Hauptinhalt

Wie der Bundesrat die Schweizer Landwirtschaft schlecht schreibt

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 5. April 2018

Vor 10 Jahren gab der Bund Umweltziele für die Landwirtschaft heraus. In einer Analyse zur Zielerreichung blendet er Erfolge aus und verurteilt die Bauernfamilien für Ziellücken, bei denen es keine Messgrössen gibt. Bis heute beschränken sich Umweltziele auf die Landwirtschaft.

2008 publizierte das Bundesamt für Umwelt  zusammen mit dem Bundesamt für Landwirtschaft Umweltziele für die Landwirtschaft. Die Idee war, ein Umweltzielsystem zu entwickeln und dieses innerhalb von zwei Jahren für alle umweltrelevanten Sektoren einzuführen. 2016 schrieb der Bundesrat einen Bericht dazu und sagte, dass keines der Ziele vollständig erreicht sei. Der Schweizer Bauernverband (SBV) hat die Kritik zum Anlass genommen, die Umweltziele Landwirtschaft und deren Erfüllung zu analysieren und selbstkritisch zu beurteilen.

Die vier Umweltziele Landwirtschaft werden in 39 Unterziele unterteilt. Davon gelten gemäss Bundesrat 7 (18%) als erreicht, für 9 (23%) ist zurzeit keine Aussage möglich und die verbleibenden 23 (59%) erhalten den Status „nicht erreicht“. Wobei der Erfüllungsgrad bei den Etappenzielen der letzten Kategorie in vielen Fällen zwischen 80 und 93 Prozent liegt: Steigerung der Stickstoffeffizienz (91%), Steigerung Phosphoreffizienz (84%), Senkung Ammoniakemmissionen (85%), Phosphorgehalt der Seen (80%), Biodiversitätsförderflächen der Qualitätsstufe II (93%). Für neun weitere Teilziele aus den Bereichen Landschaft, Wasser und Boden fehlt eine gesamtschweizerische Übersicht oder es existieren keine Indikatoren. So lassen sich sämtliche sechs Teilziele im Bereich Boden wegen Wissenslücken nicht abschliessend beurteilen. Trotzdem gilt das Umweltziel Boden als nicht erreicht.

Obwohl bei der Biodiversität die Ziele beim Anteil der Flächen im Talgebiet sowie deren Vernetzung klar übertroffen und jene der Qualitätsstufe II mit 37 Prozent (Ziel: 40%) beinahe erreicht sind, gibt es dazu keine positive Wertung. Weiter änderte der Bund die Spielregeln: 2008 wurde für die Landwirtschaft das Umweltziel bei den Seen mit 20 Mikrogramm (µg) Phosphor/Liter festgelegt. Heute wird dieses Ziel mit Ausnahme von zwei Seen erreicht. Im Statusbericht 2016 wird das Umweltziel Landwirtschaft aber mit einem Sauerstoffziel von 4 Milligramm (mg)/Liter ergänzt, was dazu führt, dass die Zielerreichung sich verschlechterte. Ebenso ist unbestritten, dass der Abbau der Phosphorvorräte Jahrzehnte braucht.

Es ist unbestritten, dass es in Bezug auf die Umweltziele Landwirtschaft Optimierungs- und Nachholbedarf gibt. Viele Massnahmen sind in die Wege geleitet und zeigen Wirkung. Die Schweizer Landwirtschaft  will ihre Ressourceneffizienz steigern und noch umweltfreundlicher werden. Wo Lücken bestehen, gilt es diese gezielt zu schliessen. Tendenziöse Berichte, in denen die erzielten Erfolge und Zielkonflikte (z.B. Tierwohl versus Ammonikaemmissionen) komplett ausgeblendet sind, sowie fehlende Indikatoren den Bauern angelastet werden, eignen sich dafür aber nicht. Ebenso wenig, dass es auch zehn Jahre nach der Einführung der Umweltziele Landwirtschaft immer noch keine Ziele für die übrigen Sektoren gibt. Auch sie haben Auswirkungen auf die Umwelt und müssen entsprechend Verantwortung übernehmen!

