Hauptinhalt

Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Juni 2022

Grundlagen

Der Juni 2022 war der zweitheisseste seit Messbeginn 1864. Nur der Juni des Jahres 2003 wies eine noch höhere Durchschnittstemperatur aus. An mehreren Messstandorten stiegen die Tageshöchstwerte auf neue Junirekorde. Die Niederschlagssummen blieben verbreitet unterdurchschnittlich. Damit setzte sich das mehrheitlich trockene Wetter der Vormonate fort (Tabelle 1.2).

 

Pflanzenbau

Im Mai wurde 20 % mehr Frischgemüse produziert als im Vorjahr (Tabelle 2.2). Der Verlauf der Produktion erinnert inzwischen eher ans Jahr 2020 (Tabelle 2).  Die Vorernteschätzung bei den Kirschen schätzt die Handelsmenge an Tafelkirschen auf 2548 Tonnen. Dies entspricht einer guten Ernte im Bereich der Jahre 2018/2019 (Tabelle 2.4). Ganz allgemein schafft das trockene Wetter mit eher knappen Niederschlägen gute Bedingungen im Pflanzenbau. Dazu gab es im April wenig Schäden durch Frühjahrsfröste.

 

Milchwirtschaft

Trotz gestiegenen Milchpreisen lag die Milchproduktion im April 2022 um 3,4 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 3.1). Mögliche Gründe sind die schlechte Raufutterqualität der Ernte 2021 aber auch der deutliche Anstieg der Kraftfutterpreise. Aufgrund der rückläufigen Milchmenge fällt für die meisten Verwertungsarten weniger Milch an (Tabelle 3.2). Einen Anstieg der Mengen gibt es 2022 bisher nur beim Rahm und beim Quark. Beim Käse weisen 2022 bisher vor allem Gruyère AOP, Tête de Moine AOP und die Sammelrubrik «andere Frischkäse» deutliche Zunahmen auf (Tabelle 3.4). Beim Rahm steigt die Produktion von Vollrahm teilweise zu Lasten der Produktion von Halbrahm (Tabelle 3.5). Aufgrund der tiefen Butterproduktion haben die Importe von Butter in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 gegenüber dem Vorjahr um 52 % zugenommen (Tabelle 3.6). Die aktuell eher tiefen Eiweissgehalte der Milch weisen tendenziell auf schwierige Fütterungsbedingungen hin, allenfalls eine Folge der schlechten Raufutterernte 2021 (Tabelle 3.7).

 

Viehwirtschaft

Der Gesamt-Rindviehbestand nahm innert Jahresfrist um 9145 Tiere zu. In derselben Zeitspanne ging der Milchkuhbestand um 3805 Kühe zurück (Tabelle 4.1). Das Wachstum des Rindviehbestandes beruht weiterhin v.a. auf den Tieren mit einem Alter von weniger als zwei Jahren (Tabelle 4.2). Die Inland-Schlachtungen von Grossvieh lagen im Mai um 1,4 % höher als vor Jahresfrist (Tabelle 4.5). Deutlich zugenommen haben auch die Kälberschlachtungen (+7,1 %). Die Schweineschlachtungen lagen um 7,7 % höher als im Vorjahr. Die schwierige Marktsituation bei den Schweinen wird u.a. durch die hohen Schlachtgewichte belegt (Tabelle 4.4). Die Schlachtungen der Schafe gingen im Jahresvergleich um 5,1 % zurück, während jene der Ziegen (+1,1 %) geringfügig zunahmen. Da die Schlachtgewichte beim Grossvieh (ausser bei den Stieren) deutlich tiefer als im Vorjahr waren, wurde im Mai nur 0,7 % mehr verkaufsfertiges Rindfleisch als im Vorjahr produziert (Tabelle 4.8). Beim Kalbfleisch betrug die Zunahme der Inlandproduktion 7,1 %, bei den Schweinen 8,4 %. Die Produktion von inländischem Schaffleisch ging um 5,7 % zurück. Die Produktion von Geflügelfleisch stieg im Mai um 5,2 % an (Tabelle 4.10). Der Anstieg hat sich aber im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeflacht. Die Eierproduktion nahm im Mai innert Jahresfrist um 1,7 % zu (Tabelle 4.11).

