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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - April 2023
Grundlagen
Der Mai war regnerisch und mit Ausnahme des letzten Drittels eher kühl. Die Temperatur lag im Schweizer Mittel um 0,2 Grad über der Norm 1991-2020. Erst ab dem 21. Mai hielt sommerliches Wetter Einzug, welches auch Gewitter brachte. Der Frühling hat v.a. in der Nordwestschweiz und den Alpen grössere Niederschläge gebracht und teilweise zu schwierigen Bodenverhältnissen geführt. Die Heuernte konnte aufgrund der nassen Bedingungen vielerorts erst ab dem letzten Drittels des Monats Mai gestartet werden. Dafür gab es im laufenden Jahr kaum Bodenfrost.
Pflanzenbau
Der Weidebeginn fand in der Talzone um den 11. April und in der Hügelzone um den 13. April statt und war somit in einem durchschnittlichen Bereich (Tabelle 2.1). Der Zustand der meisten Kulturen von Getreide, Ölsaaten und Körnerleguminosen wurde Ende Mai im Bereich von genügend bis gut beurteilt (Tabelle 2.2). Während es auf den Feldern anfangs Mai vielerorts zu nass war, herrschten Ende Mai aufgrund der steigenden Temperaturen und der Bise teilweise trockene Bedingungen. Die aktuelle Prognose zu Getreide, Ölsaaten und Körnerleguminosen geht bei durchschnittlichen Erträgen von einer leicht höheren Getreideernte als im Vorjahr aus (Tabelle 2.3). Bei den Ölsaaten lässt vor allem die ansteigende Sonnenblumenfläche eine grössere Ernte erwarten. Dafür stagniert die Rapsfläche und es ist nicht sicher, dass die sehr guten Erträge des Vorjahres beim Raps wieder erreicht werden können. Bei den Körnerleguminosen gibt es kaum Änderungen. Die Produktion wird auch 2023 mit geschätzten 15 Kilotonnen eher bescheiden bleiben. Gemäss den Angaben der Schweizer Zucker AG steigt die Zuckerrübenfläche 2023 auf 16 402 Hektaren gegenüber 15 849 Hektaren im Vorjahr an (Tabelle 2.5). Die Produktion von Frischgemüse lag im kühlen und nassen April um 30 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 2.6).
Milchwirtschaft
Die Milchproduktion nimmt seit November 2022 kontinuierlich leicht zu, im März des aktuellen Jahres um 1,0 % gegenüber dem Vorjahr (Tabelle 3.1). Im ersten Quartal 2023 floss deutlich weniger Milch (-6,2 %) in die Käseproduktion. Dafür nahm v.a. die für die Produktion von Butter und Dauermilchwaren verwendete Milchmenge entsprechend zu (Tabelle 3.2). Die Käseproduktion hat im ersten Quartal 2023 um 3,5 % abgenommen (Tabelle 3.4). V.a. die Produktion von Hart- und Halbhartkäse nahm ab (-9,7 bzw. -5,9 %), während die Produktion von Frischkäse um 6,4 % zunahm.
Viehwirtschaft
Der Milchkuhbestand nimmt seit Ende 2022 schneller ab als zuvor (Tabelle 4.1). Für den Monat April 2023 beträgt die Abnahme 1,9 %. Dafür hat sich das Wachstum des Bestandes der anderen Kühe eher leicht beschleunigt und liegt für den April bei 2,4 %. Der Gesamtbestand des Rindviehs nimmt schon seit längerer Zeit leicht zu, im April um 0,4 % (Tabelle 4.2). Ein Grund dafür ist die Zunahme der Grossviehmast mit einem Alter der Tiere bei der Schlachtung von mehr als 12 Monaten. Dies sorgt für einen längeren Verbleib der Masttiere im Bestand. Im April haben die Schlachtungen von Gross- und Kleinvieh gegenüber dem Vorjahr generell abgenommen (Tabelle 5.6). Nur bei den Rindern (+1,2 %) gab es einen leichten Anstieg. Bei den Schweinen war der Rückgang mit -10,5 % sehr deutlich. Dazu kommt bei den Schweinen eine Reduktion des Schlachtgewichts um 0,7 % (Tabelle 4.4). Beim Rindfleisch ergibt sich entsprechend eine Reduktion der Inlandproduktion um 0,9 %, beim Kalbfleisch um 5,2 % (Tabelle 4.7). Die Inlandproduktion von Schweinefleisch geht sogar um 11,0 % zurück. Beim Schaffleisch beträgt die Abnahme 8,3 %, kann aufgrund des früheren Osterdatums jedoch nur schlecht beurteilt werden. Die Produktion von Geflügelfleisch hat im Vergleich zum Vorjahr weiter abgenommen, im April um 3,1 % des VFF (Tabelle 4.9). Dabei stagnieren auch die Nettoimporte von Geflügelfleisch. Die Eierproduktion nahm im April um 7,9 % ab (Tabelle 4.10). Gleichzeitig nahmen die Importe um 8,2 % zu, vermochten die Reduktion der Inlandproduktion jedoch nicht vollständig zu kompensieren. Es entsteht generell der Eindruck, dass die Märkte für tierische Produkte nach dem Abklingen des Covid-Effekts weniger aufnahmefähig sind, insbesondere im Vergleich zu den Jahren 2020/2021. Eine Ursache dürfte der Rückgang der realen Umsätze im Detailhandel bei den Nahrungsmitteln seit Ende 2022 (Tabelle 7.4) sein. Möglicherweise reagieren die Konsumenten auf die Teuerung mit einem reduzierten Einkauf von eher teuren Nahrungsmitteln tierischer Herkunft.
