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SRF Netz Natur

Die Sendung Netz Natur macht völlig einseitig die konventionelle Landwirtschaft zur Schuldigen für sämtliche negative Umweltwirkung der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln, ja des menschlichen Einflusses auf die Natur insgesamt. Es wird tendenziös gesprochen von industriellen Monokulturen, Gift und Überdüngung. Es wird explizit gesagt, dass die Landwirtschaft  –  auch in der Schweiz – keine Sorge zur Natur trägt. Zudem behauptet Andreas Moser mehrfach, dass diese Art der Landwirtschaft auch noch massiv subventioniert werde. Gerade letzteres ist völlig falsch. Die Direktzahlungen sind strikt an die Fläche gebunden. Höhere Beiträge gibt es nicht für eine intensive Produktion, sondern für eine besonders naturnahe wie z.B. für die Bioproduktion. Auch an der Tierhaltung wird kein gutes Haar gelassen, obwohl in der Sendung die Verwendung von Kunstdünger ebenfalls kritisiert wird. Ohne Nährstoffe wächst nun mal nichts, das sollte ein Biologe eigentlich wissen. Was vor allem – ausser ganz am Schluss in einer Frage – nicht zur Sprache kommt, ist die Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten. Die Bauern produzieren schlussendlich so, wie diese es mit ihrem täglichen Einkauf in Auftrag geben. Wenn das Essen nichts kosten darf, wenn das Essen keine Flecken, keine Raupe und keine Frassspuren aufweisen darf, dann können die Bauern gar nicht anders, als ihre Kulturen davor zu schützen. Die gezeigten Beispiele sind schön und recht, aber sie sind keine Lösung für eine Mehrheit der Betriebe. Die Nachfrage dafür fehlt. Die Bauernfamilien wären bereit und stehen in den Startlöchern, mehr Bio zu produzieren. Nur müsste dafür der Bioanteil am Gesamtmarkt von den aktuell knapp 11 Prozent ziemlich rasant ansteigen.  Besonders störend ist zudem für uns, dass wir als Bauernverband keine Gelegenheit für eine Stellungnahme hatten. Auch keiner der während 45 Minuten kritisierten konventionellen Bauernbetriebe durfte etwas sagen. Kurz und gut: Die Sendung ist absolut nicht ausgewogen, sondern zeigt vor allem die persönliche Befindlichkeit des verantwortlichen Moderators. Vom öffentlich rechtlichen Fernsehsehen SRF dürfte man statt Kampagnenjournalismus eine differenziertere Berichterstattung erwarten!

Das Huhn als Massenware

Die Sendung ist sehr tendenziös. Die einheimische Eier- und Geflügelfleischproduktion wird durchgehend als «Geflügelindustrie» und «Massenbetriebe» bezeichnet. Auch die in der Landwirtschaft oft auftretenden Zielkonflikte sind konsequent ausgeblendet. Die Zuchtfortschritte haben z.B. dazu geführt, dass heute die Futtereffizienz viel besser ist. Für ein Ei braucht ein Tier noch halb so viel Futter wie in den 1970er-Jahren, für ein Kilo Pouletfleisch viermal weniger. Das schont die Ressourcen und damit die Umwelt. Die ausgemusterten Legehennen landen nicht alle in der Biogasanlage. Die Hälfte wird geschlachtet und gegessen. Die Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten, GalloSuisse, engagiert sich dafür, dass alle im Suppentopf oder auf dem Teller landen, so wie es früher üblich war. So genannte «Massentierhaltung» gibt es in der Schweiz nicht. Die Anzahl Hühner sind bei uns gesetzlich limitiert. Zudem ist Soja nicht das meistproduzierte Futtermittel, sondern Gras. Eine FAO-Studie belegt entsprechend, dass weltweit 86 Prozent des Futters für Nutztiere nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Kurz: Tierische Produkte zu konsumieren ist für eine optimale Ressourcennutzung durchaus sinnvoll.

Eine ausführlichere Stellungnahme zur Sendung ist hier zu finden.

