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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - September 2020
Grundlagen
Der September 2020 war mild. Die Durchschnittstemperatur lag um 1,6 Grad über der Norm 1981-2010 (siehe Grafik 1.3). Vom 14. bis 16. September konnten an mehreren Orten sogar Hitzetage mit über 30 Grad verzeichnet werden. Bis zum 23. September war das Wetter ausgesprochen niederschlagsarm mit Regenmengen, welche grösstenteils maximal 15 % der Norm erreichten. Erst am Monatsende brachte ein Kaltluftvorstoss aus dem Nordatlantik kühle Verhältnisse, kräftige Regenfälle und Schnee bis auf 1000 Meter Höhe. Gemäss den phänologischen Daten hatte die Vegetation im September ca. eine Woche Vorsprung gegenüber der Periode 1981-2010. Bis Ende August war das laufende Jahr vergleichsweise wenig von Hagel- und Elementarschäden betroffen (Tabellen 1.4 bis 1.6).
Pflanzenbau
Die Wiesen litten im Frühling teilweise unter den trockenen Bedingungen. Dies dürfte die leicht unterdurchschnittliche Einschätzung der Heuernte durch die Berichterstatter erklären. Ungefähr im langjährigen Mittel lagen die Ernten der späteren Dürrfutterschnitte und der Grassilage. Auf einzelnen Betrieben fiel die Ernte jedoch deutlich geringer aus, was wohl auf die trockenen Verhältnisse in gewissen Regionen zurückzuführen sein dürfte. Die Qualität des Erntegutes entspricht gemäss den Berichterstattern in etwa dem langjährigen Durchschnitt (Tabelle 2.1). Beim Getreide ergaben sich im laufenden Jahr gute Durchschnittserträge. Beim Raps liegen die Erträge auf dem Niveau des guten Jahres 2017 (Tabelle 2.2). Unterdurchschnittliche Erträge wurden bei den Eiweisserbsen und tendenziell auch bei den Ackerbohnen registriert. Die Kartoffelfläche bleibt 2020 gemäss ersten Schätzungen stabil. Mit 480 000 Tonnen wird eine grosse Ernte mit einem hohen Speiseanteil erwartet (Tabelle 2.3). Die Gemüseproduktion lag im August um 7,7 % über dem Vorjahresniveau, was bisher nicht zu generell tieferen Preisen geführt hat (Tabellen 2.4/2.5). Allenfalls erhöht die Corona-Krise über die vermehrten Verkäufe im Detailhandel die Nachfrage und stützt damit die Preise.
Milchwirtschaft
Die Milchmenge wird für den Monat August um 0,5 % höher als im Vorjahr geschätzt (Tabelle 3.1). Insgesamt verläuft die Produktion damit weiterhin recht stabil. Die tiefen Werte in der Verwertung zu Butter und Dauermilchwaren belegen, dass es beim Absatz derzeit keine Probleme gibt (Tabelle 3.2). Sogar die Produktion von Konsummilch hat im aktuellen Jahr deutlich Aufwind (Tabelle 3.3). Die Butterlager haben mit 179 Tonnen Ende August für diesen Zeitpunkt im Jahr einen absoluten Tiefstand erreicht.
Viehwirtschaft
Der Rückgang des Rindvieh- und insbesondere des Milchviehbestandes wurde durch den Lockdown gebremst. Bisher wurden diese fehlenden Abgänge nicht kompensiert, womit sich die Bestandeszahlen auf höherem Niveau entwickeln, als dies zu erwarten wäre (Tabelle 4.1). Nach dem Lockdown ist das durchschnittliche Schlachtgewicht der Kühe im Mai deutlich angestiegen. Der Abstand zum durchschnittlichen Schlachtgewicht des Vorjahres hat sich inzwischen verringert, betrug im August jedoch immer noch 5,5 kg pro Schlachtkuh (Tabelle 4.4). Im August lagen die Kuhschlachtungen mit 13 409 Schlachtungen um 11,3 % höher als im Vorjahr. Deutlich tiefer als im Vorjahr lagen die Schlachtungen von Kälbern (-15,9 %) und Schafen (-22,2 %). Bei den Schweinen sind die Schlachtungen leicht angestiegen (+3,6 %), bleiben im langfristigen Trend jedoch weiterhin recht stabil (Tabelle 4.5). In der Folge lag die Inlandproduktion von Rindfleisch im August um 3,9 % höher als im Vorjahr, während beim Kalbfleisch eine Abnahme um 16,2 % resultierte. Beim Schweinefleisch betrug die Zunahme 4,1 %, während die Produktion von Schaffleisch um 23,1 % abnahm (Tabelle 4.8). Die Produktion von Geflügelfleisch nahm im August um 2,7 % zu, was im Vergleich zu den kumulierten Werten (+6,2 %) eher unterdurchschnittlich ist (Tabelle 4.10). Die Eierproduktion nahm im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 9,7 % zu, kumuliert ergibt sich eine Zunahme um 7,2 % (Tabelle 4.11).
