Hauptinhalt

Die Richtpreise sinken nun leicht

Mehrheitlich gute Bedingungen beim ersten Heuschnitt sowie ansprechende Getreidebestände deuten auf ein vielversprechendes Jahr hin. «Ein Richtpreis ist ein generelles Zeichen», sagt Fabian Gut, Präsident der Schweizer Raufutterproduzenten an der Sommerversammlung im Juni 2022. «In die Diskussion des Richtpreises fliessen verschiedene Aspekte ein: die erhöhten Produktionskosten, die Importpreise, die aktuellen Bedingungen (Wetter, politische Lage), die allgemeine Verfügbarkeit von Futtermitteln und auch die Frage, was man am Markt verlangen könne», erläuterte er seinen Mitgliedern.

Richtpreis als Anhaltspunkt

«Heu und Stroh sind keine standardisierten Produkte. Die Qualität ist sehr verschieden und hängt von diversen Faktoren ab», erklärt Fabian Gut. Wachstumsbedingungen, Wetter und Erntezeitpunkt spielen generell eine Rolle, beim Heu kommen noch die Zusammensetzung des Bestandes, das Vegetationsstadium zum Zeitpunkt der Ernte und der abschätzbare Energie- und Proteingehalt dazu.

Daher sei der Preis, den man schliesslich für eine bestimmte Ladung zahle, immer eine Abmachung zwischen Käufer und Verkäufer. Der Richtpreis biete einen ersten Anhaltspunkt. Gleichzeitig können sich die Bedingungen in den Monaten nach der Richtpreisfestlegung stark verändern. «Der Käufer muss abschätzen, was er zu zahlen bereit ist, während der Verkäufer abschätzen muss, wie viel er für die Ware haben will.» Im Endeffekt sei es Gefühlssache und Vertrauen –langjährige Handelsbeziehungen würden über die Jahre hinweg niedrigere und höhere Preise ausgleichen.

Gute Prognose beim Heu

Der Heuhandel im vergangenen Winter sei recht belebt gewesen, blickt Fabian Gut zurück, insgesamt sei wenig in den Frühling überlagert worden. Qualität und Menge des heurigen ersten Schnitts seien je nach Region gut bis sehr gut. Ein Vertreter aus dem Bernbiet berichtet, dass das schöne Wetter oft mit Bise verbunden sei, was die Böden zusätzlich austrockne. Im Mittel seien die Bedingungen wüchsig und es sehe zum jetzigen Zeitpunkt nach einem vielversprechenden Jahr aus.

Im Frühling sei etwas Heu importiert worden, aber die Nachfrage sei niedriger gewesen als erwartet. Der Richtpreis sinkt etwas, jedoch aufgrund der gestiegenen Produktionskosten nicht sehr stark.

Richtpreis Heu (verladen, ab Hof)

Grossballen, belüftet 30-33 CHF/100kg

Grossballen, unbelüftet 19-22 CHF/100kg

Kleinballen, unbelüftet 24-26 CHF/100kg

Für Bio wird weiterhin ein Preisaufschlag von 10-15% vorgeschlagen.

Seit Januar 2022 dürfen Knospe-Betriebe nur noch Schweizer Raufutter verfüttern. Daher müsse sich der Markt erst noch entwickeln.

Wetter macht das Stroh

Bei der Ernte 2021 herrschten in vielen Regionen schwierige Wetterbedingungen. Deshalb gebe es beim Stroh vom letzten Jahr grosse Qualitätsunterschiede. Der Preis habe sich jedoch über den Winter gehalten. Im Moment sei es in wichtigen Stroherntegebieten wie Frankreich oder im deutschen Norden und Osten trocken. «Aber oft hat man vor der Ernte das Gefühl, Stroh sei knapp und dann reicht es doch», beschwichtigt Fabian Gut.

Die Produktionskosten (Diesel, Dünger, Maschinen) seien erheblich gestiegen und es fehle an Personal. Gute Chauffeure seien nicht leicht zu finden.

