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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Mai 2022

Grundlagen

Der Mai brachte eine rekordhohe Zahl von Sommertagen und war der zweitwärmste Monat Mai seit Messbeginn 1864. Nur der Mai 1968 war noch wärmer. In Genf gab es 15 Sommertage mit einem Temperaturmaximum von 25 Grad und mehr, in Locarno waren es 16. In der Deutschschweiz gab es weniger als zehn Sommertage. Die Niederschläge blieben verbreitet unter der Norm 1991-2020. In der Westschweiz und im Wallis lagen die Niederschläge teilweise unter 30 % der Norm, in der Südschweiz regional unter 40 % und in der Deutschschweiz meist zwischen 40 und 80 %. Mit dem Mai endete ein milder, sonniger und niederschlagsarmer Frühling. Es war einer der zehn niederschlagärmsten Frühlinge seit Messbeginn.

 

Pflanzenbau

Die Ackerkulturen haben sich gemäss den Meldungen der Berichterstatter bisher mehrheitlich ansprechend entwickelt. Probleme verursachten die fehlenden Niederschläge, insbesondere in der Westschweiz und bei den Frühjahrssaaten (Tabelle 2.2). Im laufenden Jahr werden v.a. mehr Ölsaaten angebaut, womit bei durchschnittlichen Erträgen mit einer entsprechend grossen Ernte gerechnet werden kann. Beim Getreide nimmt v.a. der Anbau von Dinkel nochmals deutlich zu (Tabelle 2.3). Gemäss den Angaben von Schweizer Zucker AG nimmt die Anbaufläche der Zuckerrüben im laufenden Jahr weiter ab und fällt auf 15 868 ha (Tabelle 2.5). Die Gemüseernte lag im Mai um 8 % höher als im Vorjahr (Tabelle 2.6). Hier dürften die trockenen Bedingungen weniger Probleme schaffen als im Ackerbau.

 

Milchwirtschaft

Die Milchmenge lag im März mit 293 151 Tonnen um 5,4 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 3.1). Bei der Milchverwertung zeigt nur die Verwendung zu Konsumrahm im aktuellen Jahr bisher eine anhaltende Zunahme (Tabelle 3.2). Alle anderen Verwertungsarten beanspruchen stagnierende bis rückläufige Milchmengen. Besonders deutlich geht die Konsummilchproduktion seit dem vorläufigen Ende der Corona-Krise zurück (Tabelle 3.3). Im ersten Quartal lag die Produktion um 6,9 % tiefer als im Vorjahr. Beim Käse gibt es bei einer insgesamt schwachen Zunahme um 1,2 % im ersten Quartal zwei Käsesorten, die absolut und relativ eine deutliche Steigerung aufweisen: Le Gruyère AOP und Tête de Moine AOP mit einer Zunahme um 11,8 bzw. 44,1 % (Tabelle 3.4).

 

Viehwirtschaft

Der Gesamt-Rindviehbestand nahm innert Jahresfrist um 9103 Tiere zu. In derselben Zeitspanne ging der Milchkuhbestand um 2655 Kühe zurück (Tabelle 4.1). Es sind v.a. die jüngere Tiere, welche den Rindviehbestand stützen (Tabelle 4.2). Mit der laufenden Verschiebung von der Kälbermast zur Grossviehmast verbleiben diese länger im Bestand. Die Inland-Schlachtungen waren im April ausser bei den Ochsen (+1,3 %), Schafen (+22.1 %) und Ziegen (+210,2 %) rückläufig (Tabelle 4.5). Die grosse Differenz bei den Schafen und Ziegen stammt vom späteren Ostertermin im laufenden Jahr (17. April) im Vergleich zum Vorjahr (4. April). Bei den kumulierten Schlachtungen ergibt sich bei den Schafen sozusagen kein Unterschied zum Vorjahr, bei den Ziegen ein leichter Anstieg. Die Schlachtgewichte lagen im April mehrheitlich unter den Vorjahreswerten. Nur das Schlachtgewicht der Schweine war ein halbes Kilogramm höher als vor Jahresfrist. Entsprechend wurde 6,0 % weniger Rindfleisch als im Vorjahr produziert (Tabelle 4.8). Die Produktion von Kalbfleisch nahm um 4,6 % ab. Die Schweinefleischproduktion ging aufgrund des hohen Schlachtgewichtes nur minim zurück (-0,3 %). Die Produktion von Schaffleisch nahm in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 % ab. Die Inlandproduktion von Geflügelfleisch wies im April einen Rückgang von 2,9 % aus (Tabelle 4.10). Für die ersten vier Monate ergibt sich jedoch ein Anstieg von 2,1 %. In der Eierproduktion verläuft das Wachstum ohne Unterbruch mit +4,4 % im April und +6,4 % in den ersten vier Monaten (Tabelle 4.11).

