Hauptinhalt

Einheimische Produktion nimmt ihre Verantwortung wahr!

Standpunkt vom 19. Februar 2021

Greenpeace feuerte kürzlich wieder einmal eine Breitseite gegen die Schweizer Landwirtschaft ab. Mit Vereinfachungen und Falschinformationen will die Organisation den Konsumentinnen und Konsumenten weismachen, dass im Schweizer Fleisch keine Schweiz drin ist. In Tat und Wahrheit ist 84 % des Futters, das unsere Nutztiere fressen, einheimisch. Die Schweizer Landwirtschaft hat nie behauptet, dass sie sich zu 100 Prozent selbst mit Futtermitteln versorgen kann und steht auch zu den benötigten Importen. Ohne Anpassung des Konsums führt eine Reduktion der Tierhaltung aber nur zu einer grösseren Abhängigkeit vom Fleischimport.

Zusätzlich zu den grossmehrheitlich einheimischen Futtermitteln hebt sich Schweizer Tierhaltung auch durch strenge Anforderungen in den Bereichen Tierschutz, GVO-freie Fütterung oder Rückverfolgbarkeit ab. Das zeigt sich auch darin, dass die Konsumentinnen und Konsumenten die einheimische Produktion durchaus schätzen und oft Importen vorziehen, bei denen die Produktionsbedingungen völlig unklar sind. Sehr exemplarisch ist dies beim Geflügel: Sowohl Schweizer Eier wie Schweizer Geflügelfleisch sind enorm im Trend. Gerade beim Geflügel ist der Anteil der importierten Futtermittel aber höher, da diese vor allem Energie- und Eiweisspflanzen wie Getreide oder Soja fressen.

Der Verantwortung bewusst

Die Kritik von Greenpeace zielt vor allem auf die importierte Soja ab. Notabene ist es eigentlich Sojaschrot, ein Nebenprodukt der Sojaölproduktion. Doch gerade bei der Soja nimmt die Branche viel Verantwortung wahr. Über 95 % des importierten Sojaschrots erfüllt die zertifizierten Nachhaltigkeitsstandards des Vereins Soja Netzwerk, dem die gesamte Wertschöpfungskette angehört. Dank der Arbeit dieses Netzwerks konnten die Importe aus Brasilien innerhalb von zehn Jahren halbiert werden – zugunsten von europäischen Importen. Zusätzlich sind neue Massnahmen in Planung, um auch für andere Futtermittelimporte Nachhaltigkeitsstandards einzuführen.

Mehr einheimisches Futter ist möglich

Unsere Nutztiere leisten zudem einen wichtigen Beitrag gegen Foodwaste, indem sie jährlich über 400'000 Tonnen Nebenprodukte aus der einheimischen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung fressen. Das Hauptziel der Schweizer Landwirtschaft besteht selbstverständlich darin, den Bedarf der Tiere möglichst mit einheimischem Futter zu decken. Beim Futtergetreide ist auch Potenzial für einen höheren inländischen Anteil am Kraftfutter vorhanden. Bisher fehlt dafür aber die Unterstützung der Abnehmer, um die Mehrkosten abzugelten. Hier könnte Greenpeace einen effektiven Beitrag zu einer Verbesserung leisten, indem sie die Anstrengungen der Landwirtschaft unterstützt. Ein minimaler Mehrpreis würde reichen, um den Anteil Schweizer Futtergetreide zu erhöhen!

Unterstützen statt Anschuldigen

Ja, die Landwirtschaft kann sich weiterentwickeln, ihren Umweltabdruck minimieren, die Kreisläufe schliessen und das Tierwohl verbessern. Aber Bauernbashing, das nur stigmatisiert und die landwirtschaftlichen Praktiken anprangert, ist sicher nicht zielführend. Erfolgreicher als die ewig gleichen, dogmatischen Angriffe wäre: Anerkennung der Bemühungen und des Engagements der Landwirtschaft sowie Förderung des Wandels über die Sensibilisierung der Bevölkerungen für einen nachhaltigeren Konsum.

Autor

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

SBV-News
SBV-News Nr. 19-2024

13.05.24 | Der SBV koordiniert die Verhandlungen bei verschiedenen Produzentenorganisationen. Diese sind auf gutem Weg. Bei den Kartoffeln konnten schon Preisaufschläge realisiert werden. Im Juni steht das Getreide an.

Mehr lesen
Standpunkte
Prämien-Entlastungs-Initiative: Es droht eine weitere Milliardenrechnung

10.05.24 | Die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP fordert, dass die Versicherten höchsten 10 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien aufwenden müssen. Es ist unbestritten, dass die Krankenkassenprämien viele Haushalte zunehmend belasten. Denn die Gesundheitskosten sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Aktuell erhält deshalb rund ein Viertel der Bevölkerung eine Prämienverbilligung. Das sind 2.3 Millionen Menschen.

Mehr lesen
Lernende Kauffrau/Kaufmann

08.05.24 | Der SBV bietet jedes Jahr drei aufgestellten und motivierten Persönlichkeiten die Chance die Lehre zu absolvieren. Für August 2024 suchen wir in Brugg eine Lernende Kauffrau / Kaufmann.

Mehr lesen
Fachmitarbeiter/in Pflanzenbau, Schweizer Bauernverband, Bern, 70-80%

07.05.24 | Engagieren Sie sich als Fachmitarbeiter/in Pflanzenbau (70-80%) für eine starke Schweizer Landwirtschaft und pflanzliche Produktion. Werden Sie Teil unseres Teams in Bern!

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Abfuhr für die Sparvorschläge des Bundesrats

07.05.24 | Der Bundesrat entscheidet bald über den landwirtschaftlichen Rahmenkredit für die Jahre 2026 bis 2029. Nicht nur der Schweizer Bauernverband, sondern viele weitere Organisationen sowie fast alle Kantone und Parteien sprachen sich klar gegen die geplanten Sparmassnahmen von 2.5 Prozent aus. Der Bundesrat ist in der Pflicht, das eindeutige Resultat der Vernehmlassung zu berücksichtigen, wenn die demokratischen Prozesse nicht zur Farce werden sollen.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News Nr. 18-2024

06.05.24 | Am Hearing der WAK-S sprach sich der SBV dafür aus, auf die Pflicht von 3.5% BFF auf Ackerland zu verzichten. Die Mehrheit der Kommission liess sich überzeugen.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Klimaschutz der Schweizer Landwirtschaft in Wert setzen

06.05.24 | Die Landwirtschaft trifft zahlreiche Massnahmen, um Emissionen von Klimagasen zu reduzieren oder aktiv CO2 zu speichern. Der Schweizer Bauernverband wird Mitglied von AgroImpact, um die Klimaschutzbestrebungen der Schweizer Landwirtschaft in Wert zu setzen.

Mehr lesen
Standpunkte
Für mehr Versorgungssicherheit: Ja zum neuen Stromversorgungsgesetz

03.05.24 | Sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Energiewirtschaft ist es vorteilhaft, wenn die Produktion im Inland stattfindet und wir nicht von fragwürdigen Importen abhängig sind. Zudem hätte eine Stromknappheit auch für landwirtschaftliche Betriebe massive Auswirkungen. Das Stromversorgungsgesetz, über das wir im Juni abstimmen werden, setzt hier an. Es zielt darauf ab, die Versorgungssicherheit durch den Ausbau einheimischer erneuerbarer Energien zu stärken.

Mehr lesen