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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Juli 2022
Grundlagen
Der Juli 2022 war sehr heiss, sonnig und trocken. Er war der viertwärmste Juli seit Messbeginn 1864. Nur in den Jahren 2015, 2006 und 1983 war der Juli im Mittel noch wärmer. Die ausgeprägten Hochdruckverhältnisse liessen nur selten Niederschläge zu. Die Monatssummen blieben in der ganzen Schweiz deutlich unter der Norm 1991–2020. In einigen Gebieten fiel weniger als ein Drittel der Norm. Regional herrschte eine ausgeprägte Wasserknappheit, zum Beispiel im Südtessin, in Teilen der Westschweiz und im Kanton Schaffhausen. Der trockene Juli schuf zwar gute Bedingungen für die Getreide- und Rapsernte, die übrigen Kulturen litten jedoch an vielen Orten an akutem Wassermangel, da schon in den Vormonaten wenig Niederschläge gefallen waren. Mit 4374 Meldungen wegen Hagelschlag wurden im Juni 2022 weniger Schäden als im diesbezüglich extremen Monat Juni des Vorjahres (6980 Schadenmeldungen) registriert. Der Wert ist jedoch ebenfalls überdurchschnittlich hoch (Tabelle 1.5). Bei den Elementarereignissen fielen in drei der letzten zehn Jahre (2013, 2016, 2021) mehr als die aktuell 461 Meldungen an (Tabelle 1.6).
Pflanzenbau
Gemäss den Meldungen der Berichterstatter fiel die Heuernte ertragsmässig leicht unterdurchschnittlich aus. Die Ursache dürften die mehrheitlich trockenen Verhältnisse sein, welche keine optimalen Wachstumsbedingungen für die Wiesenbestände erlaubten. Etwas besser sieht es bei der Qualität des Dürrfutters aus (Tabelle 2.1). Mit 42 166 Tonnen übertraf die Ernte von Frischgemüse im Juni den Vorjahreswert um 16,8 % und lag auch höher als im Jahr 2020 (Tabelle 2.3). Die Kirschenernte wird mit 8396 Tonnen deutlich höher als in den beiden Vorjahren aber tiefer als 2017 und 2018 geschätzt (Tabelle 2.5).
Milchwirtschaft
Die Milchproduktion nahm auch im Monat Mai im Vergleich zum Vorjahr ab und zwar um 4,0 % (Tabelle 3.1). Die rückläufige Milchmenge führte schon im Monat Mai bei allen Verwertungsarten mit Ausnahme des Quarks zu stagnierenden oder abnehmenden Mengen (Tabelle 3.2). So gibt es kumuliert betrachtet bis Ende Mai nur bei wenigen Käsesorten noch eine relevante Produktionszunahme (Tabelle 3.4). Der durchschnittliche Milchgehalt fiel im Mai weiter ab und lag sowohl beim Fett wie auch beim Eiweiss unter den Werten der beiden Vorjahre (Tabelle 3.7).
Viehwirtschaft
Der Rindviehbestand lag auch im Juni leicht höher als im Vorjahr (Tabelle 4.1). Der Milchkuhbestand nahm im Jahresvergleich weiter ab. Die Abnahme wird jedoch durch die Zunahme der anderen Kühe voll kompensiert. Im Juni wurde weniger Gross- und Kleinvieh geschlachtet als vor Jahresfrist (Tabelle 4.5). Nur Stiere wurden 2,0 % mehr als vor einem Jahr geschlachtet. Bei den Schweinen gingen die Schlachtzahlen um 4,0 % zurück. Aufgrund des hohen Schlachtgewichts (Tabelle 4.4) nahm die Fleischmenge jedoch nur um 3,0 % ab (Tabelle 4.8). Auch beim Rindfleisch (-1,2 %), Kalbfleisch (-1,1 %) und beim Schaffleisch (-4,7 %) war die Inlandproduktion rückläufig. Im Juni nahm die Produktion von Inländischem Geflügelfleisch gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % zu (Tabelle 4.10). Das Wachstum der Produktion hat sich im Vergleich zu den Covid-Jahren 2020/21 etwas verlangsamt. Die Eierproduktion wurde im Juni um 1,1 % gesteigert (Tabelle 4.11). Im ersten Semester nahm die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 4,7 % zu.
