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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Juni 2020

Grundlagen

Temperaturmässig lag der Juni 2020 im langjährigen Mittel. Dabei waren die ersten zwei Drittel kühler und deutlich nasser als das letzte Drittel. Allerdings gab es grosse Unterschiede: Im Wallis, im Engadin und im Südtessin wurden teilweise 160 % der Norm-Niederschläge gemessen, während am Bodensee und in der Südwestschweiz nur unterdurchschnittliche Regenmengen fielen. Nach den vorausgehenden trockenen Monaten hat sich damit die Wasserversorgung in den meisten Gebieten weiter entspannt. Gemäss der phänologischen Entwicklung hatte die Vegetation Ende Juni immer noch etwa 10 Tage Vorsprung. Bis und mit Ende Mai waren die Hagelmeldungen und -schäden deutlich unterdurchschnittlich (Tabellen 1.5 und 1.6). Im Mai gab es nur 60 Schadenmeldungen.

 

Pflanzenbau

Im laufenden Jahr wurden bisher massiv mehr Kartoffeln importiert als in den beiden Vorjahren. Dafür verantwortlich waren u.a. wohl die kleineren Inland-Lager an Kartoffeln für den Frischkonsum, welcher während der Corona-Krise an Bedeutung gewann. Gleichzeitig ging der Absatz von Kartoffeln für die Veredlungsindustrie zurück, da in diesem Bereich die Gastronomie ein wichtiger Abnehmer ist (Tabelle 2.1). Die Produktion von Frischgemüse hat weiterhin Vorsprung gegenüber den beiden Vorjahren. Ende Mai war die Produktion kumuliert um 17,6 % höher als 2019 (Tabelle 2.2. Erfreulicherweise hat das Preisniveau in den letzten beiden Monaten kaum darunter gelitten. Mit 2149 Tonnen Tafelkirschen und 500 Tonnen Konservenkirschen wird für 2020 eine durchschnittliche Kirschenernte geschätzt (Tabelle 2.4).

 

Milchwirtschaft

Die Milchanlieferung im Monat Mai wird auf 315 200 Tonnen geschätzt und geht damit gegenüber dem Vorjahr um 0,8 % zurück (Tabelle 3.1). Die Milchmenge bleibt damit weiterhin annähernd stabil. Angesichts des schwächelnden Weltmarktes beugt eine konstante Inland-Milchproduktion einem Preiszerfall vor. Im Corona-Jahr ist nicht nur die Produktion von Käse und Quark, sondern auch jene von Konsummilch und Jogurt angestiegen (Tabelle 3.2). Die Produktionsmengen von Dauermilchwaren, anderen Milchspezialitäten, Butter und Rahm nahmen weiter ab. Die Produktion von standardisierter UHT-Vollmilch hat im April um 7,5 % zugenommen (Tabelle 3.3). Beim Rahm nahm nur die Produktion von Halbrahm deutlich zu, die Produktion aller anderen Rahmstufen ging deutlich zurück (Tabelle 3.5). Die Produktion von Butter nahm im Mai um 17,9 % ab.  Gleichzeitig stiegen die Importe deutlich an. Die Tiefkühllager waren Ende Mai um 47,9 % weniger gefüllt als im Vorjahr. Gemäss den Zahlen der BO Butter ist dies weniger auf den Anstieg der Verkäufe (kumuliert +1,3 %) als auf den Rückgang der Produktion (kumuliert -6,2 %) zurückzuführen.

 

Viehwirtschaft

Im April und Mai sank der Milchkuhbestand weniger schnell als im Vorjahr, was zumindest teilweise auf die Schliessung der öffentlichen Märkte während des Lockdowns und die entsprechend tiefen Schlachtzahlen der Kühe zurückgeführt werden kann. Die durchschnittlichen Schlachtgewichte der Kühe haben im Mai mit 327,3 kg einen Rekordwert erreicht (Tabelle 4.4). Im Mai hat sich die Zahl der Schlachtungen weitgehend normalisiert. Günstige Bedingungen herrschen weiterhin in der Schweineproduktion: Mit 185 710 Inlandschlachtungen lag die Produktion im Mai um 6,3 % tiefer als vor Jahresfrist. Die inländische Fleischproduktion von Rind-, Kalb-, Schweine- und Schaffleisch war im Mai tiefer als im Mai 2019 (Tabelle 4.8). Beim Rind- und Kalbfleisch sorgte die Reduktion der Importe zusätzlich für ein tiefes Angebot. Bei den Schweinen nahmen die Importe deutlich zu (+21,3 %), das Angebot blieb aber insgesamt tiefer als im Vorjahr. Nur beim Schaffleisch kompensierten die Importe die Abnahme der Inlandproduktion und führten zu einer Steigerung des Angebots um 17,6 %. Die Inlandproduktion von Geflügel nahm im Mai um 2,3 % zu. Der Rückgang des Angebots (-1,3 %) ging somit zu Lasten der Importe, welche um 13 % abnahmen (Tabelle 4.11). Damit stieg der Inlandanteil im Mai auf 67 %. Die Eierproduktion konnte in der Corona-Krise deutlich zulegen. Im Mai lag die Produktion um 7,6 % höher als im Vorjahr, kumuliert beträgt die Zunahme 5,7 % (Tabelle  4.9). Gleichzeitig nahmen auch die Importe leicht zu.

