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Biodiversität - Wie die Bauernfamilien die Artenvielfalt fördern

Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt der Lebensräume, der Arten und der Gene. Die Landwirtschaft beeinflusst die Biodiversität sowohl positiv wie negativ. Sie ist gleichzeitig aber auch eine Profiteurin: Die Bauernfamilien sind auf eine grosse Biodiversität angewiesen, damit sie gegen Schädlinge, Krankheiten, Naturkatastrophen und den Klimawandel gewappnet sind und auch in Zukunft weiterhin Lebensmittel produzieren können.

Ohne Landwirtschaft wäre die ganze Schweiz ein grosses Waldgebiet. Das wäre zwar naturnah, aber kein Gewinn für die Biodiversität. Alle die Pflanzen und Tiere, die nicht im Wald, im Hochgebirge oder im Wasser zu Hause sind, hätten bei uns gar keinen Lebensraum. Die Landwirtschaft fördert die Biodiversität also schon deshalb, weil sie Flächen offen hält und eine Vielfalt an Nutztierrassen hält und Pflanzensorten kultiviert. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und der starken Bautätigkeit im ganzen Land litt die Biodiversität. Die Felder in diesem durchaus gewünschten Prozess wurden grösser, die Sortenvielfalt schrumpfte, schlagkräftige Landmaschinen übernahmen die meiste Arbeit. Gefragt war das Maximum aus den bestehenden Ressourcen herauszuholen und nicht deren nachhaltige Nutzung. Eine Landwirtschaft, wie sie heute noch an den meisten Orten der Welt die Norm ist.

In der Schweiz reifte die Erkenntnis, dass Landwirtschaft mehr bieten sollte, als nur möglichst billige Lebensmittel produzieren ohne Rücksicht auf Verluste. Mit den Reformen in der Agrarpolitik begann das Umdenken: Der Bund entschädigt seither die Bauernfamilien mit den Direktzahlungen für solche, nicht marktfähige Leistungen. Damit ein Hof überhaupt öffentliche Gelder erhält, muss er den sogenannten ökologischen Leistungsnachweis erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass er statt Monokulturen eine vielfältige Fruchtfolge einhält und vor allem sieben Prozent seiner Fläche zur Förderung der Biodiversität bereitstellt. Das können extensive Wiesen, Buntbrachen, Ackersäume, Hochstammbäume, Hecken oder Asthäufen sein (eine Übersicht über alle Typen findet man hier). Aktuell haben wir in der Schweiz über 160‘000 ha solche Biodiversitätsförderflächen. Das entspricht drei Mal der Fläche des Bodensees und 14 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Damit übertrifft die Landwirtschaft eines der Etappenziele klar, das der Bund im Rahmen der Agrarpolitik für sie gesetzt hat.

Ebenfalls sind 71 Prozent der Biodiversitätsförderflächen – und damit weit mehr als die geforderten 50 Prozent – miteinander vernetzt. Einzig das Ziel, bei 40 Prozent auch eine besonders hohe Qualität zu erreichen, ist aktuell mit 37% knapp noch nicht erreicht. Potential besteht hier bei der Zusammensetzung der extensiven Wiesen und bei ausreichend wertvollen, strukturreichen Flächen von hoher Vielfalt in Ackerbaugebieten. Generell kann man sagen, dass die Flächenziele erreicht sind. Potential gibt es aber vor allem im Ackerbaugebiet in Bezug auf eine bessere ökologische Qualität und der Vernetzung der ausgeschiedenen Flächen zur Biodiversitätsförderung. Verschiedene Programme wie die biologische Produktion oder private Labels wie IP Suisse oder Demeter beinhalten noch höhere Leistungen zugunsten der Biodiversität. Die Bauern können dort aus einer Reihe Zusatzleistungen auswählen und damit eine Mindestpunktezahl erreichen. Damit haben es die Konsumenten in der Hand mit dem Kauf der entsprechenden Produkte, die Biodiversität in der Schweizer Landwirtschaft zusätzlich zu fördern.

