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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - Oktober 2022

Grundlagen

Der Oktober 2022 war der wärmste seit Messbeginn 1864. Im landesweiten Mittel stieg die Temperatur dank milden West- und Südwestströmungen um 3,7 Grad über die Norm 1991-2020. Der Oktober war sogar wärmer als der vorangehende September. Niederschläge fielen vor allem im letzten Monatsdrittel und waren insgesamt eher unterdurchschnittlich. Grössere Regenmengen wurden im Wallis, auf der Alpensüdseite und in Graubünden registriert.

Mit 7805 Schadenmeldungen bis Ende September war 2022 vergleichsweise stark von Hagel betroffen  (Tabellen 1.4 und 1.5). Das Ausmass war jedoch deutlich geringer als im extremen Vorjahr mit 11 501 Schadenmeldungen bis Ende September. Bei den Elementarschäden ist die Situation ähnlich (Tabellen 1.6 und 1.7). Bis Ende September lagen 1685 Schadenmeldungen vor. Dies ist deutlich weniger als im Vorjahr mit 2353 Schadenmeldungen, aber dennoch ein eher hoher Wert.
Im August 2022 war die nicht ständige ausländische Wohnbevölkerung, die in der Landwirtschaft tätig war, mit 4462 Personen deutlich tiefer als 2021 (5134) und 2020 (5240).

         

Pflanzenbau

Die Zuckerrübenernte schreitet erwartungsgemäss voran. Unerfreulich tief sind die Zuckergehalte, insbesondere in der Westschweiz, wo vermehrt Probleme mit dem Syndrome Basses Richesses (SBR) und der virösen Vergilbung auftreten (Tabelle 2.2). Im September wurde mit 43 787 Tonnen mehr Frischgemüse als in den beiden Vorjahren geerntet (Tabelle 2.3). Bis am 16. Oktober wurden 10 498 Tonnen Mostobst verarbeitet. Diese Menge ist deutlich grösser als 2021 und 2019 zum entsprechenden Zeitpunkt, aber tiefer als 2020 (Tabelle 2.5).

 

Milchwirtschaft

Im August lag die Inland-Milchanlieferung erstmals in diesem Jahr leicht höher (+0,3 %) als im betreffenden Monat des Vorjahres. Kumuliert über 12 Monate lag die Produktion jedoch immer noch 2,2 % im Rückstand (Tabelle 3.1). Entsprechend stagnierten die Mengen bei den meisten Verwertungsarten oder waren rückläufig (Tabelle 3.2). Eine Zunahme gab es im August bei der Verwertung zu anderen Milchspezialitäten (+12,1 %), zu Quark (+8,9 %) und zu Jogurt (+4,2 %). Die Produktion von Konsummilch stieg im August gegenüber dem Vorjahr um 5,2 % auf 33 042 Tonnen an (Tabelle 3.3). Leicht rückläufig (-0,5 %) war im August insgesamt die Käseproduktion. Eine Zunahme erfolgte beim Frischkäse und den anderen Halbhartkäsen (Tabelle 3.4). Die Butterproduktion wurde gegenüber dem Vorjahr um 3,2 % gesteigert. Die Butterlager waren mit 1450 Tonnen Ende August jedoch deutlich weniger gefüllt als im Vorjahr mit 4618 Tonnen (Tabelle 3.6). Insbesondere der Fettgehalt der Milch lag im August wie schon im Juli mit 4,03 % tiefer als in den beiden Vorjahren (Tabelle 3.7).

 

