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Zucker - Die Süsse im Ackerbau

In der Schweiz werden rund 17'000 Hektaren Zuckerrüben  angebaut  (AGRISTAT). Davon werden mit steigender Tendenz ungefähr 300 Hektaren biologisch produziert. Weiter wurden 2024  auf rund 4'500 Hektaren IP-Suisse-Zuckerrüben angebaut  (Quelle: Schweizer Zucker AG). Konventionell angebauter Schweizer Zucker wird nach den Vorgaben von Suisse Garantie produziert und ist nachhaltiger als importierter Zucker. Insgesamt verarbeiten die beiden Fabriken Aarberg und Frauenfeld ungefähr 1,5 Mio. Tonnen Zuckerrüben während einer Kampagne von September bis Dezember (Schweizer Zucker AG). Neben dem Zucker fallen für Futterzwecke Zuckerrübenschnitzel an, die von den Landwirten wieder eingekauft werden können. Weitere Nebenprodukte sind Blumenerde, Melasse, Kalk, Bioethanol oder Pektin sowie weitere lokale Nebenprodukte.

Handel, Nachhaltigkeit und strategische Bedeutung

In einem Schiedsspruch von 2005 forderte die WTO die EU auf, ihre Zuckerausfuhren um annähernd 5 Mio. Tonnen zu senken, da sie mit ihrem subventionierten Zucker den Weltmarktpreis künstlich senkte. Die EU, bis anhin die weltweit zweitwichtigste Zuckerexporteurin, musste ihre Zuckermarktordnung grundlegend ändern. Sie reduzierte in der Folge die Rübenproduktion, führte Anbau- und Exportquoten ein und senkte den Rüben- und Zuckerpreis um rund 40%. Die Reform hatte einen Flächenrückgang um rund einen Drittel zur Folge. Die EU wurde damit zur Zucker- Nettoimporteurin.

Mit dem Ziel die Selbstversorgung wieder zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, hat die EU Ende September 2017 die Produktionsbegrenzung für Zucker und Isoglucose sowie den Mindestpreis für Zuckerrüben aufgehoben. Gleichzeitig mit der Marktliberalisierung entfiel die von der WTO auferlegte Exportbeschränkung von Zucker. In der Folge des Entscheides haben die Zuckerfabriken ihre Verarbeitung erhöht und die Anbaufläche wurden in den meisten EU- Länder ausgedehnt. Die Produktionsausdehnung fiel in klimatisch gute Jahre und die Produktionsmenge 2017 lag über dem Eigenbedarf der EU. Die Überproduktion fiel mit einer Baisse des Weltzuckermarktes zusammen und das Preisniveau brach ein. Im August 2019 lag der EU- Zuckerpreis auf einem Zehnjahrestief von rund 300 Euro.

Der Verdrängungskampf unter den Zuckerfabriken führt ab 2020 wiederum zu Schliessungen von europäischen Fabriken. Da der Schweizer Zuckermarkt durch die bilateralen Verträge mit der EU direkt verbunden ist (Doppelnulllösung), sank auch der Zucker- und damit der Rübenpreis in der Schweiz während dieser Zeit.  Im Jahr 2024 stiegen die Zuckerpreise in Europa und auf globaler Ebene deutlich an. Zu den Hauptursachen gehörten klimatische Unwägbarkeiten, insbesondere in Brasilien, dem weltweit grössten Zuckerproduzenten. Diese Bedingungen beeinträchtigten die Zuckerrohrplantagen und verringerten die Erntemengen. In Indien, dem zweitgrössten Zuckerlieferanten, wirkten sich die Exportbeschränkungen, die zur Sicherung der inländischen Versorgung eingeführt wurden, ebenfalls auf den Markt aus. Die Rübenpreise in der Schweiz konnten von diesem Trend profitieren und sind in den letzten Jahren stark angestiegen.

 

Der Swissnessversorgungsgrad von Zucker liegt bei ungefähr 50 Prozent. Die Swissness-Regeln sind seit 1. Januar 2017 in Kraft. Sie legen fest, ab wann ein Produkt mit der Herkunft Schweiz werben darf. 

Zucker ist in der Schweiz ein strategisch wichtiges Produkt der Landesversorgung. Der Bund steht hinter der Schweizer Zuckerproduktion.  Nebst der nachhaltigen Produktion von Schweizer Zucker und dessen Nebenprodukten, ist die Rübenproduktion und -verarbeitung eng mit zahlreichen Arbeitsplätzen sowie einem breiten Wissen rund um die Rübenproduktion verbunden und hat in der Schweiz eine lange Tradition.

Anbaubedingungen, Logistik und Gesellschaft

Die Schweizer Rübenpflanzer stehen vor zahlreichen agronomischen Herausforderungen. Seit 2015 fordert das Syndrome de la basse richesse (SBR) die Produzenten heraus. SBR wird durch ein Bakterium oder Phytoplasma ausgelöst, welches von einer Zikade übertragen wird und die Rüben vergilben lässt. Es senkt den Zuckergehalt bei befallenen Pflanzen. . Die viröse Vergilbung ist ebenfalls eine Krankheit, die zu erheblichen Ertragseinbussen führt und in der Schweiz nach dem Verbot eines Pflanzenschutzmittels wieder aufgetreten ist. Cercospora, eine altbekannte Krankheit, die erhebliche Blattschäden verursachen kann, führt zu zusätzlichen Herausforderungen. Neu ist der Rübenrüssler, der ebenfalls die Kulturen befällt. Die Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) bietet den Produzenten eine wertvolle Plattform für technische Beratung und Forschung.

Die tägliche Belieferung der Fabriken ist logistisch betrachtet eine grosse Herausforderung. Der Transport wird bäuerlich und regional mit Transportorganisationen durchgeführt und zusammen mit der Fabrik organsiert. Rund 50 Prozent der Menge werden per Bahn und 50 Prozent via Strasse angeliefert. 

Die Zuckerrüben sind eine anspruchsvolle Kultur, leisten aber einen wichtigen Beitrag für eine vielfältige Fruchtfolge. Dank ihrem ausgeprägten Wurzelwerk dringen sie bei idealen Bedingungen in tiefe Bodenschichten vor und lockern diese. In einer winterfruchtbetonten Fruchtfolge tragen sie zu einer wechselnden Unkrautflora bei. Die 30 Prozent nachhaltigere Produktion von Schweizer Zucker im Vergleich zu europäischen Zucker wurde mit einer unabhängigen Nachhaltigkeitsstudie bereits belegt. Die Nachhaltigkeit ist und wird auch in Zukunft für weitere Entwicklungen im Anbau wichtig sein.

Kontaktperson

Nicolas Wermeille

Geschäftsführer Schweizerischer Verband der Zuckerrübenpflanzer
Fachverantwortlicher: Spezialkulturen, Wettermonitoring, Pflanzenschutz

Belpstrasse 26, 3007 Bern
nicolas.wermeille@sbv-usp.ch 
Departement Produktion, Märkte & Ökologie
Geschäftsbereich Pflanzenbau