Aussenhandel
Die Importe von Gemüse haben - wohl Corona-bedingt - zugenommen, stagnierten nun jedoch im August (Tabelle 5.2). Die Importe von Früchten und Nüssen (Zollkapitel 8) nahmen dagegen auch im August weiter zu (Tabelle 5.3). Deutliche Zunahmen ergaben sich auch bei Lebensmittelzubereitungen in den Zollkapiteln 16 sowie 19 bis 21 (Tabelle 5.9). Ähnliches gilt auch für das Zollkapitel 22, Getränke. Die Käseexporte lagen im August mit 5305 Tonnen um 1,5 % unter dem Vorjahreswert von 5389 Tonnen (Tabelle 5.6). Die grössten Zunahmen im Export erzielten «andere Frischkäse» und Switzerland Swiss, während die grössten Einbussen bei «anderem Halbhartkäse» und le Gruyère AOP resultierten (Tabelle 5.8). Die Käseimporte lagen auch im August erneut höher (+10,6 %) als im Vorjahr. Die Futtermittelimporte sind im aktuellen Jahr deutlich rückläufig (Tabelle 5.11). Die aktuell guten Ernten im Futter- und Ackerbau werden diesen Trend weiter stützen. Deutliche Zunahmen ergaben sich dafür im laufenden Jahr bisher bei den Importen von Saatgut (Tabelle 5.12). Der Rückgang der Düngerimporte fällt aufgrund tiefer Preise nach Wert noch deutlicher aus als nach Menge (Tabelle 5.13). Der Einfuhrwert von Maschinen und Geräten ist im August um 32,2 % angestiegen, liegt kumuliert jedoch immer noch auf Vorjahresniveau (Tabelle 5.14). Die Importe von Stroh und von Pflanzenschutzmitteln lagen kumuliert bisher sowohl mengen- wie auch wertmässig deutlich unter den Vorjahreswerten (Tabelle 5.15).
Preise
Die Preise für grosses Rindvieh setzten auch im September ihren Höhenflug fort (Tabelle 6.4). Bei den Verarbeitungstieren ist dabei der in früheren Jahren zu beobachtende Preisabschwung im Herbst bisher ausgefallen. Auch bei den Schlachtkälbern stiegen die Preise auf hohem Niveau weiter an (Tabelle 6.5), was angesichts der tiefen Schlachtzahlen nicht verwundern kann. Sowohl die Preise für Schlachtschweine wie für Jager entwickelten sich im September konstant auf weiterhin hohem Niveau. Die Nachfrage ist offensichtlich so stark, dass der übliche Preisabfall nach dem Ende der Grillsaison dieses Jahr ausfällt (Tabelle 6.7). Bei den Lämmern und Schlachtschafen führte der Alpabzug bisher nur zu einem geringen Preisrückgang. Die Preise liegen weiterhin deutlich höher als in den Vorjahren (Tabelle 6.8). Die Milchpreise lagen im August weiterhin höher als im Vorjahr (Tabelle 6.9). Erstmals ergab sich auch für die Biomilch ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr. Der Produzentenpreisindex lag im August um 0,6 % höher als im Vorjahr. Gestützt wird der Index v.a. von der tierischen Produktion (Tabellen 6.12 und 6.13). Weiterhin generell tief lagen im August die Preise für Produktionsmittel mit einer Differenz von -2,1 % zum Vorjahr (Tabellen 6.18 und 6.19). Auf internationalem Niveau stabilisierten sich die Preise für Milchprodukte im September (Tabelle 6.27). Dies bietet auch für die Schweizer Milchwirtschaft Vorteile. Deutlich teurer wurden im September auf dem Weltmarkt Sojabohnen und Sojaprodukte (Tabelle 6.29).
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"