Hauptinhalt

Kostenfalle Bürokratie: Schweiz muss jetzt handeln

Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe rasch und entschlossen entlasten

Medienmitteilung vom 24. November 2025

Das Wichtigste in Kürze:

  • In der Schweiz könnten Bürokratiekosten von über 30 Milliarden Franken pro Jahr vermieden werden, wenn die Behörden ihre Prozesse effizienter und digitaler ausgestalten.

  • Eine Entbürokratisierung würde Arbeitskapazitäten von über 55’000 Vollzeitstellen für produktive Tätigkeiten freisetzen.

  • Die Regulierungskosten insgesamt betragen rund 80 Milliarden Franken. Die Belastung für Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe muss jetzt abgebaut werden, damit diese weiterhin im Hochlohnland Schweiz produzieren können.

Internationale Unsicherheiten und ein zunehmender Fachkräftemangel setzen die Schweizer Unternehmen spürbar unter Druck. Gleichzeitig steigt die Regulierungs- und Bürokratielast für die Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe weiter an. Insgesamt wurden in der letzten Legislatur 203 Gesetze und Verordnungen neu geschaffen oder angepasst. Auch in der Halbzeit dieser Legislatur zeigt sich: Die Zahl der Vorschriften wächst weiter.

 

30 Milliarden Franken vermeidbare Bürokratiekosten pro Jahr

Übermässige Regulierung und hohe Bürokratiekosten belasten sowohl Unternehmen wie auch Landwirtschaftsbetriebe und hemmen das Wachstum. Eine neue Studie der BSS Volkswirtschaftliche Beratung AG (BSS) und des ifo Instituts zeigt dabei: 

  • Andere Staaten sind effizienter: Skandinavische Staaten wie Schweden oder Dänemark gestalten ihre Verwaltungsprozesse deutlich effizienter und digitaler.
  • Hohe vermeidbare Bürokratiekosten: Der internationale Vergleich zeigt, dass die Schweiz erhebliches Verbesserungspotenzial in der Effizienz der behördlichen Prozesse aufweist. Hätte die Schweiz vor zehn Jahren eine international vergleichbare Entbürokratisierung durchgeführt, würde das Pro-Kopf-BIP dadurch heute um rund 5 Prozent höher liegen. Der Vergleich zeigt, dass über 30 Milliarden Franken an Bürokratiekosten jedes Jahr vermeidbar wären. Die gesamten Regulierungskosten liegen sogar noch deutlich höher. Sie betragen gemäss einer Hochrechnung des Schweizerischen Gewerbeverbands rund 80 Milliarden Franken.
  • Bürokratieabbau erhöht Produktivität: Ein umfassender Bürokratieabbau würde kleine, mittlere und grosse Unternehmen sowie Bauernbetriebe gleichermassen entlasten und er würde auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken: Viele Mitarbeitende verbringen heute einen zu grossen Teil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Pflichten. Eine Reduktion der vermeidbaren Aufwände könnte gemäss BSS und dem ifo Institut Arbeitskapazitäten von über 55’000 Vollzeitstellen für produktive Tätigkeiten freisetzen.

     

Wirtschaft und Landwirtschaft fordern konkrete Massnahmen

Der Bundesrat hat im August entschieden, die Anstrengungen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schweiz zu intensivieren. Er hat die zuständigen Departemente beauftragt, in bestehenden Regulierungen Entlastungsvorschläge zu erarbeiten und bei noch nicht abgeschlossenen Vorhaben eine Verschiebung zu prüfen. Für die vier Dachverbände ist klar: Jetzt ist es Zeit zu handeln. Es müssen konkrete Schritte folgen. Die vier Dachverbände fordern Bundesrat, Parlament und Verwaltung auf, konsequent zu handeln und den Abbau der Bürokratie bis Ende der Legislatur voranzutreiben. 

Christoph Mäder, Präsident von economiesuisse, betont: «Die Wirtschaft braucht jetzt spürbare Entlastung. Wir fordern eine Digitalisierung aller Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Verwaltung, einen Marschhalt bei neuen Nachhaltigkeitsregulierungen und ein Umdenken bei den Umwelt- und Energieregeln. Nur so bleibt die Schweiz wettbewerbsfähig und innovativ.» 

Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands und Unternehmer, sagt: «Das vom Schweizerischen Gewerbeverband sgv veranlasste Unternehmensentlastungsgesetz muss jetzt konsequent umgesetzt werden. Von Mitgliedern der Gewerbekammer sowie von mir selber eingereichte Motionen verlangen zusätzlich eine KMU-Regulierungskostenbremse. Die Bürokratie trifft KMU härter als Konzerne. Für den Gewerbeverband geht es deshalb nicht nur um die Effizienz des Vollzugs, sondern vor allem auch um die Bekämpfung von unnötiger Regulierung an sich.» 

Severin Moser, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, betont: «Die Schweiz ist selbst in Europa in Sachen Fiskalquote kein Vorbild mehr. Sie hat ihren ‹schlanken Staat› längst eingebüsst. Wobei einer der grössten Treiber die Demografie respektive der Umgang damit im Rahmen der Sozialpolitik ist. Anstatt zur Finanzierung der ersten Säule laufend Steuern und Lohnabgaben zu erhöhen, braucht es endlich eine echte, strukturelle Reform.»

Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, ergänzt: «Die zunehmende Überregulierung schränkt den Spielraum der Betriebe ein, die sich nachhaltig und zukunftsfähig entwickeln wollen. Der bauliche Pflanzenschutz etwa birgt nachweislich grosses Potenzial. Strenge Auflagen und Bewilligungspflichten behindern jedoch vielerorts den Bau von Gewächshäusern oder Folientunnels. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wo es dringend Korrekturen braucht.»

 

Weniger Bürokratie – mehr Wohlstand

Eine Entlastung der Unternehmen und der Bauernbetriebe ist kein Selbstzweck: Weniger Bürokratie schafft Wohlstand, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und führt langfristig zu höheren Steuereinnahmen. Ein attraktiver Standort zieht Investitionen an, fördert Unternehmensgründungen und sorgt für zukunftsfähige Arbeitsplätze. Es braucht daher jetzt einen umfassenden Bürokratieabbau, um die Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts zu stärken. 

 

Rückfragen:

Weitere Beiträge zum Thema

AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell AGRISTAT Aktuell 08-17: Schätzung der Schweizer Ackerfläche für 2017

11.09.17 | Dank der Zunahme der Flächen von Silomais, Freilandgemüse und Kunstwiesen nimmt die Ackerfläche 2017 gegenüber dem Vorjahr um knapp 3000 Hektaren zu und überschreitet die Schwelle von 400 000 Hektaren deutlich. Die fünf wichtigsten Kulturen – Weizen, Mais, Gerste, Raps und Zuckerrüben – bedecken 78 % der offenen Ackerfläche.

Mehr lesen
Stellungnahmen Änderung der Verordnung über die Invalidenversicherung (IVV)

11.09.17 | Der SBV hat die Vorlage geprüft und kann die Anpassungsvorschläge in Zusammenhang mit der gemischten Methode unterstützen. Teilerwerbstätige Personen, die wegen familiären Pflichten die Erwerbstätigkeit reduzieren mussten, dürfen bei der Invaliditätsbemessung nicht diskriminiert werden. Die Fallbeispiele 1 und 2 im erläuternden Bericht sind nach unserer Einschätzung oft in Bauernfamilien anzutreffen. Durch die neue Berechnungsart erfahren diese Personen eine spürbare Verbesserung.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 35 (28.08. – 01.09.2017)

06.09.17 | Gleich mehrere Tierschutzfälle haben in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht. Sehr oft liegen die Gründe für solche Fälle in der persönlichen Situation der Betroffenen. Darum hat der SBV unter dem Titel „Brauchen Sie Hilfe?“ bereits vor einiger Zeit eine Liste mit Hilfsangeboten auf nationaler und kantonaler Ebene auf seiner Website aufgeschaltet. Eine solche Anlaufstelle zu nutzen braucht aber Mut, und manchmal ist ein Gespräch unter Berufskollegen dafür ein erster wichtiger Schritt. Darum: Hinsehen und ansprechen statt wegschauen lohnt sich!

