Hauptinhalt

Es bleiben weniger als 100 Tage!

Standpunkt des Schweizer Bauernverbands vom 21. Juni 2024

Am 22. September stimmen wir über die Biodiversitätsinitiative ab. Es bleiben also genau drei Monate, um die Stimmbevölkerung von einem Nein zu überzeugen. Warum ist das für die Landwirtschaft wichtig?

Wird die Initiative angenommen, müssen sehr grosse Flächen zusätzlich für die Biodiversität reserviert werden. Der Initiativtext ist zwar relativ offen formuliert. Die Umweltschutzorganisationen – die hinter der Biodiversitätsinitiative stehen – haben ihr Ziel aber klar und offen formuliert: 30 Prozent der Landesfläche soll für die Biodiversität zur Verfügung stehen! Gelichzeitig sagen sie, dass heute erst 8 Prozent ausreichend geschützt sind. Das heisst: Mit der Annahme der Initiative müssen weitere 22 Prozent oder fast 900‘000 ha in erster Linie der Förderung der biologischen Vielfalt dienen. Das entspricht der Fläche der Kantone Waadt und Bern zusammen. Und vor allem: Sie möchten diese Flächen in den kantonalen Richtplänen ausweisen und damit auch rechtlich fixieren.

Für die Bauernfamilien bedeutet dies auch bei einer abgeschwächten Umsetzung: Sie können grosse zusätzliche Flächen nicht oder nur mehr eingeschränkt für die landwirtschaftliche Produktion und die Bereitstellung von Lebensmitteln nutzen. Gleichzeit wissen wir, dass wir diese sehr wohl brauchen. Wir müssen also noch mehr Essen importieren. 

Aber nicht nur die Landwirtschaft ist von dieser Initiative betroffen. Die Wald- und Forstwirtschaft würden auch massiv eingeschränkt. Der Tourismus könnte kaum mehr Infrastrukturen wie Seilbahnen bauen. Die Energiewirtschaft wäre ebenfalls betroffen, weil beispielsweise kaum mehr neue oder Erweiterungen von Stauseen möglich wären. Zur Deckung unseres Bedarfs müssten wir folglich auch mehr Holz und Strom importieren. Auch aus Regionen, in denen die Ökologie wesentlich weniger zählt als in der Schweiz. Die Biodiversitätsinitiative folgt daher der Logik „aus den Augen aus dem Sinn.“ Dazu kommt, dass es in der Initiative auch um die sogenannte Erhaltung der Baukultur in den geschützten Gebieten geht. Viele neue Auflagen im Bereich Denkmalschutz würden das Bauen weiter verteuern. Insgesamt würden die ländlichen Regionen in ihrer Entwicklung weitgehend ausgebremst. Der ländliche Raum würde zu einer Art „Ballenberg“.

Die Biodiversität ist wichtig, das bestreitet niemand. Für die Landwirtschaft gilt das besonders. Denn viele Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Doch es hat sich in den letzten Jahren viel getan. Unterdessen dient jede 5. Hektare Landwirtschaftsland der Förderung der biologischen Vielfalt. Um noch mehr Wirkung zu erzielen, braucht es nicht in erster Linie mehr Fläche, sondern eine gute Qualität der bestehenden.

In den verbleibenden knapp 100 Tagen müssen aufzeigen, dass wir bereits viel für die Biodiversität tun und die extremen Folgen, die eine Annahme für die einheimische nachhaltige Lebensmittel-, aber auch Holz- und Stromproduktion hätten. Um ein klares Nein zu erreichen, ist Engagement gefragt! Bäuerinnen und Bauern sind die glaubwürdigsten Botschafterinnen und Botschafter für die Anliegen der Landwirtschaft. Neben der eigentlichen Überzeugungsarbeit gilt es, uns wohlgesonnenen Kreise effektiv an die Urne zu bringen, um ein NEIN einlegen. Es braucht also Mobilisation. Danke für eure Unterstützung, damit wir keine böse Überraschung erleben!

Autor

Martin Rufer

Martin Rufer

Direktor Schweizer Bauernverband

Telefon 078 803 45 54
E-Mail martin.rufer@sbv-usp.ch

Weitere Beiträge zum Thema

Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Tag der offenen Hoftüren – Gastgeberhöfe gesucht!

21.06.21 | Einblick geben, den Hof zeigen und ins Gespräch kommen: Der Beziehungsaufbau zur Bevölke-rung wird für die Schweizer Bauernbetriebe je länger je wichtiger. Der Tag der offenen Hoftü-ren am Sonntag, 19. September 2021 bietet die ideale Gelegenheit dazu. Nutzen Sie die Chan-ce und melden sich bis am 16. Juli an auf www.bauernportal.ch !

