Hauptinhalt

Inkonsequente Pflanzenschutzmittelpolitik des Bundes!

Medienmitteilung des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer vom 12. November 2020

Der Verband der Schweizer Zuckerrübenpflanzer SVZ ist konsterniert. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat die von der Zuckerbranche geforderte befristete Notzulassung einer neonicotinoidhaltigen Beizung für Zuckerrüben nicht genehmigt. Dies, nachdem zahlreiche EU-Staaten Ausnahmebewilligungen für neonicotinoidhaltige Beizmittel erlassen haben. Der SVZ fordert nun zur Gleichbehandlung der einheimischen Zuckerproduktion, dass nur noch Zucker importiert wird, der mit in der Schweiz zugelassenen Pflanzenschutzmittel hergestellt wurde.

Die Zuckerrüben waren dieses Jahr stark von der virösen Vergilbung befallen. In den stark betroffenen Gebieten führte dies zu Ertragsverlusten von 30 bis 50%. Nach dem EU-weiten Neonicotinoidverbot 2019 können die Pflanzen nicht mehr systemisch, das heisst während mehreren Wochen, vor oberirdischen Schädlingen geschützt werden. Die durch Blattläuse übertragene viröse Vergilbung BYV (Beet Yellow Virus) breitete sich daher stark aus. Deshalb haben zahlreiche EU-Länder Notzulassungen für neonicotinoidhaltige Beizmittel erlassen. Zuletzt hat Frankreich, der grösste Zuckerhersteller Europas, die gesetzliche Grundlage dazu geschaffen.  

Der SVZ ist enttäuscht über die Ablehnung des Antrages. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Abstimmungen zu den Pflanzenschutz-Initiativen mag dieser politische nachvollziehbar sein, agronomisch ist er aber falsch. Zuckerrüben blühen im Anbaujahr nicht und eine negative Wirkung der Zuckerrübensaatgutbeizung auf Bienen wurde bisher nie nachgewiesen. Zudem hat der SVZ dem Bund konstruktive Vorschläge für wirkungsvolle Begleitmassnahmen unterbreitet. Zwar bewilligte das BLW zwei Wirkstoffe für Flächenspritzungen. Ob die Blattlausepidemie und die Verbreitung der virösen Vergilbung damit gestoppt werden können, wird sich zeigen und hängt stark von der Witterung sowie der Wirksamkeit der neuen Blatt-Insektizide ab.

Der negative Entscheid stellt den Schweizer Zuckerrübenanbau vor riesige Herausforderungen und es muss befürchtet werden, dass die Schweizer Zuckerwirtschaft in ihren Grundfesten gefährdet ist.

Die Ablehnung der befristeten Notzulassung führt zu einem massiven Wettbewerbsnachteil der einheimischen Zuckerproduktion und hat hohe Importmengen von nachweislich weniger nachhaltig produziertem Zucker zur Folge. Die Ungleichbehandlung der Schweizer Zuckerrübenpflanzer mit den europäischen Mitbewerbern muss Folgen haben. Der Schweizer Zuckerrübenverband fordert daher mit Nachdruck, dass nur noch Zucker importiert wird, der ohne Pflanzenschutzmittel hergestellt wurde, die in der Schweiz nicht zugelassen sind. Entsprechende Anträge wurden im Parlament bereits im September eingereicht.

Parallel dazu müssen die Züchtungsunternehmen unter Hochdruck so schnell wie möglich tolerante Sorten entwickeln und diese der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) zur Anbauprüfung zur Verfügung stellen. Alternative Bekämpfungsmöglichkeiten gegen Blattläuse und andere Schädlinge müssen gefunden und getestet werden. Die SVZ begrüsst das vom Bundesrat in Auftrag gegebene Forschungspaket. Die SFZ wird 2021 erneut den Blattlaus-Warndienst aktivieren und dazu die exakten Behandlungszeitpunkte für die neu zugelassenen Blattinsektizide definieren.