Ein Problem, das auch die Landwirtschaft stark beschäftigt, ist das Insektensterben. Damit hängt auch der Rückgang der Vogelvielfalt zusammen, deren Ernährung hauptsächlich aus Insekten besteht. Als Ursache werden oft die in der Landwirtschaft verwendeten Pflanzenschutzmittel genannt. Doch die Bauernfamilien setzen heute viel weniger, viel gezielter und vor allem viel weniger umweltschädliche Mittel ein, als vor 30 Jahren. Es muss für das Insektensterben folglich (auch) andere Gründe geben. Die Landwirtschaft ist auch auf die Insekten als Bestäuber angewiesen. Ohne deren fleissiges Wirken gibt es bei vielen Kulturen überhaupt keine Ernte mehr. 

Entsprechend ist es in ihrem ureigenen Interesse, dem Insektenschwund entgegenzuwirken. Der Schweizer Bauernverband unterstützte aktiv die von den Naturfreunde Schweiz Petition „Insektensterben aufklären“, die Ende 2018 mit weit über 100‘000 Unterschriften übergeben wurde. Der Bund soll zusammen mit der Wissenschaft die Gründe für das Insektensterben klären und darauf aufbauend wirksame Gegenmassnahmen lancieren. Mit der Umsetzung des Aktionsplans Pflanzenschutz ist die Landwirtschaft schon daran, den Pflanzenschutz in Bezug auf negative Umweltnebenwirkungen zu optimieren.

Schädlich für die Biodiversität sind auch starke Bautätigkeit und die wachsenden Betonflächen in der Schweiz. Es ist deshalb richtig, dass der Bund zurzeit einen nationalen Aktionsplan Biodiversität erarbeitet, der alle Bereiche miteinbezieht. Die Landwirtschaft wird bei der Umsetzung Hand bieten, denn sie ist auf eine reiche Biodiversität für die nachhaltige Produktion ihrer Lebensmittel angewiesen.

Biodiversität

Christian und Susanna Schürch, Reinach (BL)

Biodiversität

Jürg und Astrid Berweger, Effretikon (ZH)

Biodiversität

Paul und Andreas Hofer, Ballmoos (BE)

Biodiversität

Franciscus Ardez

Kontaktperson

Diane Gossin

Schweizer Bauernverband
Departement Produktion, Märkte und Ökologie
Geschäftsbereich Energie und Umwelt

Telefon 056 462 50 11 / 076 499 35 99
E-Mail diane.gossin@sbv-usp.ch

  

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Medienmitteilungen
UREK-N will Insektensterben wirksam stoppen

12.02.20 | Im letzten August beschloss die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (UREK-N) eine Kommissionsmotion (19.3968) zum Thema Insektensterben. Auslöser dafür war die von Naturfreunde Schweiz, Apisuisse, Dark Sky Switzerland und Schweizer Bauernverband lancierte Petition „Insektensterben aufklären“, die innert 100 Tagen 165'512 Personen unterschrieben hatten. Heute nahmen die Mitglieder kleine Anpassungen vor und reichten diese als neue Motion (20.3010) ein. So sollen sich die Massnahmen nicht allein auf den Bericht stützen, den das Bundesamt für Umwelt dazu erstellt hat. Die Kommissionsmitglieder möchten auch andere für Insekten relevante Themen, wie die Lichtverschmutzung, angehen und konkrete Massnahmen dazu sowie eine Auslegeordnung und Massnahmen gegen Schädlingen ohne natürliche Feinde erarbeiten. Weiter sollen die Massnahmen entsprechend ihrer Wirksamkeit und Praktikabilität gewichtet und priorisiert werden. Die UREK-N unterstreicht mit den Anpassungen, dass sie das Insektensterben möglichst breit und effizient stoppen will. Das freut auch den Schweizer Bauerverband. Denn eine intakte Biodiversität und Insektenwelt ist für die Stabilität des Ökosystems generell und die Landwirtschaft im Speziellen wichtig.

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SBV-News SBV-News Nr. 27 (01.07. – 05.07.2019)

09.07.19 | Die interne Arbeitsgruppe Agrarpolitik des SBV behandelte die verschiedenen Pendenzen im Hinblick auf die Agrarpolitik 22+. Im Zentrum standen die Biodiversitätsbeiträge, regionale Strategien und Produktionssystembeiträge. Bei den Produktionssystembeiträgen nahm die Arbeitsgruppe eine Priorisierung der vorgeschlagenen Massnahmen vor. Sie fordert zudem, dass die Anzahl der Massnahmen reduziert wird.

