Hauptinhalt

Wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft

Nimmt man gängige volkswirtschaftlichen Kennzahlen, so scheint die Landwirtschaft auf den ersten Blick von geringer Bedeutung zu sein: Der Sektor ist für weniger als 1% des BIP verantwortlich und beschäftigt knapp 150'000 Leute, was 2.3% der Erwerbstätigen entspricht. Und dieser Anteil nimmt laufend ab, vor 20 Jahren waren es noch 3.9%. Auch der Produktionswert der Landwirtschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten gesunken und beläuft sich aktuell auf 11.7 Milliarden Franken. Dies liegt nicht daran, dass heute weniger produziert wird, vielmehr ist die Entwicklung preisbedingt. Durch den technischen Fortschritt ist die Arbeitseffizienz stark angestiegen und das gleiche Produkt kann heute wesentlich günstiger hergestellt werden. In der Folge hat man in der Landwirtschaft seit Langem einen relativ konstanten Strukturwandel. Jährlich verschwinden 1.5% der Betriebe, so ist die Zahl 2020 auf unter 50'000 gesunken. 1905 wurden schweizweit mehr fast 244'000 Betriebe bewirtschaftet, bei der Jahrtausendwende noch mehr als 70'000 und im Jahr 2022 noch 48'300. Während die Zahl der Betriebe stetig zurückgeht, nimmt die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz weiter zu. Damit verschiebt sich das Verhältnis von Bevölkerung und Landwirtschaftsbetrieb. Heute kommen auf 1'000 Einwohner/innen 5.6 Landwirtschaftsbetriebe. Oder anders ausgedrückt ernährt ein Hof 177 Einwohner/innen. Die Bedeutung der Landwirtschaft ist aber regional sehr unterschiedlich, besonders in ländlichen Gemeinden hat die Landwirtschaft kulturell, wirtschaftlich und sozial nach wie vor eine grosse Bedeutung. Man geht davon aus, dass jeder Arbeitsplatz in der Landwirtschaft in den vor- und nachgelagerten Stufen zwei Weitere schafft.

Auf der landwirtschaftlichen Produktion baut eine ganze Wertschöpfungskette auf. Ohne den Rohstoff gibt es auch keine verarbeitende Industrie. Lebensmittel, die auf Schweizer Äckern wachsen durchlaufen nach der Ernte zahlreiche Stationen, bis das fertige Produkt schlussendlich auf dem Teller landet. Das Zusammenspiel zwischen Produktion, Verarbeitung und Handel ist komplex und aus Sicht der Landwirtschaft eine Herausforderung. In den nachgelagerten Stufen gibt es eine starke Konzentration, wodurch viele Landwirtschaftsbetriebe wenigen Abnehmern gegenüberstehen. Diese Asymmetrie wirkt sich auf die Preisgestaltung aus. Produzentenpreise werden häufig nur teilweise und stark verzögert an die effektiven Produktionskosten angepasst und die Bauernfamilien bleiben dabei auf den Mehrkosten sitzen. Die ungleiche Verteilung der Wertschöpfung spiegelt sich in Anteil der Landwirtschaft am Konsumentenfranken wider: gerade einmal ein Drittel des bezahlen Ladenpreises fliesst im Durchschnitt zurück zum Produzenten.

Die wirtschaftlichen Kennzahlen bilden aber die Leistungen der Landwirtschaft nicht vollständig ab. Neben der Produktion von Lebensmitteln erbringen die Schweizer Bäuerinnen und Bauern viele gemeinwirtschaftliche Leistungen, denen kein klarer Wert zugeordnet werden kann. So leistet die Landwirtschaft einen grossen Beitrag zur Landschaftspflege, der Förderung der Biodiversität oder Belebung des ländlichen Raumes. Bei Leistungen im gesamtgesellschaftlichen Interesse, die nicht über den Markt entschädigt werden, ist die Politik gefragt, entsprechende Anreize zu setzen (z.B. Direktzahlungen). Von der Landschaftspflege und der Offenhaltung der Flächen profitiert nicht zuletzt die gesamte Bevölkerung bei zahlreichen Freizeitaktivitäten und die Tourismusbranche.