Gesamte Analyse der Umweltziele Landwirtschaft und die Zielerreichung ist hier zu finden:

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband
Nationalrat

Telefon 079 300 56 93
E-Mail markus.ritter@parl.ch

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Sandra Helfenstein

Schweizer Bauernverband
Leiterin Departement Kommunikation und Marketing
Geschäftsbereich Medien & Kampagnen
Mediensprecherin

Telefon 056 462 52 21
Mobile 079 826 89 75
E-Mail sandra.helfenstein@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Rückweisung der Gesamtschau ist einzig gangbarer Weg

17.05.18 | „Die Rückweisung der bundesrätlichen Gesamtschau zur Landwirtschaft ist der einzig richtige Weg“, so das Fazit einer Allianz bestehend aus Bäuerinnen- und Bauernverband, Schweizer Tierschutz und einem Vertreter der nachgelagerten Betriebe am heutigen Mediengespräch. Sie begrüsst sämtliche Anträge der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats – unter anderem die Zurückweisung des Berichts an den Bundesrat – und appelliert an die grosse Kammer, diese in der Sommersession zu bestätigen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Bauernverband plant die Zukunft

09.05.18 | Die Landwirtschaftskammer und der Vorstand des Schweizer Bauernverbands befassten sich mit der Strategie und den Zielen für die nächsten Jahrzehnte. Die Grundlage dafür bildete eine Umfrage bei den Mitgliedorganisationen. Weiter diskutierten und verabschiedeten die beiden Gremien das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2018.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Parolen: Fair-Food, Ernährungssouveränität und Trinkwasser-Initiative

25.04.18 | Die Landwirtschaftskammer, das Parlament des Schweizer Bauernverbands, diskutierte heute die Vor- und Nachteile der anstehenden Volksinitiativen Fair-Food sowie Ernährungssouveränität und beschloss bei beiden die Stimmfreigabe.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Landwirtschaftsforschung: quo vadis?

25.04.18 | Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben befasste sich mit der geplanten Zentralisierung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope. Sie beauftragt den Bundesrat in Zusammenarbeit mit der Branche eine klare Strategie zu entwickeln und bis dahin alle Umstrukturierungsarbeiten zu stoppen. Der Schweizer Bauernverband unterstützt das Vorgehen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Aussprache zwischen Bundesrat Schneider-Ammann und Nationalrat Markus Ritter

23.04.18 | Gestern Abend fand im Restaurant Bären in Madiswil ein Austausch zwischen Bundesrat Schneider-Ammann und Nationalrat Markus Ritter sowie deren engsten Mitarbeiter statt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Wie der Bundesrat die Schweizer Landwirtschaft schlecht schreibt

05.04.18 | Vor 10 Jahren gab der Bund Umweltziele für die Landwirtschaft heraus. In einer Analyse zur Zielerreichung blendet er Erfolge aus und verurteilt die Bauernfamilien für Ziellücken, bei denen es keine Messgrössen gibt. Bis heute beschränken sich Umweltziele auf die Landwirtschaft.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Nein zur Gesamtschau

28.03.18 | Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats will die Gesamtschau in der Sommersession traktandieren und an den Bundesrat zurückweisen. Sie sei in dieser Form keine Basis für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik.

Mehr lesen
Stellungnahmen Regelung für transparentes Lobbying

13.03.18 | Nous soutenons le principe que les membres du parlement conservent la responsabilité concernant l’accès des représentants d’intérêts et que le système proposé doit être simple, peu coûteux et applicable. Il nous semble aussi justifié que le système soit également informatif : les citoyens ont à leur disposition un registre intelligible qu’ils peuvent consulter non seulement pour s’informer des mandants et des mandats des personnes représentant des intérêts au sein du Palais du Parlement, mais également afin de connaître la source parlementaire de l’accès octroyé à un représentant d’intérêts. L’USP propose la modification suivante de l’article 69b paragraphe 1 « Tout député peut faire établir deux cartes d’accès de longue durée pour des membres de sa famille, des collaborateurs personnels ou des représentants d’intérêts ».

Mehr lesen