Rückfragen

Josef Meyer, Präsident Schweizer Zuckerrübenpflanzer SVZ, Mobile 079 606 10 21

Samuel Jenni, Leiter Fachstelle für Zuckerrübenanbau SFZ, 032 391 68 00

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Aufruf zum Verzicht auf vier ausgewählte Wirkstoffe

04.06.19 | Damit das Trinkwasser noch sauberer wird, fordert der Schweizer Bauernverband die Landwirtschaftsbetriebe auf, den Einsatz der Wirkstoffe Bentazon, Chloridazon, Fluopicolid und S-Metolachlor zu vermeiden. Speziell in der Grundwasserschutzzone 3 soll es gar keine Anwendung mehr geben.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Haarproben des K-Tipp sprechen für den Konsum einheimischer Lebensmittel

03.06.19 | Anfang Mai veröffentlichte der K-Tipp die Haaranalysen von 20 Testpersonen. Er fand darin neben anderen Stoffen auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Da neun von zehn der erwähnten Stoffe in der Schweiz nicht verwendet werden, kommen als Quelle vor allem im-portierte Rohstoffe und Lebensmittel in Frage.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Trinkwasserinitiative verfehlt ihr Ziel

24.04.19 | Unter dem Motto «Wir schützen, was wir lieben» zeigen die Schweizer Bauern diesen Sommer auf verschiedene Art und Weise wie sie den Kulturen, Tieren und damit den Lebensmitteln wie auch der Umwelt Sorge tragen. Ziel der Kampagne ist es, mit dem Aufzeigen von Zusammenhängen, die laufende Diskussion z.B. rund um Pflanzenschutzmittel zu versachlichen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Pflanzenschutz: Verbesserungen sind eingeleitet

02.04.19 | Der Schweizer Bauernverband anerkennt das Problem der Pflanzenschutzrückstände in kleineren Oberflä-chengewässern im intensiv genutzten Mittelland. Mit dem Aktionsplan Pflanzenschutz lässt sich dieses wirk-sam angehen. Eine konsequente Umsetzung auf allen Ebenen ist gefragt!

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT Aktuell 01-19: Entwicklung des Bio-Landbaus

12.02.19 | Nach einer kurzen Stagnationsphase in den Jahren 2007 bis 2010 hat sich die Bio-Produktion in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Dabei ist der Anteil der Bio-Produktion je nach Kultur oder Tierart sehr unterschiedlich hoch. 2017 wurden bei den Beeren 26 %, beim Dinkel 24 % und beim Dauergrünland 18,7 % der Fläche biologisch bewirtschaftet. Bei den Zuckerrüben und beim Raps betrug der Anteil 0,2 bzw. 1,8 %. Bei den Nutztieren wurden 74 % der Milchschafe und 26 % der Milchziegen auf Biobetrieben gehalten, jedoch nur 0,8 % der Truten und 2,4 % der Schweine.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Bundesrat unterstützt Schweizer Zuckerbranche

30.11.18 | Mit 300 Franken höheren Einzelkulturbeiträgen und einem Mindestzoll will der Bundesrat die Bemühungen der Branche zur Sicherung des Schweizer Zuckerrübenanbaus befristet bis 2021 unterstützen. Der Schweizer Bauernverband und die Interprofession Zucker unterstützen das Massnahmenpaket.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT Aktuell 08-18: Schätzung der Schweizer Ackerfläche

10.09.18 | Gemäss der vorliegenden Flächenschätzung 2018 nimmt die offene Ackerfläche im laufenden Jahr tendenziell zu und steigt auf 274 835 Hektaren. Der grösste Anstieg erfolgt bei der Rapsfläche, welche um geschätzte 2475 Hektaren zunimmt. Die Zunahme liegt jedoch unter den Erwartungen in Anbetracht der zugeteilten Produktionsmengen. die Fläche des Silomaises nimmt um 1147 Hektaren ab und jene der Kunstwiesen um 3195 Hektaren. Offensichtlich stand den Landwirten in den vergangenen Jahren genügend Raufutter zur Verfügung.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT Aktuell 06-18: Ertragsentwicklung im Schweizer Ackerbau

10.07.18 | Innerhalb der letzten 100 Jahre nahmen die Erträge von Winterweizen, Raps, Kartoffeln und Zuckerrüben um den Faktor 2,5 bis 3 zu. Die Ertragssteigerung setzte bei allen vier Kulturen mit der sich ausbreitenden Mechanisierung und neuen Zuchtsorten nach dem zweiten Weltkrieg ein. Während die Ertragssteigerung bei Raps und Zuckerrüben offensichtlich weitergeht, stagnieren die durchschnittlichen Erträge beim Winterweizen und den Kartoffeln.

Mehr lesen