 

Aussenhandel

Die Importe von Getreide und Müllereierzeugnissen haben in den ersten fünf Monaten des Jahres um 59  bzw. 12 % zugenommen (Tabelle 5.1). Deutlich rückläufig entwickeln sich inzwischen die Importe von Frischgemüse angesichts der besseren Inlandversorgung (Tabelle 5.2). Die Käseexporte konnten im laufenden Jahr bisher nicht an die Resultate des Vorjahres anknüpfen. Kumuliert bis Ende Mai lagen die Exporte bisher um 7,2 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 5.6). Im Mai betrug der Rückstand gegenüber dem Vorjahr sogar 10,2 %. Mit ein Grund ist der Ukraine-Krieg: Russland stand nach Exportmenge im Jahr 2021 noch an sechster Stelle mit insgesamt 2936 Tonnen Käse. Im Mai realisierten deshalb die meisten Käsesorten beim Export Abnahmen gegenüber dem Vorjahr. Zunahmen gab es nur beim Switzerland Swiss, Tilsiter, Sbrinz AOP und anderen Halbhartkäsen (Tabelle 5.8). Die Importe von Dünger waren mengenmässig in den ersten fünf Monaten des Jahres deutlich rückläufig (-20,3 %). Der durchschnittliche Preis der Düngerimporte hat dabei um 78,2 % zugenommen (Tabellen 5.13 und 5.15).

 

Preise

Die Preise für Grossvieh (Tabelle 6.3) und Schlachtkälber (Tabelle 6.4) waren im Juni weiterhin auf hohem Niveau stabil und lagen leicht über den Preisen des Vorjahres. Die Tränkerpreise stiegen im Juni weiter an, lagen aber immer noch tiefer als vor Jahresfrist (Tabelle 6.5). Die Schweineproduktion kommt angesichts der hohen Schlachtzahlen weiterhin nicht von den Dauertiefpreisen weg (Tabelle 6.6). Weiterhin stabil entwickeln sich die Preise für Lämmer und Schlachtschafe (Tabelle 6.7). Dabei lagen nur die Preise der Weidelämmer im Juni leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Der Produzentenpreisindex Landwirtschaft lag im Mai 2022 um 2,6 % höher als im Vorjahr (Tabellen 6.11 und 6.12). Nur bei den Preisen für Schlachtschweine ist die Entwicklung deutlich negativ. Die Preise für Fichten- und Tannenrundholz lagen im März/April um 29,6 bzw. 20,4 % höher als in der Vorjahresperiode (Tabelle 6.13). Der Einkaufspreisindex landwirtschaftlicher Produktionsmittel überstieg den Vorjahreswert im Mai um 11,0 % (Tabellen 6.15 und 6.16). Besonders gross ist die Teuerung bei den Erdölprodukten (Heizstoffe, Treibstoffe) und den Düngemitteln. Bei den Futtermitteln ist der Anstieg kleiner, löst jedoch aufgrund der grossen Mengen ähnliche Mehrkosten für die Landwirtschaft aus wie die Preissteigerungen bei Energie und Düngemitteln. Der Importpreisindex landwirtschaftlicher Produkte stieg im Mai gegenüber dem Vorjahr um 14,8 % (6.20) an. Bei Nahrungs- und Futtermitteln waren es 5,6 %. Dieser Preisanstieg beeinflusst natürlich auch die Produktionsmittelpreise und die Konsumentenpreise für Nahrungsmittel. Das Verhältnis Produzentenpreise zu Einkaufspreisen entwickelt sich im laufenden Jahr weiterhin zu Ungunsten der Landwirtschaft (Tabelle 6.22).

 

Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"