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Der Schleppschlauch wird obligatorisch

18.06.21 | Der Nationalrat verpasst die Chance, den sehr problematischen Entscheid des Bundesrates zum Schleppschlauchobligatorium zu korrigieren. Somit wird der Einsatz emissionsmindern-der Ausbringverfahren ab 2022 obligatorisch. Der Schweizer Bauernverband bedauert dies.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen 1. August-Brunch findet statt

17.06.21 | Die Würfel sind gefallen! Der Schweizer Bauernverband entschied in Anbetracht der positiven Covid-Entwicklungen und der vom Bundesrat in Vernehmlassung geschickten Öffnungsschritte für Ende Juni, den beliebten Buure-Zmorge am Nationalfeiertag durchzuführen. Die Betriebe haben noch bis 30. Juni 2021 Zeit sich einzuschreiben, ihre Anmeldung zu bearbeiten oder diese zu annullieren.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 23 (07.6. – 11.6.2021)

14.06.21 | Mit dem Abstimmungssonntag geht eine Kampagne zu Ende, bei der das Engagement auf allen Ebenen so gross wie wohl nie zuvor war. Betriebe aller Produktionsrichtungen, Labels, Bäuerinnen und Junglandwirte gaben gleichermassen alles mit dem Aufstellen von Tafeln, Blachen, Sujets, Flugblatt- oder Standaktionen sowie in den sozialen Medien. Herzlichen Dank allen für das grosse und unermüdliche Engagement in den letzten Monaten! Wir haben zusammen alles gegeben – und das hat sich letztendlich ausbezahlt.

Mehr lesen
Medienmitteilungen
Medienmitteilungen Bauernfamilien bedanken sich für das Vertrauen

13.06.21 | Die Stimmbevölkerung lehnt die beiden Agrarinitiativen «Trinkwasser» und «Pestizidfrei» deutlich ab. Die einheimische Land- und Ernährungswirtschaft ist froh, dass die beiden extremen Vorlagen keine Mehrheit fanden. Sie hätten die einheimische Produktion reduziert, Lebensmittelimporte gefördert und die Preise fürs Essen erhöht. Speziell die Trinkwasser-Initiative hätte nicht einmal der Umwelt einen Nutzen gebracht. Mit der neuen Pestizidgesetzgebung ist zudem garantiert, dass es weitere Schritte für eine noch nachhaltigere Landwirtschaft gibt.

Mehr lesen
AGRISTAT aktuell
AGRISTAT aktuell Agristat Aktuell 05-21: Die mittlere ortsanwesende Bevölkerung: eine Statistik von Agristat

10.06.21 | Die mittlere ortsanwesende Bevölkerung ist eine Statistik von Agristat, welche die Anzahl Personen beinhaltet, die sich in einem Kalenderjahr in der Schweiz mit Nahrungsmitteln verpflegen. Sie berücksichtigt Grenzgänger, Touristen sowie Kurzaufenthalter des Asylbereichs und erlaubt somit eine genaue Berechnung des Nahrungsmittelverbrauchs pro Kopf. Auch wenn sich die mittlere ortsanwesende Bevölkerung nicht stark von der ständigen Wohnbevölkerung unterscheidet, kann sie dennoch einen entscheidenden Einfluss auf den Pro-Kopf-Verbrauch ausüben. Dies verdeutlicht die Berechnung des Geflügelfleischverbrauchs pro Kopf, der – berechnet anhand der mittleren ortsanwesenden Bevölkerung – keine steigende, sondern eine stagnierende Tendenz aufweist.

Mehr lesen
SBV-News SBV-News Nr. 22 (31.5. – 5.6.2021)

09.06.21 | Am 13. Juni geht eine Abstimmungskampagne zu Ende, bei der das Engagement auf allen Ebenen so gross wie wohl nie zuvor war. Betriebe aller Betriebsrichtungen und Produktionslabels, Bäuerinnen, junge Berufsleute ga-ben gleichermassen alles mit dem Aufstellen von Tafeln, Blachen, Sujets, Flugblatt- oder Standaktionen sowie in den sozialen Medien. Wie auch immer das Ergebnis am 13. Juni ausfallen wird: Diesen grossen Zusammenhalt unter den Bauernfamilien im ganzen Land sollten wir in die Zukunft mitnehmen können!

Mehr lesen
Stellungnahmen Teilrevision Wasserbaugesetz

02.06.21 | Ein vollständiger Schutz vor Unwetter und Hochwasserereignissen ist aufgrund der zunehmenden Vorkommnisse kaum mehr umsetzbar und führt zu falsch gewähnten Sicherheiten. Das Umdenken hin zu einem risikobasierten Hochwasserschutz, also der Überlagerung von Gefahr und Nutzung, ist grundsätzlich unterstützenswert. Hingegen bedauern wir, dass bei der Erarbeitung der Vorlage zwar diverse Bundesstellen miteinbezogen wurden, jedoch nicht das Bundesamt für Landwirtschaft. Das Schadenspotential in der Landwirtschaft, insbesondere auf wertvollen Fruchtfolgeflächen, lässt sich durchaus mit jenem im Siedlungsgebiet vergleichen.

Mehr lesen