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Mercosur: Es geht um mehr als Steaks aus Argentinien

Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands vom 18. Juni 2018

Das angepeilte Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten ist in aller Munde. Der Schweizer Bauernverband hat sich mit den aktuellen Handelsströmen sowie den  Vor- und Nachteilen eines Abkommens befasst und diese in einem Bericht zusammengestellt. Er hält ein für alle akzeptables Ergebnis für durchaus realistisch, sofern der Wille dazu besteht.

Vor kurzem ist Bundesrat Johann Schneider-Ammann mit einer beachtlichen Delegation nach Südamerika gereist, um den Boden für ein Freihandelsabkommen mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay zu bereiten. Die Gäste bekamen – wie nicht anders zu erwarten war – eine beschönigte Fassung der dortigen Produktion zu sehen. Der Schweizer Bauernverband (SBV) hat die Zeit genutzt, um einen Bericht mit den aktuellen Handelsströmen  sowie den Vor- und Nachteilen eines allfälligen Abkommens aus Sicht der Schweizer Landwirtschaft zu erstellen. Dieser zeigt, dass die Mercosur-Staaten aktuell wenig Interesse an unseren Produkten haben. Ihr Anteil am Schweizer Exportvolumen beträgt gerade mal ein Prozent. Fast drei Viertel davon machen pharmazeutische und chemische Erzeugnisse aus. Umgekehrt importiert die Schweiz in erster Linie ungerösteten Kaffee sowie Sojaschrot, Rind- und Pouletfleisch. Der Käseexport ist unbedeutend. Die Mercosur-Staaten sind nicht besonders kaufkräftig. Im Gegenteil: Sie haben kleinere bis grosse wirtschaftliche Probleme. In Bezug auf die Landwirtschaft produzieren diese Länder nicht nur sehr günstiges Fleisch, sondern auch zahlreiche andere Produkte wie Früchte, Gemüse oder Getreide, die 1:1 in Konkurrenz mit der einheimischen Landwirtschaft stehen.

Die Schweiz importiert 50 Prozent ihres Lebensmittelkonsums. Die Hälfte davon zollfrei, der Rest mit einem Durchschnittszoll von sechs Prozent. Um den heutigen Inlandanteil zu halten, ist eine Importsteuerung unabdingbar. Dies gilt insbesondere für sensible Produkte, die durch ein effizientes, marktorientiertes System mit Kontingenten und Zöllen geschützt sind. Diese teils hohen Zölle sind in Verhandlungen eine Herausforderung. Die Schweiz mit ihrem hohen Importanteil und der hohen Kaufkraft verfügt aber über einen interessanten Absatzmarkt und damit über eine wichtige Verhandlungsmasse.

Der SBV ist nicht gegen Freihandelsabkommen. Er ist auf eine starke Wirtschaft angewiesen. Deshalb hat die Landwirtschaft allen bisherigen Abkommen zugestimmt. Voraussetzung dafür ist, dass auch ihre Interessen berücksichtigt und die roten Linien bei den sensiblen Produkten eingehalten werden. Zudem muss die Schweiz in künftigen Abkommen auch nicht-tarifäre Hemmnisse verbindlich regeln. Die Erfahrung mit den schleppenden Exporten nach China zeigt, dass diese genau so unüberwindbar sein können, wie Zölle oder Kontingente.  Der SBV ist überzeugt, dass auch mit den Mercosur-Staaten ein für alle akzeptables Abkommen möglich ist. Wo ein Wille ist, gibt es auch einen Weg.

Rückfragen

Markus Ritter

Markus Ritter

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Beat Röösli

Beat Röösli

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