Richtpreis Stroh

Stroh ab Feld, 7 CHF/100kg

Grossballen, ab Hof verladen, 15 CHF/100kg

Kleinballen, ab Hof verladen, 19 CHF/100kg

«Beim Strohpreis hat das Wetter erheblichen Einfluss», erklärte Fabian Gut. Sei das Wetter schlecht, würden viele das Stroh häckseln und unterfahren statt pressen und es komme tendenziell zu einer Strohknappheit. Allerdings müsse man beachten, dass die Verrottung von Stroh im Boden Stickstoff benötige. Bei den aktuellen Düngerpreisen müsse man sich überlegen, ob man wirklich den teuren Mineraldünger für die Verrottung von Stroh einsetzen oder doch lieber den Pflanzen zukommen lassen wolle. Ausserdem würden natürlich die Preise für alternative Einstreuprodukte auch steigen.

Ein Vertreter berichtet, dass in Süddeutschland auf die Getreideknappheit durch den Krieg Russlands in der Ukraine reagiert worden sei. Man habe dort einen Teil der Maisaussaat mit Sommerweizen ersetzt.

Trockenprodukte unverändert

Bei Maiswürfeln und Trockenschnitzeln würden Angebot und Nachfrage im Moment gut übereinstimmen.

Katharina Scheuner

Katharina Scheuner

Belpstrasse 26, 3007 Bern
katharina.scheuner@sbv-usp.ch 
Departement Kommunikation & Marketing
Geschäftsbereich Medien & Kampagnen 

Weitere Beiträge zum Thema

AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 12-21: Das Landwirtschaftsjahr 2021: Rückblick und Ausblick

11.01.22 | Das Jahr 2021 wird wohl am stärksten aufgrund der misslichen Witterung in Erinnerung bleiben. Nach einem unauffälligen Winter 2020/2021 präsentierten sich die Kulturen Anfang Jahr in einem guten Zustand und auch die Saatbedingungen waren vielversprechend. Im April begann jedoch eine Phase mit massiven Bodenfrösten, welche in einigen Regionen bis Ende Mai andauerte. Aussergewöhnlich stark war für einmal das Wallis betroffen, mit verheerenden Auswirkungen auf die folgende Aprikosenernte. Am Ende der Anbausaison konnten nur rund 40 % der normalen Menge geerntet werden.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 11-21: Nahrungsmittelbilanz 2020

10.12.21 | Sowohl der Gesamtverbrauch als auch der Pro-Kopf-Verbrauch haben im Jahr 2020 zugenommen. Der Anstieg beruht hauptsächlich auf der Erhöhung der Importe. Dies führt zu einem tiefen Anteil der Inlandproduktion im Verhältnis zum Verbrauch (Selbstversorgungsgrad). Grund für den erhöhten Bedarf in der Schweiz ist die Corona-Krise und ihre Auswirkungen: Die Einschränkungen für den Grenzverkehr liessen die ortsanwesende Bevölkerung ansteigen und verminderten den Einkaufstourismus. Der reduzierte Gastronomiebetrieb und die zeitweise geltende Homeoffice-Pflicht veränderten die Zusammensetzung des durchschnittlichen Speisezettels.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 10-21: Der Erdölpreis als Motor der Teuerung

10.11.21 | Steigende Energiepreise sowie Probleme in der Logistik und Warenbewirtschaftung verteuern auch die Preise landwirtschaftlicher Produktionsmittel. Der Einfluss des Erdölpreises auf die Preise landwirtschaftlicher Vorleistungen ist weiterhin hoch. Da der Erdölpreis mittelfristig kaum ein gewisses Preisniveau überschreiten wird, kann man davon ausgehen, dass sich die Preise der landwirtschaftlichen Produktionsmittel auf einem neuen Niveau stabilisieren werden. Kurzfristig können Logistikprobleme und Lieferengpässe jedoch zu Verwerfungen in Teilbereichen führen. Die Teuerungswelle kann für die Landwirtschaft jedoch auch positive Effekte haben.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 09-21: Entwicklung des Schweizer Nutztierbestandes