 

Aussenhandel

Im laufenden Jahr wurde bisher leicht mehr Frischgemüse als im Vorjahr importiert (Tabelle 5.2). Mengenmässig nimmt das Total des Zollkapitels 7 aufgrund der Kartoffelimporte noch weit stärker zu. Die Käseexporte lagen mit 5045 Tonnen im April um 10,0 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 5.6). Dazu beigetragen hat der starke Rückgang der Exporte nach Russland. Letzteres lag 2021 nach Menge auf Platz sechs der Zieldestinationen und nach Wert auf Platz 5. Die meisten Käsesorten mussten im April demzufolge beim Export Einbussen hinnehmen (Tabelle 5.8). Deutliche Zunahmen konnten nur der Tilsiter und der Sbrinz AOP realisieren. Die Importpreise von Dünger sind massiv angestiegen, was der Hauptgrund für den starken Rückgang der Importe sein dürfte (Tabelle 5.13). Deutlich teurer wurden auch die Futtermittelimporte (Tabelle 5.15). So wurde der Futterweizen im April zu einem Preis von 351 CHF/Tonne importiert, während der Preis vor Jahresfrist noch bei 261 CHF/Tonne lag (Tabelle 5.16).

 

Preise

Die Preise für Grossvieh (Tabelle 6.3) und Schlachtkälber waren im Mai auf hohem Niveau stabil. Die Tränkerpreise stiegen im Mai zwar an, lagen aber deutlich tiefer als vor Jahresfrist (Tabelle 6.5). Die Preise für Schlachtschweine sind im Mai leicht angestiegen auf 4.05 CHF/kg SG für Schweine QM franko Schlachthof, waren für die Saison jedoch weiterhin sehr tief. Die Jagerpreise waren deutlich rückläufig und deutlich tiefer als in den beiden Vorjahren (Tabelle 6.6). Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe haben sich seit etwa drei Monaten kaum bewegt. Dabei lagen nur die Preise für Weidelämmer im Mai leicht unter dem Vorjahresniveau (Tabelle 6.7). Im April stiegen die Milchpreise ausser für die Biomilch an. Alle Preise lagen über dem Niveau der drei Vorjahre (Tabelle 6.9). Der Produzentenpreisindex lag im April um 2,4 % höher als im Vorjahr. Der stärkste negative Impuls stammt weiterhin von den Schlachtschweinepreisen (Tabellen 6.10 und 6.11). Viel stärker hat innert Jahresfrist der Einkaufspreisindex landwirtschaftlicher Produktionsmittel zugenommen, nämlich um 10,4 % (Tabellen 6.15, 6.16 und 6.20). Nicht zu vernachlässigen sind aus landwirtschaftlicher Sicht auch die Kapitalkosten, welche – zwar auf tiefem Ausgangsniveau – zurzeit deutlich ansteigen (Tabelle 6.17). Ein grosser Teil der Teuerung bei den Produktionsmitteln kommt aus dem Ausland, wie man anhand des Importpreisindexes (Tabelle 6.23) feststellen kann. So sind die Indizes für landwirtschaftliche Produkte und für Nahrungs- und Futtermittel innert Jahresfrist um 11,3 bzw. 13,8 % angestiegen. Generell haben die Weltmarktpreise ein sehr hohes Niveau erreicht (Tabellen 6.24 bis 6.27) Die weitere Entwicklung ist zwar nicht vorhersehbar, mit einer deutlichen Entspannung kann aber kaum gerechnet werden.

 

Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"