Hauptinhalt

Mit dem Klima verbunden

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 11. Juli 2019

Die Landwirtschaft arbeitet in und mit der Natur. Das macht sie vom Klima abhängig. Deshalb trifft sie dessen Veränderung besonders stark. Neben ihrer Betroffenheit ist die Landwirtschaft auch für einen Teil des Ausstosses an klimarelevanten Gasen verantwortlich. Die Bauern reagieren: Sie passen sich an und reduzieren ihre Emissionen. 

Die lange Trockenzeit im vergangenen Sommer ist bei den Schweizer Bauernfamilien noch sehr präsent: Das Futter für die Tiere fiel vielerorts viel zu knapp aus, die Bewässerung von sensiblen Kulturen lief auf Hochtouren, zahlreiche Alpbetriebe mussten Wasser zuführen. Weil viele kleinere und mittlere Fliessgewässer austrockneten, kam es gebietsweise auch zu Versorgungsengpässen. Dieses Jahr macht das Wetter ebenfalls Kapriolen: Es gab schon extreme Hitze, starken Hagelschlag und Stürme sowie massive Überschwemmungen. Experten sagen voraus, dass mit dem Klimawandel die Durchschnittstemperaturen weiter steigen und es mehr Wetterextreme geben wird. In der Schweiz soll es zudem eine verstärkte Sommertrockenheit geben. Mit dem Temperaturanstieg erhöht sich der Schädlingsdruck, hitzeempfindliche Kulturen reagieren mit Mindererträgen und bei bewässerten Pflanzenbeständen erhöhen sich Aufwand und Kosten. Dazu kommen Schäden an den Kulturen durch Hagel oder Frost.

Anpassung tut not

Die Bauern reagieren auf diese vielfältigen, neuen Herausforderungen. Sie bauen Bewässerungsmöglichkeiten aus, sie stellen auf wassersparende Systeme und Sensoren für eine bedarfsgerechte Bewässerung um, sie setzen auf robustere und trockenheitstolerantere Sorten oder sie bauen neue Kulturen an, die mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen. Beispiele für letzteres sind Sorghum und Luzerne, beides Futterpflanzen, die mit weniger Wasser auskommen oder tief wurzeln. Spezielle Bedeutung kommt dabei dem Boden- und Erosionsschutz zu. Je gesünder und humusreicher ein Boden, desto besser ist seine Wasserrückhaltefähigkeit. Agroforstsysteme bieten ebenfalls Vorteile, sie sind aber aktuell bei uns noch kaum im grösseren Stil wirtschaftlich zu betreiben. Und schliesslich steht noch die Frage nach Versicherungslösungen im Raum. Solche bestehen zum Teil, sie sind aber für viele Kulturen zu teuer. Deshalb sollten Prämienverbilligungen – wie sie im Ausland üblich sind – im Rahmen der nächsten Agrarreform auch für die Schweiz ein Thema werden.

Emissionen reduzieren

Die Landwirtschaft hat einem Anteil von 13 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen der Schweiz. 45 Prozent davon ist Methan aus der Nutztierhaltung. Ein Drittel macht Lachgas aus, das den landwirtschaftlichen Böden und bei der Hofdüngerlagerung entweicht. Der Rest entfällt auf Kohlendioxid, das grösstenteils aus der Treibstoffverbrennung stammt. Seit 1990 reduzierte die Landwirtschaft ihren Gesamtausstoss um 11.4 Prozent. Biogasanlagen produzieren nicht nur Ökostrom, sie reduzieren durch den Fermentationsprozess auch die Methanemissionen der Hofdünger. Eine längere Lebensdauer der Mutter-und Milchkühe senkt die Methanemissionen ebenfalls, weil der Aufzuchtzeit eine grössere Lebensleistung gegenübersteht. Weiter gibt es nitrifikationshemmende Düngerzusätze, die weniger Lachgasemissionen im Ackerbau bewirken. Der Effekt von speziellen Futterzusätzen für das Rindvieh ist zwar belegt, er schwankt hingegen von Tier zu Tier stark. Die biologischen Prozesse in der Landwirtschaft sind komplex und lassen sich nicht beliebig steuern.

Der Klimawandel stellt die Bauernfamilien und den Bauernverband vor eine ganze Reihe neuer Herausforderungen. Diese gilt es anzugehen, je schneller desto besser.

Medienkonferenz "Mit dem Klima verbunden" / Conference de presse "Avec le climat, pour le meilleur comme pour le pire"

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Alicia Moulin

Schweizer Bauernverband
Geschäftsbereich Energie und Umwelt
Projektleiterin

Telefon: 056 462 50 25
E-Mail: alicia.moulin@agrocleantech.ch 

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Schweizer Bauernfamilien lassen die Schweiz erblühen

12.04.21 | Die Risiken und Mengen beim Pflanzenschutzmitteleinsatz senken und die Nährstoffverluste reduzieren: Die von den beiden eidgenössischen Räten in der Frühjahrssession verabschiedete parlamentarische Initiative stellt eine solide Antwort auf die extremen Initiativen dar, die am 13. Juni 2021 zur Abstimmung kommen. Sie ist wirksamer und konsequenter als die Initiativen und tritt schneller in Kraft.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Bundesrat muss Palmölverordnung überarbeiten

01.04.21 | Das Stimmvolk hat sich mit 51.6% nur ganz knapp für das Freihandelsabkommen mit Indonesien ausgesprochen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die versprochenen Nachhaltigkeitsanforderungen. Die Palmöl-Koalition fordert daher eine Überarbeitung der vom Bund präsentierten Palmölverordnung.

