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Unterschreiben – zum Wohl der Insekten und des ganzen Ökosystems

Gemeinsame Medienmitteilung des Schweizer Bauernverbands, den Naturfreunden Schweiz, Dark-Sky Switzerland und apisuisse vom 4. September 2018

Mehr Fakten: die Ursachen und die Tragweite des Insektensterbens in der Schweiz müssen umgehend aufgezeigt werden, damit rasch wirksame Massnahmen folgen. Dies verlangt die Petition „Insektensterben aufklären“, die am Dienstag in Bern von den Naturfreunden Schweiz NFS gemeinsam mit Dark-Sky Switzerland, dem Schweizer Bauernverband SBV sowie dem Dachverband der Schweizer Imkerinnen und Imker apisuisse lanciert worden ist.

Dass die Zahl und Vielfalt der Insekten abnimmt, nehmen Fachleute bereits seit Jahren wahr. Studien aus dem Ausland zeigten jüngst, wie dramatisch die Lage bereits ist. «Das unaufhaltsame und von der Öffentlichkeit bis dato weitgehend unbemerkte Fortschreiten des Insektensterbens bereitet den Naturfreunden grosse Sorgen», so NFS-Präsident Urs Wüthrich-Pelloli. Mit der Petition „Insektensterben aufklären“ wollen die beteiligten Organisationen das Thema nun in die breite Öffentlichkeit tragen: «Jede und jeder soll sich bewusst werden, was Insekten in ihrer Vielfalt, Schönheit und wegen ihrer Schlüsselrolle in der Ökologie für uns alle bedeuten. Und dass wir alle gefordert sind, für ihren Erhalt einzustehen. Gerade weil die Diskussion über das Insektensterben aktuell kontrovers geführt wird, braucht es solide und akzeptierte Entscheidungsgrundlagen, damit griffige politische Massnahmen mehrheitsfähig werden», so der Präsident der Naturfreunde Schweiz.
Die Petition läuft im Internet (www.insektensterben.ch) und auf Papier. Die Sammelfrist endet am 24. November 2018. Ziel des Komitees ist es, dem Bundesrat und dem Parlament während der kommenden Wintersession der Eidgenössischen Räte mindestens 50‘000 Unterschriften zu überreichen.

Eminente Bedeutung für die Landwirtschaft
Wo Insekten verschwinden, hungern nicht nur die Vögel. Nationalrat Jacques Bourgeois, Direktor des Schweizer Bauernverbands, verwies am Dienstag in Bern vorab auf die unverzichtbare Aufgabe der Insekten bei der Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturen, wie beispielsweise der Obstbäume. Eine Vielzahl und Vielfalt von Insekten sei für die Landwirtschaft geradezu essenziell. Weltweit wird die „Arbeit“ der Insekten beim Bestäuben auf einen Gegenwert von 153 Milliarden Euro geschätzt (Quelle:„Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline“, Gallai et al., 2016). Eine ebenso wichtige Rolle spielen Insekten zudem für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. «Das Interesse der Landwirtschaft am Schutz der Insekten liegt auf der Hand», betonte Bourgeois. Die Schweizer Landwirtschaft sei bereit, für dieses Thema Verantwortung zu übernehmen.

Wo Pflanzenarten verschwinden, sterben die Bienen
Dass es dringend weitere Anstrengungen zur Aufklärung des Insektensterbens braucht, davon zeigten sich am Dienstag auch Sonia Burri-Schmassmann, Präsidentin und Mathias Götti Limacher, Vizepräsident von apisuisse überzeugt. Während Honigbienen sozusagen ‚unter Beobachtung‘ durch die Imkerinnen und Imker stehen, bedürften insbesondere die Wildbienen eines besonderen Schutzes, da diverse Wildbienenarten stark auf einige wenige Nahrungspflanzen spezialisiert seien. «Verschwindet eine Pflanzenart, stirbt auch die dazugehörige Wildbienenart aus». Darum brauche es in unseren Landschaften beispielsweise auch Totholz, über den Winter stehen gelassene Pflanzenstängel oder Abrisskanten mit offenem Boden.