Megatraktoren & Landwirtschaft

Es begann am 25. August 2020 in den TA-Medien mit dem Bericht «Wer hat den Grössten?». Die Sendung «Schweiz aktuell» von SRF nahm den Ball auf und behauptete ebenfalls, dass die Maschinen in der Schweizer Landwirtschaft würden immer grösser, schwerer und stärker und so den Boden übermässig belasten. Als Beispiel wird der neue Traktor eines Lohnunternehmers gezeigt, der 16 Tonnen wiegt. Der Schweizerische Verband für Landtechnik wertet jedes Jahr die neu zugelassenen Traktoren aus und teilt diese bezüglich ihrer Leistungen in elf Leistungsklassen ein. In der Schweiz dominiert die Klasse von 101 bis 120 PS. 2019 waren es 30,4% (2018: 28,1%) aller neu zugelassenen Modelle. An zweiter Stelle, 2019 mit einem leichten Rückgang auf 20,6%, sind es Traktoren mit Leistungen von 81 bis 100 PS. Leicht angestiegen ist die Kategorie mit 121-140 PS, nämlich von 18,6 auf 19,4%. Insgesamt präsentiert sich aber diese Aufteilung in die PS-Klassen als recht stabil. Weiterhin sind es 70% der neu zugelassenen Traktoren, die sich im Leistungsbereich von 81 und 140 PS bewegen. Grösser, schwerer und stärker: 2019 machte das Segment über 300 PS gerade einmal 0.5% aller neu zugelassenen Traktoren aus. Einige dieser Traktoren werden zudem gar nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Bauwirtschaft und für Transporte eingesetzt. Der Schutz des Bodens ist ein Anliegen jedes Landwirtschaftsbetriebs. Ein gesunder Boden ist die Voraussetzung für gute Ernten und gute Ernten sind die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. 

Chlorothalonil & Landwirtschaft

BLICK vom 31. August 2020 / 10 vor 10 vom 31. August 2020

Landauf und landab wird in den Medien seit mehr als einem Jahr über Grenzwertüberschreitungen von Abbauprodukten des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil berichtet. Die «Schuldigen» in den meisten Beiträgen: Die Bauern.

Korrekt ist: Chlorothalonil war ein während Jahrzehnten von den Behörden offiziell bewilligtes Pflanzenschutzmittel gegen verschiedene Pilzkrankheiten. Pilzkrankheiten reduzieren nicht nur die Ernten, vielmehr können sie diese gänzlich unverkäuflich machen. Die Bauern haben Chlorothalonil korrekt verwendet. Bis Anfang 2019 galt das Mittel und seine Abbauprodukte als unbedenklich für Umwelt und Gesundheit. In einer Überprüfung kam die europäische Gesundheitsbehörde zum Schluss, dass eine negative Auswirkung auf die Gesundheit nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann. Sie änderte ihre Beurteilung von «unbedenklich» zu «möglicherweise krebserregend». Die Schweizer Behörden reagierten und verboten Chlorothalonil auf Ende 2019. Die internationale Agentur für Krebsforschung stuft Chlorothalonil in die Kategorie 2 ein. Auch Aloe Vera-Extrakt, gewisse Teearten, eingelegtes Gemüse, magnetische Felder, Schreiner- oder Schichtarbeit sind in dieser Kategorie. Im Trinkwasser findet man nicht das Chlorothalonil selbst, sondern Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten. Aktuell ist ungeklärt, ob die Metaboliten, die aktuell die Grenzwerte überschreiten, überhaupt «relevant» sind. Gemäss einem Bericht des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sind sie nicht relevant für die menschliche Gesundheit. In diesem Fall gäbe es auch keine Grenzwerte. Wenn sie doch relevant wären, dann müsste laut einer Aussage des Berner Kantonschemiker im Bund vom 28. Januar 2020 eine 70 kg schwere Person lebenslang täglich 10'500 Liter Wasser trinken, um auf eine bedenkliche Dosis zu kommen. Man findet im Trinkwasser zudem viele andere «menschliche» Rückstände finden wie Medikamente, Hormone oder andere Chemikalienrückstände. Nur sucht man diese kaum oder gar nicht und Grenzwert gibt es ebenfalls praktisch keine dafür (Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA). Kurz: Viel Hype um wenig gefestigtes Wissen, aber einen ungerechtfertigten, grossen Imageschaden für die Landwirtschaft. Auch die Bauernfamilien wollen das Wasser sauber halten!