Aussenhandel
Im ersten Semester 2022 stiegen die Importe von ganzem Getreide gegenüber dem Vorjahr um 37,4 % an (Tabelle 5.1). Dies kann auf die schlechte Inlandernte 2021 zurückgeführt werden. Die bessere Inlandernte im laufenden Jahr führt auch beim Gemüse (Tabelle 5.2) und bei den Früchten (Tabelle 5.3) aktuell zu leicht rückläufigen Importen. Eine weitere mögliche Ursache ist der Einkaufstourismus, welcher wieder zunimmt und allenfalls auch eine Erklärung für den aktuellen Rückgang der Importe von Frucht- und Gemüsezubereitungen sowie Getränken bietet (Tabelle 5.4). Die Käseexporte blieben auch im Juni unter den Vorjahreszahlen (Tabelle 5.6). Im ersten Semester nahmen die Exporte mengenmässig gegenüber dem Vorjahr um 7,6 % ab. Entsprechend wurde bei den meisten Käsesorten im Juni weniger als im Vorjahr exportiert (Tabelle 5.8). Die Importe von Saatgut (+14,5 %), Futtermitteln (+16,4 %), Stroh (+2,3 %) und Pflanzenschutzmitteln (+15,6 %) sind im ersten Halbjahr 2022 angestiegen (Tabelle 5.15). Die Einfuhren von Dünger haben um 21,8 % abgenommen. Hauptgrund dürften die sehr hohen Importpreise beim Dünger sein. Die Preise vieler weiterer Importgüter sind stark angestiegen (Tabelle 5.16).
Preise
Die Preise für grosses Schlachtvieh waren auch im Juni stabil und auf höherem Niveau als in den Vorjahren (Tabelle 6.3). Die Preise für Schlachtkälber stiegen im Juli nur leicht an und bewegten sich in etwa auf Vorjahresniveau (Tabelle 6.4). Saisongemäss sind die Preise für Tränkekälber weiter angestiegen, lagen im Juni aber weiterhin unter dem Vorjahresniveau (Tabelle 6.5). Die Schweinepreise sind im Juli mit einem mittleren Basispreis von 3,44 CHF/kg SG geradezu abgestürzt (Tabelle 6.6), den Ferkelpreisen erging es nicht besser. In der Woche 31 sank der Schlachtschweinepreis QM sogar auf 3.00 CHF/kg SG. So tief lag der Preis noch nie in den letzten 30 Jahren. Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe waren im Juli weiterhin stabil auf hohem Niveau (Tabelle 6.7). Dabei lagen nur die Preise der Weidelämmer leicht tiefer als im Vorjahr. Der landwirtschaftliche Produzentenpreisindex lag im Juni um 0,7 % höher als im Vorjahr (Tabellen 6.10 und 6.11). Die einzige Position mit einer massiv negativen Preisentwicklung sind die Schlachtschweine. Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Produktionsmittel sind im Juni gemäss Index im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 % angestiegen (Tabellen 6.15 und 6.16). Weiterhin ist die Teuerung bei Energie und Düngemitteln weitaus am höchsten. Ein grosses Gewicht im Index haben die Futtermittelpreise, welche um 11,3 % anstiegen. Im Vergleich dazu ist die Teuerung gemäss dem Landesindex der Konsumentenpreise mit 3,4 % bescheiden (Tabelle 6.19). Dabei liegt die Teuerung der Nahrungsmittelpreise im Detailhandel mit 1,8 % noch tiefer. Auf dem Weltmarkt haben sich die Preise landwirtschaftlicher Rohstoffe und auch der Rohstoffe für landwirtschaftliche Vorleistungsgüter in den letzten zwei-drei Monaten teilweise stabilisiert oder sind sogar etwas gesunken (Tabellen 6.24, 6.26 und 6.27). Es gibt aber auch Weltmarktpreise, die weiter angestiegen sind (z.B. jene für Rohphosphat und Gas). Die Entwicklung ist uneinheitlich und es gibt keine brauchbaren Prognosen.
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"