Unnötige Lichtverschmutzung schadet Mensch und Tier
Auf die für Insekten besonders negativen Folgen des Kunstlichts verwies am Dienstag Lukas Schuler, Präsident von Dark-Sky Switzerland. So können an einer einzelnen Lampe pro Nacht Hunderte Insekten angelockt und eingefangen werden und schliesslich aus Erschöpfung verenden. Studien aus Deutschland belegen, dass die Lichtverschmutzung jährlich um 2% zunimmt, und dies bezogen sowohl auf die Lichtstärke wie auch im Ausmass der beleuchteten Flächen. Zwar konnte mit den ab dem Jahr 2009 eingeführten LED-Strassenlampen der Energiebedarf gesenkt werden, hingegen erzeugen jene Lampen ein Licht mit einem hohen Blauanteil. Solches Licht wirkt auf die Insekten geradezu magnetisch. Daher spricht sich Dark-Sky Switzerland dafür aus, auf kaltes oder neutralweisses Licht zu verzichten und stattdessen nur Leuchten einzusetzen, die warmes Licht erzeugen.
Leider setze das Bundesamt für Energie aber weiterhin auf LED-Leuchtmittel, die diesen Anforderungen nicht oder nur ungenügend Rechnung tragen. «Früher waren die Effizienzunterschiede von kaltem zu warmem Licht tatsächlich noch wesentlich. Heute aber ist es möglich, warmes Licht mit einem Verlust von nur 2% zu erzeugen», hielt Schuler dazu fest. Es gebe daher keinen Grund mehr, auf warmes LED-Licht zu verzichten. Letztlich käme dies auch der Nachtruhe des Menschen zu Gute.

Bildmaterial zur freien Verfügung
Weitere Bilder: www.insektensterben.ch/medien

 

Weitere Informationen

  • Verantwortung Petition: Sebastian Jaquiéry, Vizepräsident Naturfreunde Schweiz Pavillonweg 3, 3001 Bern, 031 306 67 67, sebastian.jaquiéry@anti-clutternaturfreunde.ch, www.naturfreunde.ch
  • Medienanfragen Naturfreunde Schweiz: Beatrice Rychen, Naturfreunde Schweiz Telefon 031 306 67 67, beatrice.rychen@anti-clutternaturfreunde.ch, www.naturfreunde.ch
  • Medienanfragen Dark-Sky Switzerland: Lukas Schuler, Präsident Dark-Sky Switzerland,
    Telefon 044 741 10 67, lukas.schuler@anti-clutterdarksky.ch, www.darksky.ch
  • Medienanfragen Schweizer Bauernverband SBV: Diane Gossin, Schweizer Bauernverband SBV, Telefon 056 462 51 11, diane.gossin@anti-cluttersbv-usp.ch, www.sbv-usp.ch
  • Medienanfragen apisuisse: Mathias Götti Limacher Zentralpräsident Bienen Schweiz
    Telefon: 076 511 22 21, mathias.goetti@anti-clutterbienenschweiz.ch, www.apisuisse.ch

 

Trägerschaften

Naturfreunde Schweiz
Der Verband der Naturfreunde Schweiz NFS (1905 gegründet) zählt rund 14‘000 Mitglieder. Die Naturfreunde treten ein für einen sorgfältigen Umgang mit Natur und Umwelt, und sie bieten Aktivitäten in den Bereichen Wandern, Bergsport, Ökologie und Kultur.

Als Verband auf nationaler Ebene verfügen die NFS über das Verbandsbeschwerderecht und nehmen auch politisch Stellung zu Natur- und Umweltthemen. Die NFS sind Mitglied der Naturfreunde Internationale NFI, respektive der internationalen Naturfreunde-Bewegung.

Zu einem wichtigen Markenzeichen der Naturfreunde gehören die Naturfreundehäuser; in der Schweiz existieren über 80 solcher NF-Häuser. Diese stehen allen offen, also auch Nicht-Mitgliedern.

Dark-Sky Switzerland
Die «International Dark-Sky Association» (IDA) ist in den Vereinigten Staaten von Amerika beheimatet und bildet das internationale Dach über die Ortsverbände, welche meist einem Land zugeordnet sind, so wie Dark-Sky Switzerland.
Dark-Sky Switzerland ist unabhängiges Mitglied der IDA und nimmt sich in der Schweiz des Problems der Lichtverschmutzung an. Seit dem Jahr 2018 ist Dark-Sky Switzerland zudem Mitglied von naturschutz.ch.

Schweizer Bauernverband
Der Schweizer Bauernverband SBV vertritt die Interessen der rund 50‘000 einheimischen Bauernfamilien. Er setzt sich ein für eine nachhaltig und tierfreundlich produzierende Landwirtschaft, die ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sowie zum Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen wahrnimmt.

Apisuisse
Apisuisse vertritt als Dachverband die Interessen der rund 18‘000 Imkerinnen und Imker in der Schweiz. Zum Verband gehören BienenSchweiz, Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz (vormals VDRB), die Société Romande d'Apiculture (SAR), und die Società Ticinese di Apicoltura (STA).
Apisuisse als Dachverband bezweckt die Koordination der Arbeit der drei Mitgliedervereine und ist Ansprechpartner der Bundesämter für bienenrelevante Themen. Weiter betreibt apisuisse das Kompetenzzentrum apiservice mit dem Bienengesundheitsdienst und der Fachstelle Zucht.

Ziele von apisuisse sind die Wahrung der gemeinsamen Interessen sowie der Kontakt zu Politik und internationalen Bienenorganisationen. So ist apisuisse auch Mitglied des internationalen Verbandes der Bienenzüchtervereinigungen apimondia.

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