Mehr lesen
Stellungnahmen Steuerung der Zuwanderung (Art. 121a BV) Änderungen VZAE, VIntA, AVV, AVIV und Reisende

05.09.17 | Der SBV fordert eine Lösung, welche für Arbeitgeber umsetzbar bzw. finanzierbar ist und keine administrativen Leerläufe verursacht. Das heisst: Die Stellenmeldepflicht soll generell erst ab einem Schwellenwert von 8% gel-ten. Zusätzlich sollen die Kantone bei Berufsarten mit unterdurchschnittlichen kantonalen Arbeitslosenzahlen die Kompetenz erhalten, diese von der Stellenmeldepflicht zu befreien. Der SBV hat angesichts des knappen Zeitplans grosse Bedenken, dass das SECO den öAV nicht rechtzeitig die notwendigen IT-Hilfsmittel zur Verfügung stellen kann. Fraglich erscheint uns ebenfalls, ob die Mitarbeitenden der öAV überhaupt bis 1. Januar 2018 ausgebildet werden können. Wir bitten Sie, dies bei der Festlegung des Datums für die Inkraftsetzung zu berücksichtigen, zumal der Vollzug sonst nicht sichergestellt werden kann.

Mehr lesen
Marktkommentar Schweizer Eier sind sauber

01.09.17 | In Schweizer Eiern gibt es keine Rückstände des Insektizids Fipronil. Dies ergaben Analysen von Stichproben, welche das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zusammen mit dem Verband der Kantonschemiker der Schweiz (VKCS) letzte Woche durchgeführt hat.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 34 (21.08. – 25.08.2017)

30.08.17 | Nach monatelangem Stillstand bei den Milchpreisen erhöhte die Branchenorganisation Milch nun endlich den Richtpreis für A-Milch. Matchentscheidend ist nun, dass die Beschlüsse flächendeckend umgesetzt werden. Der SBV wird ganz genau hinsehen, ob die Milchverarbeiter a) die Milchpreise per 1. Oktober anpassen und b) sie bei den Abzügen oder der Segmentierung die nötigen Korrekturen vornehmen werden.

Mehr lesen
Stellungnahmen Revision der Anleitung zur Schätzung des landwirtschaftlichen Ertragswertes und den damit verbundenen Änderungen der dazugehörenden Verordnungen

25.08.17 | Der landwirtschaftliche Ertragswert ist ein zentrales Element bei Betriebsübergaben innerhalb der Familie. Es handelt sich dabei nicht um ein Privileg des Betriebsnachfolgers / der Betriebsnachfolgerin. Der Ertragswert ist jene ausschlaggebende Bedingung, welche den Fortbestand des landwirtschaftlichen Gewerbes innerhalb der Familie sicherstellt. Damit wird auch das Kulturland nachhaltig erhalten und geschützt. Müssten die Betriebe durch die nachfolgende Generation zum Verkehrswert gekauft werden, so wäre eine landwirtschaftliche Produktion nicht mehr wirtschaftlich. Die Produktionsgrundlage würde den selbstbewirtschaftenden Landwirten entzogen und könnte höchstens noch von Grossgrundbesitzern gepachtet werden. Der landwirtschaftliche Ertragswert verhindert im Zusammenspiel mit den anderen Bestimmungen des BGBB schädliche Spekulationen mit dem für uns so wertvollen Boden.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 33 (14.08. – 18.08.2017)

23.08.17 | Einmal im Jahr hält der Vorstand des Schweizer Bauernverbands eine zweitägige Sitzung ausserhalb der üblichen Tagungsorte ab. Für den Vorstand ist das jeweils eine gute Gelegenheit, die Spitzen der örtlichen Bauernverbände zu treffen. Die Augustsitzung fand dieses Jahr in Appenzell statt. Am Abendanlass auf der Ebenalp, beim Besuch der Appenzeller Schaukäserei und auf dem Hof des ehemaligen Vorstandsmitglieds und aktuellen Regierungsrats Alfred Stricker wurde der Austausch mit den Spitzen der beiden Bauernverbände AR und AI gepflegt. Solche Treffen zeigen immer wieder die Verschiedenheit der Schweizer Landwirtschaft und auch, dass es sowohl gemeinsame als auch regional unterschiedliche Anliegen der Bauern gibt.

Mehr lesen