Hauptinhalt

Prämien-Entlastungs-Initiative: Es droht eine weitere Milliardenrechnung

Die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP fordert, dass die Versicherten höchsten 10 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Krankenkassenprämien aufwenden müssen. Es ist unbestritten, dass die Krankenkassenprämien viele Haushalte zunehmend belasten. Denn die Gesundheitskosten sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Aktuell erhält deshalb rund ein Viertel der Bevölkerung eine Prämienverbilligung. Das sind 2.3 Millionen Menschen.

Da die Krankenkassenprämien pro Person und unabhängig von der Einkommenshöhe sind, möchten die Initianten die Prämienbelastung quasi deckeln. Familien, Rentner-Paare und Personen mit durchschnittlichen Einkommen sollen neu ebenfalls entlastet werden. Bei Menschen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen sind die Kantone bereits heute verpflichtet, die Prämien zu verbilligen.

Diese Prämienverbilligungen schlagen heute mit 5.4 Milliarden Franken jährlich zu Buche. Mehr als die Hälfte des Betrags bezahlt der Bund (2.9 Milliarden Franken). Die Kantone übernehmen 2.5 Milliarden Franken. Mit der SP-Initiative kämen gemäss Schätzungen des Bundesrats weitere 3.5 bis 5 Milliarden Franken hinzu. Die Hauptlast hätte die sonst schon stark belastete Bundeskasse zu schultern. Total beliefen sich die Prämienverbilligungen mit der SP-Initiative auf über 10 Milliarden Franken pro Jahr.

Bei einer Annahme der Initiative wäre das Bundesbudget nochmals massiv belastet. Und dabei ist das Problem der Finanzierung der im März angenommenen 13. AHV-Rente noch nicht gelöst. Der jährliche Bundesbeitrag an die AHV wird voraussichtlich von heute 10 auf 13 Milliarden im Jahr 2030 ansteigen. Aktuell weist der Bundeshaushalt bereits Fehlbeträge in Milliardenhöhe aus. Dieser weitere finanzielle Hosenlupf der Prämienverbilligung würde unweigerlich massivste Sparmassnahmen mit sich bringen. Im Hauptfokus wären einmal mehr die ungebundenen Ausgaben. Dazu gehört auch derAgrarkredit mit den Direktzahlungen.

Besonders störend ist, dass die Initiative keine Lösungen bringt, um das Übel an der Wurzel zu packen und die stetig steigenden Gesundheitskosten einzudämmen. Sie blendet die Ursachen der explodierenden Gesundheitskosten (z.B. unnötige Leistungen, zu viele Spitäler) völlig aus und erhöht einfach die finanziellen Verpflichtungen der öffentlichen Hand.

Wegen den horrenden finanziellen Kosten lehnte das Parlament die Initiative ab. Es verweist auf einen ausgearbeiteten kostendämpfenden Gegenvorschlag zur Volksinitiative. Dieser sieht vor, dass die Kantone neu einen Mindestbetrag der Kosten der obligatorischen Grundversicherung (Krankenkassen) für die Prämienverbilligung aufwenden müssen. Zurzeit muss nur der Bund seine Beiträge an die Prämienverbilligung automatisch erhöhen, wenn die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung steigen. Mit dem Gegenvorschlag müssten dies auch die Kantone tun. Er verpflichtet also die Kantone, einkommensschwache Haushalte stärker zu entlasten. Der Gegenvorschlag setzt dort an, wo tatsächlich ein Handlungsbedarf besteht. Dieser «Kompromiss» bedeutet für die Kantone Mehrkosten von etwa 360 Millionen Franken.

Aus all den Gründen ist die Prämien-Entlastung-Initiative abzulehnen. Nur bei einer Ablehnung tritt der ausgewogene und wirkungsvollere Gegenvorschlag in Kraft.

Autor

Peter Kopp

Peter Kopp

Leiter Departement Soziales und Dienstleistungen
Generalsekretär Agrisano

Telefon 056 461 71 82
E-Mail peter.kopp@agrisano.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Stellungnahmen
Stellungnahmen Änderung des Geoinformationsgesetzes; Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREB-Kataster)

11.06.25 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zur Änderung des Geoinformationsgesetzes; Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREB-Kataster)

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 23-2025

10.06.25 | Wie immer zum Start einer Session besprach der SBV mit den bäuerlichen Parlamentarier/innen die für die Landwirtschaft wichtigsten anstehenden Geschäfte.

Mehr lesen
Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in

05.06.25 | Setzen Sie sich als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in für eine starke Landwirtschaft ein. Werden Sie Teil unseres engagierten Teams in Bern!

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 22-2025

04.06.25 | Ende April hat der Blick über die Krise bei der Schweizer Schafwolle berichtet. Weil die Abnehmer fehlen, drohen bis zu 80 Tonnen Wolle entsorgt zu werden. Eine in der Westschweiz lebende Chinesin hat sich nun beim SBV gemeldet. Sie möchte die Wolle kaufen, um sie nach China zu exportieren. Wer hätte gedacht, dass nach Käse die Wolle der nächste potenzielle Exportschlager wird?

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 21-2025

26.05.25 | Eine neue Kampagne von «Schweizer Bäuerinnen & Bauern» ist gestartet und soll die Verbindung zwischen Stadt und Land stärken. Dies und mehr in den SBV-News.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 20-2025

19.05.25 | Für eine frühzeitige Erkennung von Trockenheit: Bund, Kantone und Fachstellen bündeln ihre Daten auf der neuen Plattform www.trockenheit.ch.

Mehr lesen
SBV-News
SBV-News SBV-News Nr. 19-2025

12.05.25 | Der SBV setzt sich für eine einheitliche Lösung und faire Vergütung von Klimaleistungen in der Landwirtschaft ein.

Mehr lesen
Stellungnahmen
Stellungnahmen Procédure de consultation : Révision de l’ordonnance sur la réduction des risques liés aux produits chimiques (ORRChim) – annexe sur les produits biocides

06.05.25 | Stellungnahme des Schweizer Bauernverbands zum Bundesgesetz über das Entlastungspaket 2027 Vernehmlassungsverfahren

Mehr lesen