Kontaktperson

Nadine Trottmann

Nadine Trottmann

Geschäftsführerin Junglandwirte-Kommission
Fachverantwortliche Digitalisierung, Forschung & Beratung

Laurstrasse 10, 5201 Brugg
nadine.trottmann@sbv-usp.ch
Departement Wirtschaft, Bildung & Internationales
Geschäftsbereich Agrarwirtschaft

  

Medienmitteilungen
Die Wirtschaft und die Landwirtschaft sichern die Stabilität und den Wohlstand unseres Landes

06.01.23 | Das Bewusstsein für wirtschaftliche und landwirtschaftliche Themen zu steigern, ist das Ziel der Dachverbände der Schweizer Wirtschaft und Landwirtschaft im Wahljahr 2023. Am Dreikönigstag zeigten die Verbände auf dem Bundesplatz in Bern mit konkreten Botschaften auf, wie die Wirtschaft und die Landwirtschaft zur Sicherheit und Stabilität in unserem Land beitragen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
«Für eine Zukunft mit Perspektive»

07.10.22 | Einer wirtschafts- und landwirtschaftsfreundlicheren Politik zum Durchbruch zu verhelfen. Das ist das Ziel einer gemeinsamen Kampagne der Dachverbände der Schweizer Wirtschaft und der Landwirtschaft. Die Kampagne soll das Bewusstsein für wirtschaftliche und landwirtschaftliche Themen steigern sowie als Plattform für die National- und Ständeratswahlen dienen.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 30 (20. – 24.7.2020)

27.07.20 | Die neue Interessengemeinschaft «Zur Bekämpfung der Übertragung von Fakturierungskosten durch Coop» wird im Co-Präsidium von Bernard Leuenberger, Präsident AGORA, und Jakob Lütolf, angehender Präsident Zentralschweizer Bauernbund geführt. Unterdessen sind ihr bereits 25 Organisationen beigetreten. Die IG wird im August das weitere Vorgehen definieren und dabei auch die Zusammenarbeit mit Promarca bezüglich einer formellen Untersuchung durch die Wettbewerbskommission klären.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Schweizer Landwirtschaft: Mehr wert als auf dem Preisschild

03.01.19 | Die Kosten für die einheimische Landwirtschaft und ihr tiefer Anteil an der Wertschöpfung sind häufig ein Thema. Ihr gesamtwirtschaftlicher Nutzen und effektiver Wert kaum. Das will der SBV mit seinem neuen Hintergrundbericht ...

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Die Eigeninteressen von economiesuisse

16.10.18 | Nach Avenir Suisse hat auch die economiesuisse eine Studie zur Zukunft der Agrar- und landwirtschaftlichen Aussenhandelspolitik herausgegeben. Ihr Rezept dient vor allen ihren eigenen Interessen: Den Grenzschutz für Landwirtschaftsprodukte abbauen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Avenir Suisse propagiert das Sterbefasten

07.09.18 | „Eine Agrarpolitik mit Zukunft“ nennt Avenir Suisse ihr heute veröffentlichtes Pamphlet zur Abschaffung der Schweizer Landwirtschaft. Das Papier strotzt vor absurden Behauptungen und unsinnigen Vorschlägen. Für das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft ist das Wirken von Avenir Suisse alles andere als förderlich.

Mehr lesen
Standpunkte Agrarpolitik der Zukunft sollte nicht von gestern sein

05.01.18 | Im November las man in der NZZ von „rosigen Aussichten für die Schweizer Wirtschaft“. Mitte Dezember doppelte das Seco nach und prognostizierte für 2018 ein „kräftiges Wachstum“ von 2.3 Prozent. Da frage ich mich, wie der Bundesrat auf die Idee kam, dass der Grenzschutz für landwirtschaftliche Produkte abgebaut werden müsse, damit die übrige Wirtschaft nicht unter dem Primärsektor leidet. Ich verstehe sowieso nicht, warum der Bundesrat in seiner Gesamtschau zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik in allen Szenarien den Grenzschutzabbau vorab nimmt. Ein so einseitiges Werk verdient den Namen „Gesamtschau“ nicht.

Mehr lesen
Standpunkte Das Denken verlernt!

13.12.17 | Um markante Worte ist Avenir Suisse nicht verlegen, das muss man ihnen zugestehen. Damit hat es sich mit der positiven Würdigung. Denn mit den Fakten und ihrer korrekten Einordnung nimmt es der Direktor der selbsternannten Denkfabrik nicht so genau. Oder war er einfach des Denkens müde? Die Agrarpolitik ist komplexer als man gemeinhin meint. Ich möchte hier richtigstellen: Die Landwirtschaft bekommt nicht mehr Geld als bisher, im Gegenteil. Auch sie leistet einen Sparbeitrag!

Mehr lesen