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Bericht zur Lage der Landwirtschaft - September 2021
Grundlagen
Auf einen eher kühlen August folgte ein überdurchschnittlich sonniger und ausgesprochen milder September. V.a. die erste Monatshälfte brachte hohe Temperaturen. Die Niederschlagsmengen waren unterdurchschnittlich, wie schon im August. An einzelnen Orten fiel nicht einmal ein Drittel der durchschnittlichen September-Regenmenge.
Im Juni und Juli wurden 6927 bzw. 3577 Hagel-Schadenfälle gemeldet (Tabellen 1.4 und 1.5) . Insgesamt gingen bis und mit August im laufenden Jahr 11'212 Schadenmeldungen ein. Schweizer Hagel schätzt die versicherten Schäden auf insgesamt 110 Millionen Franken und spricht vom schlimmsten Hageljahr seit dem Bestehen der Versicherung. Die Landwirtschaft ist im laufenden Jahr auch von Elementarschäden stark betroffen, da der Hagel oft von Starkregen und Überschwemmungen begleitet wurde.
Pflanzenbau
Der erste Schnitt der Wiesen konnte vielerorts noch in ansprechender Menge und Qualität eingeführt werden (Tabelle 2.1). Im Mittel war jedoch v.a. die Qualität leicht unterdurchschnittlich aufgrund des oft späten Erntetermins. In der Folge wurden die Wetterbedingungen schwierig. Menge und Qualität des Emds und der Silage fielen entsprechend unterdurchschnittlich aus. Gemäss ersten Meldungen der Landwirtschaftsbetriebe waren die Erträge von Getreide, Ölsaaten und Körnerleguminosen im laufenden Jahr deutlich unterdurchschnittlich und führten im Allgemeinen zu kleinen Ernten (Tabelle 2.2). Dasselbe gilt auch für die Kartoffeln, wo die kleinste Ernte seit 2013 geschätzt wird (Tabelle 2.3). Auch der Gemüsebau leidet stark unter den schwierigen Bedingungen. Im August fiel die Ernte mengenmässig um 25,2 % tiefer aus als im Vorjahr. Kumuliert beträgt der Rückstand 16,2 % (Tabelle 2.4). Die schwierigen Verhältnisse führen gemäss der Schätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung vom 5. Oktober 2021 zu einem Rückgang des Produktionswertes im Pflanzenbau um 9,0 % gegenüber dem Vorjahr (Tabelle 7.1).
Milchwirtschaft
Im August 2021 wird ein leichter Rückgang der Milchproduktion um 0,9 % gegenüber dem Vorjahr erwartet (Tabelle 3.1). Wahrscheinlich ist der wieder zunehmende Einkaufstourismus der Grund, dass die Verwertung zu Konsummilch (Tabelle 3.2) bzw. die Produktion von Konsummilch (Tabelle 3.3) im laufenden Jahr stark rückläufig ist. Der Rückgang hat sich in den Monaten Juni und Juli beschleunigt. Die Käseproduktion hat im Juli erstmals im laufenden Jahr leicht abgenommen (-2,0 %). Kumuliert ergibt sich eine Zunahme um 2,3 % (Tabelle 3.4). Insbesondere der Fettgehalt der gelieferten Milch liegt im aktuellen Jahr weiterhin sehr hoch. Im Juli lag er bei 4,09 % (Tabelle 3.7).
Viehwirtschaft
Der Rindviehbestand lag Ende August um 0,6 höher als im Vorjahr (Tabelle 4.1). Der Bestand der Milchkühe lag um 0,3 % tiefer und jener der anderen Kühe um 1,8 % höher. Vor allem die Bestände der Tiere bis zu einem Alter von drei Jahren liegen höher als im Vorjahr (Tabelle 4.2). Im August wurde mit Ausnahme der Equiden in allen Kategorien mehr inländisches Gross- und Kleinvieh geschlachtet als im Vorjahr: Ziegen +9,0 %, Ochsen +7,7 %, Stiere +7,4 %, Kälber +7,0 %, Schweine +6,1 %, Schafe +5,2 %, Rinder +3,3 % und Kühe +2,2 % (Tabelle 4.5). Bei den Schlachtgewichten gibt es kaum Auffälligkeiten (Tabelle 4.4). Für die Fleischproduktion sieht die Entwicklung somit sehr ähnlich aus wie bei den Schlachtzahlen: Die Inlandproduktion von Rindfleisch stieg im August um 4,9 % an und jene von Kalbfleisch um 8,3 %. Beim Schweinefleisch betrug die Zunahme 6,4 % und beim Schaffleisch 5,6 % (Tabelle 4.8). Über ein Jahr betrachtet liegt damit die Rindfleischproduktion in etwa auf Vorjahresniveau, jene von Kalb- und Schaffleisch leicht tiefer, während die Produktion von Schweinefleisch leicht erhöht ist. Die Produktion von Geflügelfleisch nahm im August um 6,5 % zu und liegt kumuliert um 3,4 % höher als im Vorjahr (Tabelle 4.10). Noch grösser sind die Zunahmen bei der Eierproduktion mit 8,0 % im August und 5,6 % kumuliert.
