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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Mai 2020
Grundlagen
Auf den sehr warmen, sonnigen und vor allem trockenen April folgte ein milder und recht sonniger Mai. Er setzte die Niederschlagsperiode vom Ende April zuerst fort. In vielen Gebieten gab es 15 bis 30 mm Niederschlag, was entscheidend zur Entspannung der Apriltrockenheit beitrug. Die totalen Niederschlagsmengen fielen aber auch im Mai in den meisten Gebieten unterdurchschnittlich aus. In vielen Gebieten erreichten die Niederschlagssummen im Frühling deshalb nur 60 bis 70 Prozent der Norm 1981–2010. Mit Temperaturen durchschnittlich 1,0 °C über der Norm 1981–2010 stellte der diesjährige Mai keine Besonderheit dar. Er reiht sich aber in den Trend einer markanten Maierwärmung ein, die sich Ende der 1980-er Jahre einstellte. Seit Jahresbeginn ist die Schweiz extrem sonnenverwöhnt. Auch dieser Trend setzte sich im Mai fort. Die kumulierte Sonnenscheindauer der Monate Januar bis Mai bewegt sich an vielen Orten in Rekordbereichen. Entsprechend wies der Mai auch phänologisch einen Vorsprung aus: Die Blüte des Schwarzen Holunders markierte den Beginn des phänologischen Frühsommers 18 Tage früher als im Durchschnitt der Periode 1981-2010. Auch die Heuernte begann früh. Heuwetter gab es vom 6. bis 8. Mai und vom 17. bis 22. Mai sowie ab dem 25. Mai. Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,2 °C war es der drittwärmste Frühling seit Messbeginn 1864.
Pflanzenbau
Eine eher späte Umstellung auf Winterfütterung 2019 sowie ein früher Weidebeginn 2020 ergaben eine unterdurchschnittliche Dauer der Winterfütterung (Tabelle 2.1). Die Wassersituation hatte sich im Mai, verglichen mit dem trockenen April, etwas verbessert, wurde von den Berichterstattern aber immer noch als zu trocken eingestuft. Dies bekam vor allem das Sommergetreide zu spüren, währendem das Wintergetreide im Allgemeinen gut bis sehr gut (Winterroggen) dastand. Beim Raps kam zur Trockenheit das kalte Wetter während der Blüte erschwerend hinzu. Auch die Beurteilung der Eiweisserbsen fiel verhaltener aus als in den Jahren zuvor (Tabelle 2.2. Die Anbaufläche der Zuckerrüben nahm leicht zu (+1 %). Somit konnte der stetige Rückgang der letzten Jahre gebremst werden. Die Anzahl Pflanzer war aber dennoch leicht rückläufig (Tabelle 2.5). Im April wurden 16,4 Prozent mehr Gemüse geerntet als im Vorjahresmonat. Bei den kumulierten Mengen war Ende April ein Vorsprung von 15,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen (Tabelle 2.6). Die Nachfrage nach frischem Gemüse ist währen dem Lockdown deutlich gestiegen. Dies verdeutlichen die Durchschnittspreise, die trotz grösseren Produktionsmengen gegenüber dem März sowie dem Vorjahresmonat leicht steigen konnten (Tabelle 2.7).
Milchwirtschaft
Die Milchanlieferung für den April wird auf 313 284 Tonnen geschätzt und liegt somit leicht über dem Vorjahreswert (Tabelle 3.1). Die verwertete Milchmenge im Monat März war nur leicht tiefer (-0,7 %) als im Vorjahr. Die Märzdaten bestätigen, dass der Milchmarkt, trotz dem Wegfall der Gastronomie, durch die erhöhte Nachfrage im Detailhandel stabilisiert wurde. Bei den einzelnen Verwertungsarten gab es aber teils grosse Veränderungen. So wurde einerseits viel mehr Jogurt (+26,6 %), Quark (+25,7 %) und Konsummilch (+15,1 %) produziert. Andererseits nahm die Produktion bei den Positionen Dauermilchwaren (-24,1 %) und andere Verwertung (-21,6 %) stark ab (Tabelle 3.2). Auffällig ist zudem die starke Zunahme von UHT Milch. Sie hat gegenüber dem Vorjahresmonat um über 50 Prozent zugenommen (Tabelle 3.3). Die lange Haltbarkeit wird bei dieser Zunahme eine entscheidende Rolle gespielt haben. Ende März waren 527 Tonnen Butter an Lager, 82,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Parallel dazu nahmen die Grosshandelsverkäufe um 19,1 Prozent zu (Tabelle 3.6). Die erhöhte Konsummilchproduktion könnte die Butterproduktion zusätzlich unter Druck setzen.