Viehwirtschaft

Der Rindviehbestand lag Ende September um 3641 Stück höher als im Vorjahr. Beschleunigt abgenommen hat der Milchkuhbestand, und zwar gegenüber dem Vorjahr um 6507 Kühe (Tabelle 4.1). Nach Alterskategorie lagen alle Teilbestände mit Ausnahme der männlichen Kälber und der weiblichen Tiere von mehr als drei Jahren über dem Vorjahreswert (Tabelle 4.2). Im September wurde im Vergleich zum Vorjahr in allen Gross- und Kleinvieh-Kategorien (ohne Equiden) mehr geschlachtet. Vor allem bei den Ochsen (+7,7 %) und den Rindern (+7,6 %) waren es deutlich mehr Tiere (Tabelle 4.5). Bei den Rindvieh-Kategorien ging das Schlachtgewicht generell zurück, am stärksten bei den Kühen. Dies könnte damit begründet sein, dass das Futter eher knapp und teuer ist und die Tiere eher früh an die Schlachtbank gehen (Tabelle 4.4). Bei den Schweinen (+2,1 %), den Schafen (+1,3 %) sowie den Ziegen (+3,8 %) lagen die Schlachtgewichte höher als im Vorjahr. Bei den Schweinen hat sich die Marktsituation mit den hohen Schlachtzahlen nicht entspannt, was erfahrungsgemäss zu hohen Schlachtgewichten führt. Die Fleischproduktion nahm somit beim Rindfleisch (+2,8 %), Kalbfleisch (+4,1 %), Schweinefleisch (+5,0 %) und Schaffleisch (+3,2 %) zu (Tabelle 4.7). Die Produktion von Geflügelfleisch nahm im September gegenüber dem Vorjahr erneut zu (+6,4 %). Kumuliert betrug die Zunahme 2,3 % (Tabelle 4.9). Die Importe lagen im September deutlich tiefer als im Vorjahr (-30,0 %). Die Eierproduktion lag im September erneut unter dem Vorjahreswert (-6,5 %). Zugenommen haben dafür die Importe von Flüssig- und Trockeneiern für die Ernährung (Tabelle 4.10). Die Rindfleischproduktion ist 2021 in der EU28 auf 6792 Kilotonnen (-0,4 %) gesunken (Tabelle 4.13). Sozusagen stabil blieb die Produktion von Schaf- und Ziegenfleisch, während die Produktion von Schweinefleisch um 1,6 % angestiegen ist.

 

Aussenhandel

Die Käseexporte entwickelten sich auch im September rückläufig (-10,0 %). Allerdings haben auch die Importe erneut abgenommen (-1,5 %), wenn auch weniger stark. Deutlich angestiegen sind die Durchschnittspreise pro Kilogramm Käse. Nur in den Kategorien andere Frischkäse, andere Halbhartkäse, Raclette Suisse® und Tête de Moine stiegen die Exportmengen gegenüber dem Vorjahr an (Tabelle 5.8). Auf hohem Niveau liegen im laufenden Jahr mengenmässig die Importe von Getreide (Kapitel 10) sowie von Abfällen und Tierfutter (Kapitel 23). Bei den landwirtschaftlichen Ausfuhren haben mengenmässig die Getränke (Kapitel 22) am stärksten zugenommen (Tabelle 5.10). Steil angestiegen sind in den Monaten August und September die Importe von Heu und Luzernemehl (Tabelle 5.11). Generell haben die Importe von Futtermitteln bei steigenden Preisen zugelegt. Die Situation bei den übrigen Produktionsmitteln ist sehr unterschiedlich (Tabelle 5.15). Die Düngerpreise lagen weiterhin sehr hoch.

 

Preise

Die Preise für grosses Schlachtvieh sind im Oktober erneut leicht angestiegen und lagen über dem Niveau der beiden Vorjahre (Tabelle 6.3). Die Preise für Schlachtkälber haben deutlicher zugenommen (Tabelle 6.4). Die Tränkekälber folgten weiter dem saisonalen Abwärtstrend und erreichten das Niveau des Vorjahres nicht (Tabelle 6.5). Die Preise für Schlachtschweine und Jager verharrten auch im Oktober auf extrem tiefem Niveau (Tabelle 6.6). Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe gingen im Oktober leicht zurück. Weidelämmer schienen weniger gefragt zu sein, während sich die Preise für Schlachttiere in etwa auf dem Niveau des Vorjahres halten konnten (Tabelle 6.7). Bei den Milchpreisen muss man bis ins Jahr 2008 zurückgehen, um höhere Preise zu finden (Tabelle 6.8). Der Produzentenpreisindex ist gegenüber dem Vorjahr im September um 1,4 % angestiegen (Tabelle 6.9). Der Anstieg wäre ohne die Tiefstpreise in der Schweineproduktion noch deutlicher. Höhere Preise sind allerdings auch dringend notwendig, da die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Produktionsmittel innert Jahresfrist gemäss Index um 11,6 % angestiegen sind (Tabelle 6.12). Die grössten Auswirkungen auf die Kosten der Landwirtschaftsbetriebe haben die Preissteigerungen bei Energie, Dünger und Futtermitteln. Im Vergleich dazu ist die allgemeine Teuerung im September mit 3,3 % geradezu bescheiden (Tabelle 6.15). Hoch liegen auch die Importpreise landwirtschaftlicher Produkte und von Nahrungs- und Futtermitteln (Tabelle 6.16). Dies ist auf die aktuell hohen Weltmarktpreise zurückzuführen (Tabellen 6.20, 6.21 und 6.23). Die Weltmarktpreise für Landwirtschaftsprodukte und Produktionsmittel entwickeln sich uneinheitlich, aber fast durchwegs auf sehr hohem Niveau.

 

Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"