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Medienmitteilungen
Für mehr Gezwitscher und Gesumme

06.07.19 | Naturfreunde Schweiz, Apisuisse, Dark-Sky Switzerland und Schweizer Bauernverband luden heute Bevölkerung und Bauernfamilien zum «Erlebnis Biodiversität» auf einen Hof in Münchenbuchsee ein. Dabei zeigten sie das Engagement der Landwirtschaft und wie die Vielfalt auf dem Land, im Garten oder auf dem Balkon zusätzlich gefördert werden kann.

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SBV-News SBV-News Nr. 22 (27.05. – 02.06.2019)

05.06.19 | Der SBV startete vor einiger Zeit zusammen mit seinen Mitgliedorganisationen die Kampagne «Wir schützen, was wir lieben». Mit dieser will er die breite Bevölkerung über Themen wie Pflanzenschutz, Nutztierhaltung, -fütterung, -gesundheit oder Biodiversität informieren. Jüngste Massnahme ist die Facebook-Seite «Verantwor-tungsvolle Landwirtschaft» (www.facebook.com/CH.Landwirtschaft/). Obwohl erst rund zwei Monate im Einsatz, zeichnet sie sich bereits durch eine hohe Interaktivität aus. Dieser Austausch ist spannend – oft aber auch über-raschend, da vor Augen geführt wird, wie wenig Wissen über diese Themen vorhanden ist. Wir haben noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Darum gilt: Liken und Inhalte teilen ist erwünscht.

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SBV-News SBV-News Nr. 20 (13.05. – 17.05.2019)

21.05.19 | Erklärvideo Biodiversität Der SBV hat ein drittes Erklärvideo im Comicstil erstellt, das die Leistungen der Landwirtschaft im Bereich Bio-diversität erläutert. Das Video ist auf Youtube veröffentlicht und auf den Webseiten www.agrowiki.ch, www.verantwortungsvolle-landwirtschaft.ch eingebettet und wird auch in den sozialen Medien zum Einsatz kommen. Die französische Version folgt in den nächsten Tagen.

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SBV-News SBV-News Nr. 17 (22.04. – 26.04.2019)

01.05.19 | Der Bäuerinnen- und Landfrauenverband verabschiedete an seiner Versammlung seine langjährige Präsidentin Christine Bühler und würdigte deren grosses Engagement für die Bäuerinnen und die Frauen generell. Der be-kannte französische Sänger Jean Ferrat sang einst «Die Frau ist die Zukunft der Menschen». In diesem Sinn kön-nen wir ableiten: «Die Bäuerin ist die Zukunft der Landwirtschaft!». Danke, liebe Christine, auch für deinen wert-vollen Einsatz bei uns.

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SBV-News SBV-News Nr. 13 (25.03. – 29.03.2019)

03.04.19 | Verschiedene Umweltverbände haben zwei neue Volksinitiativen lanciert, um die Landschaft und die Biodiversität zu schützen. Die Kernanliegen, eine abwechslungsreiche Landschaft und Platz für die Natur, setzen die Schweizer Bauernbetriebe bereits um. Neben einer vielseitigen Fruchtfolge gibt es im Talgebiet unterdessen 75'000 Hektaren sogenannte Biodiversitätsförderflächen. Über die gesamte Schweiz sind es gar 165'000 ha, wobei 75 Prozent davon auch miteinander vernetzt sind.

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Medienmitteilungen
Petition «Insektensterben aufklären» übergeben

13.12.18 | Das Insektensterben beunruhigt die Bevölkerung stark: Innert 100 Tagen unterschrieben 165’512 Personen die von Naturfreunde Schweiz, Dark-Sky Switzerland, dem Schweizer Bauernverband und apisuisse lancierte Petition «Insektensterben aufklären!» Heute morgen wurde diese dem Bundesrat und Parlament übergeben. Die beteiligten Organisationen fordern von den Behörden ein rasches und konsequentes Handeln. Die Umweltkommission des Nationalrats soll die Forderungen der Petition bereits Anfang 2019 behandeln.

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