Viehwirtschaft
Der Bestand an Milchkühen hat im April wiederum leicht abgenommen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war der Bestand mit 544 169 Milchkühen um 3 072 Kühe geringer. Zum Vormonat März war der Rückgang mit lediglich 573 Stück jedoch klein (Tabelle 4.1). Die Durchführung der öffentlichen Schlachtviehmärkte ist seit dem 11.05.2020 wieder erlaubt. Den ganzen April blieben sie geschlossen (Tabelle 4.3). Mit Ausnahme der Kälber sind die Schlachtgewichte beim Rindvieh leicht unter den Werten des Vorjahresmonats (Tabelle 4.4). Stiere (+12,1 %) und Ochsen (+8,8 %) wurden mehr geschlachtet als im Vorjahresmonat, Rinder (-2,7 %) hingegen leicht weniger. Ein deutlicher «Corona-Effekt» manifestierte sich bei den Kühen mit einer grossen Abnahme von 44 %. Auch bei den Kälbern (-7,4 %) und den Schweinen (‑4,9 %) ergaben sich leichte Abnahmen. Die Abnahmen bei den Schafen (-8,6 %) und den Ziegen (-24,8 %) können aufgrund der frühen Ostern kaum sinnvoll beurteilt werden. Kumuliert ergibt sich bei den Schafen eine Zunahme um 1,4 Prozent und bei den Ziegen eine Abnahme um 7,0 Prozent. Die Equidenschlachtungen gingen um einen Viertel zurück (Tabelle 4.5). Entsprechend nahm die Fleischproduktion mit Ausnahme der Stiere (+11,2 %) und Ochsen (+9,4 %) bei allen Kategorien ab. Am deutlichsten war der Rückgang bei den Kühen mit 44,5 Prozent (Tabelle 4.6). Da auch die Fleischeinfuhren stark abnahmen, verzeichnen alle Fleischkategorien eine tiefere verfügbare Menge. Am stärksten war die Abnahme beim Rindfleisch mit 25,1 Prozent (Tabelle 4.8). Die Eierproduktion bewegte sich weiterhin auf hohem Niveau und lag kumuliert 5,3 Prozent höher als im Vorjahr (Tabelle 4.9). Geflügelfleisch wurde im April 9,8 Prozent mehr produziert als im Vorjahr. Kumuliert nahm die Menge um 8,4 Prozent zu (Tabelle 4.10). Trotz dem starken Rückgang der Einfuhren (-20,4 %) nahm die verfügbare Menge nur minim ab (-0,3 %, Tabelle 4.11).
Aussenhandel
Bereits in den Märzdaten des Aussenhandels konnten Anomalitäten aufgrund der Corona-Krise festgestellt werden. In den Aprildaten zeigen sich nun noch stärkere Verwerfungen. Gesamtwirtschaftlich spricht man gar von einem Rekordeinbruch bei den Exporten. Betrachtet man die Zollkapitel 1 bis 24 isoliert, zeigt sich ein ähnliches Bild: Total haben die Einfuhren im April gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent abgenommen. Bei den Ausfuhren beträgt der Einbruch gar 12,6 Prozent. Auf Ebenen der einzelnen Kapitel zeigt sich ein komplexeres Bild: So verzeichnet das Kapitel 7 «Früchte» beispielsweise eine starke Zunahme der Einfuhren (+31,1 %) im Vergleich zum Vorjahresmonat. Beim Kapitel 11 «Müllereierzeugnisse» nahmen hingegen die Ausfuhren stark zu (+33,9 %, Tabelle 5.9 und 5.10). Blieben die Käseexporte im März weitgehend unbeeinflusst von der Corona-Krise, zeigte sich im April ein anderes Bild: Ausser bei Switzerland Swiss (+50,8 %), den Fertigfondues (+67,1 %) und den Schmelzkäsen (+37,2 %) verzeichneten alle Käsearten/-sorten teils starke Ausfuhreinbussen beim Vergleich mit dem Vorjahresmonat. Total nahmen die Käseexporte um 13,4 Prozent ab (Tabelle 5.8). Produktionsmittel wurden im April mit Ausnahme des Strohs (+13,9 %) und des Saatguts (+21,3 %) weniger importiert als im Vorjahr. Den stärksten Rückgang verzeichneten mit 39,2 Prozent die Pflanzenschutzmittel. Über alle Produkte ergab sich kumuliert eine Abnahme von 14,5 Prozent (Tabelle 5.15).
Preise
Die Stützungsmassnahmen im Fleischmarkt, die gegen die negativen Entwicklungen der Corona-Krise ergriffen wurden, haben gewirkt: Nach dem Preisrückgang im April stiegen die Preise im Mai beim Rindvieh wieder an (Tabelle 6.3). Bei den Kälbern blieb der QM-Preis auf dem Niveau des Vormonats, währendem der Natura-Beef-Preis ebenfalls angestiegen ist (Tabelle 6.4). Die Tränkerpreise hatten im Mai saisonbedingt Aufwind (Tabelle 6.5). Die Preise für Schlachtschweine blieben im Mai weiterhin stabil. Die Jagerpreise hatten ihren Peak im März und sind seitdem am Sinken. Beide Preise bewegen sich über den beiden Vorjahreswerten (Tabelle 6.6). Auch die Preise für Lämmer und Schafe konnten im Mai zulegen. Die Lämmerpreise befinden sich im Vergleich mit den beiden Vorjahren auf sehr hohem Niveau (Tabelle 6.7). Die Produzentenpreise für Milch liegen, mit Ausnahme des Preises für Biomilch, deutlich über den letzten drei Vorjahreswerten. Währendem die Preise für Verkehrs- und Industriemilch gegenüber dem Vormonat noch leicht gesunken sind, konnten die anderen Preise bereits wieder etwas steigen (Tabelle 6.9). Der Produzentenpreisindex lag im April auf dem Niveau des Vormonats. Auf Produktebene verzeichnete das Frischgemüse mit 8,2 Punkten den deutlichsten Anstieg (Tabelle 6.10 und 6.11). Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Produktionsmittel sanken innert Jahresfrist um 2,4 Prozent. Besonders stark nahmen die Preise für Energie- und Schmierstoffe sowie Dünge- und Bodenverbesserungsmittel ab (Tabelle 6.15 und 6.16). Die Abnahme des Landesindex der Konsumentenpreise betrug im selben Zeitraum 1,1 Prozent (Tabelle 6.19).
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"