Aussenhandel
Ungeachtet der tieferen Inlandproduktion (Tabelle 2.6) nahmen die Importe von Frischgemüse sowohl im April (-13.1 %) wie auch kumuliert (-6,3 %) ab. Die Importmengen von Früchten sind seit Beginn 2022 rückläufig (Tabelle 5.3). Im April lagen die Käseexporte mit 4751 Tonnen um 6,2 % tiefer als im Vorjahr (Tabelle 5.6). Auch die Importmenge hat um 6,5 % abgenommen (Tabelle 5.6), wobei der Durchschnittspreis des importierten Käses im April um 14,2 % höher lag als im Vorjahr. Angesichts des deutlichen Exportrückgangs haben die meisten Käsesorten im April Rückschläge verzeichnet (Tabelle 5.8). Am deutlichsten war der Rückgang mit einer Abnahme von 174 Tonnen beim Fertigfondue (-59,0 %) bzw. von 160 Tonnen beim Emmentaler AOP (‑20,8 %). Bei den Produktionsmittelimporten hat sich die Teuerung abgeschwächt (Tabelle 5.15). Der durchschnittliche Düngerpreis ist im April gegenüber dem Vorjahr um 27 % zurückgegangen. Teurer wurden die Pflanzenschutzmittel (+71,9 %) und das Saatgut (+15,5 %). Ausser beim Saatgut haben die kumulierten Importe bis April gegenüber dem Vorjahr sowohl mengen- wie auch wertmässig abgenommen.
Preise
Im Mai blieben die Preise für Grossvieh stabil, lagen jedoch unter dem Niveau der beiden Vorjahre (Tabelle 6.3). Weiter rückläufig waren die Preise für Schlachtkälber (Tabelle 6.4). Die Preise für Tränkekälber befinden sich aktuell im saisonalen Anstieg, wiesen jedoch je nach Kategorie und Quelle eine Differenz von 1.00 bis 1.50 CHF/kg LG zum Vorjahrespreis auf (Tabelle 6.5). Die Preise für Jager blieben im Mai stabil, jene der Schachtschweine stiegen weiter an (Tabelle 6.6). Die Preise für Schlachtlämmer und -schafe haben im Mai um ein paar Rappen pro kg SG zugelegt, jene der Weidelämmer blieben stabil (Tabelle 6.7). Vor allem die aktuell tiefen Preise der Schlachttiere setzen aktuell den Produzentenpreisindex Landwirtschaft unter Druck. Die restlichen Positionen vermögen dies jedoch zu kompensieren und der Index steigt im April gegenüber dem Vorjahr um 2,1 % an (Tabelle 6.10). Die Teuerung der Nahrungsmittelpreise im Konsumentenpreisindex beträgt im April im Vergleich zum Vorjahr 5,4 % (Tabelle 6.17). Die Weltmarktpreise vieler landwirtschaftlicher Rohstoffe haben sich in der letzten Zeit rückläufig entwickelt (Tabellen 6.22, 6.24 und 6.25), u.a. jene für Milchprodukte, Getreide, Soja, Pflanzenöle. Rückläufig sind auch Preise von Rohstoffen, die für landwirtschaftliche Produktionsmittel von Bedeutung sind, wie Harnstoff, Phosphate, Kaliumchlorid, Rohöl und Erdgas. Aus Schweizer Sicht erwähnenswert sind die hohen Weltmarktpreise für Zucker.
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"