch die Preise für Tränkekälber lagen im Juli höher als im Vorjahr und stiegen weiter an (Tabelle 6.5). Der Preis für Tränker AAm lag je nach Quelle bei ca. 13 CHF/kg LG. Stark unter Druck standen im Juli die Preise für Jager und Schlachtschweine. Die Zunahme der Schlachtungen, der Anstieg des Einkaufstourismus und die verregnete Grillsaison schaffen ein schwieriges Umfeld (Tabelle 6.6). Völlig ungetrübt ist dagegen das Bild bei den Lämmern und Schlachtschafen, wo die Preise im Juli stabil auf einem sehr hohen Niveau lagen (Tabelle 6.7). Die Milchpreise stiegen im Juni weiter an und lagen über dem Niveau der Vorjahre (Tabelle 6.9). Der Produzentenpreisindex nahm im Juni gegenüber dem Vorjahr um 1,5 % zu. Die positive Entwicklung stammt weitgehend von den Preisen der tierischen Erzeugung (Tabellen 6.10 und 6.11). Bei den Vorleistungen wurden vor allem Treibstoffe und Düngemittel deutlich teurer. Die Teuerung nahm jedoch in fast allen Positionen leicht zu, insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % (Tabellen 6.15 und 6.16).

Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"