 

Aussenhandel

Die Importe von Gemüse und Früchten (Tabellen 5.2/5.3) sind im aktuellen Jahr deutlich angestiegen. Dabei wird im laufenden Jahr auch viel inländisches Gemüse produziert. Kumuliert bis Ende Mai beträgt die Zunahme der Importmenge beim Gemüse (Zollkapitel 7) 16,8 % und bei den Früchten (Zollkapitel 8) 12,3 %. Die Käseexporte lagen im Mai zum zweiten Mal in Folge unter dem Vorjahreswert. Im April beträgt der Rückgang 15,0 %, im Mai 9,4 % (Tabelle 5.6). Dabei sind die Importe seit dem Monat März massiv angestiegen. Kumuliert ergibt sich bei den Importen im laufenden Jahr eine Zunahme um 12,6 %. Neben diversen Halbhartkäse-Sorten haben im Mai v.a. auch AOP-Sorten Rückgänge im Export hinnehmen müssen (Tabelle 5.8). Die Importe von Produktionsmitteln sind im laufenden Jahr bisher generell rückläufig. Kumuliert nahm der Importwert bis Ende Mai um 12,2 % ab. Einzig beim Saatgut haben die Importmenge (+25,8 %) und der Importwert (+11,4 %) kumuliert zugenommen (Tabelle 5.15).

 

Preise

Die Öffnung der Nutzviehmärkte nach dem Lockdown führte zu rekordverdächtigen Preisen für Milchkühe (Tabelle 6.1). Aber auch die Schlachtviehpreise für Grossvieh haben sich sehr positiv entwickelt und lagen im Mai deutlich über dem Niveau der beiden Vorjahre (Tabelle 6.3). Die Preise für Schlachtkälber konnten im Juni nach tiefen Preisen im April und Mai deutlich zulegen (Tabelle 6.4). Es ist deshalb auch nicht weiter verwunderlich, dass die Tränkerpreise seit Mai deutlich ansteigen (Tabelle 6.5). Die Preise für Schlachtschweine blieben im Juni konstant auf hohem Niveau mit 4.75 CHF/kg SG für Schweine QM franko Schlachthof (Tabelle 6.6). Die Preise für Jager gingen saisongemäss im Juni weiter leicht zurück, lagen aber weiterhin höher als in den beiden Vorjahren. Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe konnten im Juni weiter stark zulegen und übertrafen die Preise der beiden Vorjahre (Tabelle 6.7). Die Milchpreise waren im Mai leicht rückläufig, lagen jedoch mit Ausnahme des Bio-Preises weiterhin über dem Niveau der letzten drei Jahre (Tabelle 6.10). Trotz den Problemen beim Käseexport widersetzte sich der Preis der Milch für gewerbliche Käsereien dem allgemeinen Trend und stieg auch im Mai weiter an. Der Produzentenpreisindex lag im Mai um 1,3 % über dem Vorjahresniveau (Tabellen 6.13/6.14). V.a. die guten Preise in der tierischen Produktion stützen aktuell den Index. Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Produktionsmittel waren gemäss Index auch im Mai weiterhin rückläufig. Gegenüber dem Vorjahr sank der Index um 2,7 % (Tabellen 6.17/6.18). Am deutlichsten war der Rückgang bei den Treib- und Schmierstoffen. Gleichzeit nahm auch das Niveau der Konsumentenpreise gemäss dem Landesindex gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % ab (Tabelle 6.22). Auf dem Weltmarkt erholten sich die Preise für Milchprodukte im Juni leicht. Die Butterpreise lagen jedoch weiterhin auf tiefem Niveau (Tabelle 6.26). Infolge der Corona-Krise sind in unseren Nachbarländern die Schlachtviehpreise stark unter Druck geraten (Tabelle 6.27).

 

Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"