11.10.21 | Der Nutztierbestand nimmt 2021 um schätzungsweise 7500 GVE zu. Die grössten Zunahmen verzeichnen der Schweine- und der Geflügelbestand. Während es sich beim Schweinebestand um eine temporäre Bestandesschwankung im Rahmen des Schweinezyklus handelt, nimmt der Geflügelbestand seit mehre-ren Jahren zu.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 08-21: Schätzung der Schweizer Ackerfläche 2021

13.09.21 | Die offene Ackerfläche nimmt 2021 um 2152 Hektaren oder 0,8 % zu. Die Kunstwiesenfläche nimmt um 6171 Hektaren oder 4,9 % ab. Die grössten Flächenzunahmen ergeben sich in absoluten Zahlen beim Winterweizen, Dinkel, Raps, bei den Sonnenblumen und beim Soja. Den grössten Flächenrückgang ver-zeichnen Silomais, Zuckerrüben, Körnermais, Ackerbohnen und Kartoffeln. Offensichtlich haben die Landwirtschaftsbetriebe die Futterfläche reduziert.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Milchstatistik der Schweiz 2020

31.08.21 | Gemeinsam mit den Schweizer Milchproduzenten SMP, der TSM Treuhand GmbH, der Branchenorganisation Milch (BO Milch) und der Switzerland Cheese Marketing AG hat Agristat die Ausgabe 2020 der jährlich erscheinenden Publikation „Milchstatistik der Schweiz“ veröffentlicht.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 07-21: Volatiler Milchmarkt – Berechnung der Angebotselastizität

10.08.21 | Agrarmärkte sind berüchtigt für schwankende Mengen und Preise. Bekanntestes Beispiel hierfür ist der Schweinzyklus. Auch in der Milch- und Kuhfleisch-Produktion sind Mengen und Preise in reger Bewegung. Die Entwicklung von Mengen und Preisen verläuft oft gegenteilig und es treten negative Angebotselastizitäten auf. Für die Milch- und Kuhfleisch-Produktion treten hochsignifikante (p-Wert kleiner 0.001), negative Elastizitäten auf. Die Produktion von Kuhfleisch wird dabei stärker vom Milchpreis beeinflusst als vom Schlachtviehpreis. Durch Einbezug von Preisprognosen in die Angebotsplanung könnten die Schwankungen des entsprechenden Teilmarktes gedämpft werden. Auch eine marktübergreifende Gesamtstrategie könnte helfen die Fluktuationen zu glätten.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
Agristat Aktuell 06-21: Transport und Herkunft von Schweizer Agrarimporten

12.07.21 | Eine deutliche Mehrheit der landwirtschaftlichen Einfuhren gelangt via Strassenverkehr in die Schweiz und stammt vorwiegend aus der EU. Weitere bedeutende Einfuhrregionen sind die Länder Südamerikas, Afrikas sowie Asiens (ohne China). Von dort werden vor allem Früchte, Kaffee, Tee und Gewürze sowie Getreide eingeführt. Dabei kommt unter anderem auch der Transport via Bahn- und Schiffverkehr zum Einsatz. Der Flugverkehr ist mit einem Anteil von 0,2 % an den Gesamteinfuhren selten. Jedes Verkehrsmittel hat seine eigene Nische; so ist der Flugverkehr tendenziell auf leichte Waren und/oder kleine Mengen, die einen hohen Kilogrammpreis aufweisen, spezialisiert. Via Flugverkehr werden vorwiegend Gemüse, Schaffleisch und Fisch sowie exotische Früchte importiert. Via Schiffverkehr werden vor allem Ölkuchen, Reis, Getreide und Kaffee eingeführt.

Mehr lesen