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Geeint und engagiert zum Erfolg

2021 stand im Zeichen der Abstimmung gegen die beiden extremen Agrarinitiativen. Die klare Ablehnung war nicht selbstverständlich, sondern das Resultat eines beispiellosen Einsatzes auf allen Ebenen. Trotzdem gibt es Folgen, welche die Landwirtschaft noch enorm fordern werden. Mit dem Bericht zur Weiterentwicklung zur Agrarpolitik eröffnen sich neue Chancen.

Liebe Bäuerinnen und Bauern

Für das Jahr 2021 hatten wir ein klares Hauptziel: Die Ablehnung der beiden extremen Agrarinitiativen «Trinkwasser» und «Pestizidfrei». Wir – und praktisch alle Bauernfamilien der Schweiz – haben hart dafür gearbeitet. Der klare Erfolg mit 61 Prozent Nein-Stimmen am 13. Juni war weder selbstverständlich noch leicht errungen. Wir verdanken ihn hauptsächlich dem geeinten Auftritt der gesamten Landwirtschaft und einem einzigartigen Engagement auf allen Ebenen. Die Initianten und gerade anfänglich auch die Medien, zeichneten ein Bild, das nichts mehr mit der Realität zu tun hatte und ungerechtfertigte Ängste in der Bevölkerung weckte. Die tägliche Realität der Landwirtschaft – die sich gerade in diesem wettertechnisch sehr anspruchsvollen Jahr mit Spätfrost, zahlreichen Hagelschäden, heftigen Stürmen und sehr viel Regen exemplarisch zeigte – war komplett ausgeblendet: Wie grosse Schäden Krankheiten, Schädlinge aber auch Unkräuter anrichten können. Und wie wichtig es ist, für die Versorgung der Menschen mit ausreichend gesundem Essen, dass wir diese auf irgendeine Art wirksam bekämpfen können.

Wir boten Hand für die parlamentarische Initiative Absenkpfad, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt weiter zu senken und die Lebensmittelproduktion nachhaltig zu optimieren. Unter dem Druck der Initiativen flossen immer weitere Forderungen ein. Nun haben wir ehrgeizig Zielvorgaben im Bereich Pflanzenschutz aber auch Nährstoffe erhalten. Es wird eine grosse Herausforderung sein, diese Ziele mit praxistauglichen Massnahmen zu erreichen.

Nach der Abstimmung ist heutzutage auch vor der Abstimmung. 2022 steht mit der Massentierhaltungsinitiative die nächste Hürde an, die es gemeinsam zu meistern gilt. Hier haben wir die paradoxe Situation, dass die Bauernfamilien mehr Labelprodukte mit höheren Tierwohlstandards bereitstellen, als sie auch als solche verkaufen können. Und dann kommen solche Initiativen, welche die Produktion komplett umstellen wollen, weil sie zu wenig tierfreundlich sei. Für die Bauernfamilien sind solche Forderungen schwer zu verstehen. Es kann heute schon jede und jeder, diese gewünschten Produkte kaufen! Wir nehmen auch die Initiative nicht auf die leichte Schulter. Deshalb starteten wir die Arbeiten für die Nein-Kampagne bereits früh. Ende Jahr hatte die dafür eingesetzte und breit abgestützte Begleitgruppe die Grundpfeiler unseres Auftritts festgelegt.

Mit der Landschaftsinitiative und der Biodiversitätsinitiative sind bereits die nächsten Volksbegehren in der Pipeline. Die Menschen möchten offenbar mit solchen Initiativen die Welt retten. Jede Initiative zielt auf andere Bereiche der Landwirtschaft ab. Umso wichtiger ist es, dass sich die übrigen dann nicht einfach zurücklehnen und aushalten. Denn 2021 hat eines gezeigt: Gemeinsam sind wir stark!

Im Parlament ist es uns zudem gelungen, dass die bundesrätliche AP22+ sistiert wurde. Diese hätte den Selbstversorgungsgrad gesenkt und die Einkommen der Bauernfamilien reduziert. Stattdessen wurde in einem Postulat der Auftrag erteilt, die heute einseitige Agrar- zu einer glaubwürdigen Ernährungspolitik zu erweitern. Wir erachten das als reelle Chance und hoffen, dass Behörden, Bundesrat und Parlament diese ergreifen. Dafür steht ausreichend Zeit zur Verfügung, denn über den Verordnungsweg lassen sich dringliche Verbesserungen trotzdem angehen.

Unsere Herausforderung ist es, uns den neuen Bedürfnissen anzupassen. Sei es in Sachen Produktionstechnik, Umweltauswirkungen, aber auch um neue Konsumgewohnheiten mit inländischen Lebensmitteln zu befriedigen. Bedingung ist, dass unsere Erlöse die damit verbundenen Kosten decken und wir ein angemessenes Einkommen erzielen. Eine wirtschaftliche Landwirtschaft ist die Bedingung, damit auch künftig junge Menschen einsteigen und einen der wohl schönsten, aber anspruchsvollsten Berufe überhaupt erlernen. Die Welt von morgen wird sie brauchen!

Markus Ritter, Präsident

Martin Rufer, Direktor