Aussenhandel
Die Importe von frischem Gemüse lagen im August massiv höher als im Vorjahr. Bei vielen Gemüsesorten lagen die Importe im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so hoch. Kumuliert ergibt sich eine Zunahme um 7,6 % (Tabelle 5.2). Bei den Früchten haben die Importe von Steinobst und Beeren zugenommen, wo die Inlandernte im laufenden Jahr aufgrund der schlechten Wetterbedingungen tief ausfällt (Tabelle 5.3). Die Käseexporte nahmen im August um stattliche 19,3 % zu. Kumuliert beträgt die Zunahme 9,2 % (Tabelle 5.6). Von der Zunahme konnten fast alle Käsesorten profitieren, in absoluten Mengen am stärksten der Gruyère AOP (Tabelle 5.8). Die Importe von Futtermitteln haben im laufenden Jahr nach Menge bisher kumuliert um 7,9 % zugenommen. Mit 39,8 % war die Zunahme im August besonders hoch. Aufgrund der schwachen Inlandernten war eine Zunahme der Importe auch zu erwarten. Die Importe sind auch deutlich teurer geworden (Tabelle 5.11). Neben Futtermitteln wurden im laufenden Jahr bisher auch mehr Stroh und Pflanzenschutzmittel importiert (Tabelle 5.15). Kumuliert betrachtet wird beim Saatgut eine leichte Abnahme (-8,0 %) registriert, während die Düngermenge (-1,0 %) wenig ändert. Zugenommen hat auch der Wert der Maschinenimporte. Die Durchschnittspreise sind ausser bei den Pflanzenschutzmitteln bei allen importierten Produktionsmitteln angestiegen. Eine Verteuerung kann bei vielen Zolltarifnummern landwirtschaftlicher Importprodukte festgestellt werden (Tabelle 5.16).
Preise
Die Preise für Verarbeitungstiere haben sich beim Rindvieh rückläufig entwickelt und sind im September auf das Niveau des Vorjahres gesunken. Unverändert hoch und stabil verlaufen die Schlachtviehpreise für Stiere, Ochsen und Rinder (Tabelle 6.4). Die Preise für Schlachtkälber sind im September deutlich angestiegen und übertrafen das Vorjahresniveau (Tabelle 6.5). Saisongemäss sanken die Tränkerpreise im September, lagen jedoch weiterhin über dem Vorjahresniveau, je nach Quelle mit einem Preis von 11.86 bis 12.62 Franken pro Kilogramm LG für Tränker AAm. Die Preise für Schlachtschweine QM ab Hof verharrten im September auf dem tiefen Niveau von 3.80 Franken pro kg SG, während die Preise für Jager noch weiter abnahmen (Tabelle 6.7). Die Preise für Lämmer und Schlachtschafe gingen im September leicht zurück, konnten sich aber weiterhin über dem Vorjahresniveau halten (Tabelle 6.7). Die Produzentenmilchpreise konnten im August ausser bei der Milch für gewerbliche Käsereien weiter zulegen. Alle Preise liegen über dem Niveau der drei Vorjahre (Tabelle 6.8). Wohl nicht zuletzt aufgrund der tiefen Erntemengen im Pflanzenbau steigen die Indices der Pflanzenbaupreise im Produzentenpreisindex an. Bei der tierischen Erzeugung entwickeln sich nur die Schweinepreise negativ. Der Produzentenpreisindex steigt damit gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % an (Tabellen 6.10 und 6.11). Die Einkaufspreise landwirtschaftlicher Produktionsmittel lagen im August gemäss Index um 3,1 % über dem Vorjahresniveau (Tabellen 6.15 und 6.16). Am stärksten ist die Teuerung bei Energie und Düngemittel, sie erfasst aber fast alle Bereiche. Auch die allgemeine Teuerung steigt gemäss dem Landesindex der Konsumentenpreise im August gegenüber dem Vorjahr um 0,9 % an (Tabelle 6.19). Die Preise für Milchprodukte liegen auf dem Weltmarkt aktuell auf einem hohen Niveau (Tabelle 6.25), womit von dieser Seite aktuell wenig Druck auf die Schweizer Milchpreise zu erwarten ist.
Der Bericht zur Lage der Schweizer Landwirtschaft ist ein Auszug aus der Publikation "Agristat – statistisches Monatsheft"