Mehr lesen
Stellungnahmen Einfuhr von nachhaltig produziertem Palmöl aus Indonesien zum Präferenz-Zollansatz

01.04.21 | Das Freihandelsabkommen mit Indonesien hält fest, dass nur nachhaltiges Palmöl von Zollsenkungen profitieren kann. Diese Vorgabe war ausschlaggebend für die Zustimmung zu diesem Abkommen durch das Parlament wie auch durch das Volk. Der SBV hat diese Konditionalität eingefordert und nur unter dieser Bedingung dem Abkommen zugestimmt. Daher sehen wir uns entsprechend in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Umsetzung tatsächlich zu einem nachhaltigeren Palmölimport führt, so wie es der Bundesrat uns und dem Volk versprochen hat.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Bundesrat bezüglich Nachhaltigkeit gefordert

09.03.21 | Das Stimmvolk hat sich am Wochenende mit 51.6% nur ganz knapp für das Freihandelsabkommen mit Indonesien ausgesprochen. Die grosse Skepsis gegenüber den Nachhaltigkeitsversprechen des Bundesrats muss ernst genommen werden. Die Palmöl-Koalition fordert eine Überarbeitung der Palmölverordnung.

Mehr lesen
Stellungnahmen Konsultation zur «Planungshilfe für den Abbau von Steinen und Erden zur Herstellung von Zement»

08.03.21 | Die Schweizer Landwirtschaft ist für die Produktion von Nahrungsmittel auf landwirtschaftliche Nutzfläche und insbesondere Fruchtfolgeflächen angewiesen. Diese sind aufgrund der verschiedenen Ansprüche an den Raum und die begrenzten Verfügbarkeiten unter starkem Druck. Aber auch die Landwirtschaft profitiert von Infrastrukturen, wozu bei dessen Bau der Einbezug von Zement unabdingbar ist. Vorliegende Planungshilfe bietet eine gute Übersicht zum Abbau für die Herstellung von Zement. Im Folgenden halten wir unsere Position zu verschiedenen Punkten, welche die Landwirtschaft betreffen fest.

Mehr lesen
Stellungnahmen Totalrevision Rohrleitungssicherheitsverordnung (RLSV) und Teilrevision Leitungsverord-nung (LeV), Verordnung über das Plangenehmigungsverfahren für elektrische Anlagen (VPeA) und Niederspannungs-Installationsverordnung (NIV)

21.12.20 | Die Schweizer Landwirtschaft kann über die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien einen beachtlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Nebst den wichtigen Fördermassnahmen haben aber auch technische und organisatorische Rahmenbedingungen einen Einfluss auf die Attraktivität des Zubaus erneuerbarer Energien. Auf der anderen Seite sind Landwirte und Landwirtinnen als Grundeigentümer indirekt betroffen infolge der Durchleitungen von Stromversorgungen und Rohrleitungen. Im Folgenden halten wir unsere Position zu verschiedenen Punkten, welche die Landwirtschaft betreffen, fest.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Nationalrat will das Insektensterben bekämpfen

17.12.20 | Der Nationalrat hat heute die Kommissionsmotion (20.3010) zum Insektensterben angenommen. Der Ursprung dieser Motion war die Petition «Insektensterben aufklären!», die 2018 von den Naturfreunden Schweiz, apisuisse, Dark-Sky Switzerland und dem Schweizer Bauernverband lanciert worden war und die innert 100 Tagen 165'512 Unterschriften zusammenbrachte. Die heute angenommene Motion verlangt, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden, um das Insektensterben einzudämmen. Die Initianten der Petition freuen sich ausserordentlich. Sie ermutigen den Ständerat, die Motion ebenfalls so rasch wie möglich zu verabschieden. Der Schutz der Insekten ist unerlässlich, um den Erhalt unserer Ökosysteme und Lebensgrundlagen zu sichern!

Mehr lesen
Stellungnahmen Vorentwurf zur pa. Iv. 15.479 «Stopp dem ruinösen Preisdumping beim Zucker! Sicherung der inländischen Zuckerwirtschaft»

11.12.20 | Der Schweizer Bauernverband SBV ist erfreut, dass die WAK-N die schwierige Situation der Schweizer Zuckerindustrie anerkennt und diese mit Anpassungen im Landwirtschaftsgesetz unterstützen will. Die Befürchtungen des Bundes sind berechtigt. Ohne Unterstützung des Bundes ist die inländischen Zuckerher-stellung stark gefährdet.

Mehr lesen